Vorwürfe an die USA 10.04.2016 20:05
Eine Verringerung der Konflikte scheint nicht angestrebt zu sein
Der russischer Ökonom und Berater von
Putin zu Fragen der regionalen Integration, Sergej Glasjew, hat der USA
vorgeworfen, sie würden ›einen
weiteren Weltkrieg entfesseln‹,
um das kollabierende transatlantische Finanzsystem zu retten. Den Schlüssel zur
Lösung der gegenwärtigen Krise sieht er, wie er am 29. 3. in einem Interview erklärte,
im Fortgang der von Rußland gezielt verfolgten Entwicklungsstrategie sowie
in der eurasischen Integration. Wie Glasjew des weiteren ausführte,
betrachteten das Weiße Haus und andere in Washington ›die Welt auch
weiterhin durch das Prisma des Kalten Krieges und der britischen Konfrontation
mit Rußland und Deutschland, und nun entfesseln die USA einen weiteren
Weltkrieg. Die Kombination aus den objektiven Problemen der amerikanischen
Finanzoligarchie und der seltsamen Geisteshaltung der amerikanischen
Geopolitiker droht einen Weltkonflikt auszulösen‹,
was er wie folgt erläuterte: ›Die
Wirtschaftsunternehmen, die die USA beherrschen, dienen einer Finanzoligarchie
und haben das amerikanische monetäre und finanzielle System destabilisiert. Die
Ursachen der globalen Finanzkrise von 2008 sind nicht verschwunden und die amerikanische
Schuldenblase, Finanzpyramiden, die aus Derivaten und nationalen Schulden
bestehen - wächst immer noch. …. Dieser
Prozeß kann nicht unbegrenzt weitergehen.‹
Hinsichtlich der Kriegspolitik als solcher sagte er: ›Wie immer in einer
sich verändernden Weltwirtschaftsordnung versucht das Land, das die
Führungsrolle verliert, einen Weltkrieg in Gang zu setzen, um die Peripherie zu
beherrschen. Das amerikanische politische Establishment hat die Gespenster der
Geopolitiker des 19. Jahrhunderts wieder heraufbeschworen. Damals war die
wichtigste Frage, wie man das Russische Reich ruinieren konnte; und noch immer
betrachten sie die Welt mit den Augen der Falken des 19. Jahrhunderts, als
Großbritannien versuchte, seine Hegemonie zu retten, indem es den Ersten
Weltkrieg in Gang setzte.‹ Glasjew
Antwort auf diese Gefahr ist folgender Vorschlag: ›Wir
müssen eine breite, antimilitärische Koalition aufbauen, unsere vorrangige
Entwicklungsstrategie und die eurasische Integration weiterverfolgen, unsere
finanzielle und wirtschaftliche Souveränität zurückgewinnen und die eurasische
Integration anstreben. Um den Krieg zu verhindern, müssen wir das Ziel des
Präsidenten realisieren, einen gemeinsamen Wirtschaftsraum von Lissabon bis
Wladiwostok zu schaffen. Es ist sehr wichtig, unsere europäischen Partner und
unsere Partner im Fernen Osten und im Süden davon zu überzeugen, daß wir
kooperieren müssen: Nicht, indem wir sie erpressen oder bedrohen, sondern durch
Projekte zum gegenseitigen Vorteil, die unsere wirtschaftlichen Potentiale
verbinden, während sie die Souveränität jedes Landes respektieren.‹ [1]
›Die Terror-Makers‹ Diesen
Titel hat der bei Bonn lebende Dr. Izzedin Musa am 26. März seiner Betrachtung
der gegenwärtigen Situation, aus der wir nachstehend einen Ausschnitt
veröffentlichen, vorangestellt und wie folgt eingeleitet: »Als
die von George W. Bush angeführte Allianz der Willigen den Irak im Jahre 2003
mit einer Lüge und gegen das Völkerrecht, überfiel und Saddam Hussein stützte,
öffnete sie, ohne es zu wissen, die Tore der Hölle« - was heute vor unser aller Augen sichtbar
ist.
»Nachdem Saddams Armee -
ausschließlich sunnitisch - aufgelöst
worden war und arbeits- und perspektivlos in alle Himmelsrichtungen zerstreut
wurde, bildete sich daraus in der Folge der Kern von al-Qaida im Irak, aus der
sich dann später der sogenannte Islamischer Staat im Irak und in Syrien [resp.
Daesh] abspaltete, der die Amerikaner rachsüchtig bekämpfte und schwere
Verluste beifügte, bis der Nachfolger von Bush, Barack Obama, sich dafür
entschied, seine Soldaten aus dem Irak zurückzuziehen. Die Saat des Bösen war
jedoch bereits gelegt und die Terrorgeschichte nahm ihren Lauf. Wer also
glaubt, die Terroristen wären vom Himmel gefallen, der ist naiv und irrt
gewaltig. Der Terror ist schon bei uns angekommen, ist unter uns und erst recht
seine Macher. Saudi Arabien, ›Musterdemokratie‹ und nachahmenswertes Beispiel für Menschenrechte, Demokratie und
Freiheit, nahm diese versprengte Sunniten-Armee an sich und indoktrinierte sie
mit seiner wahhabitisch-salafistisch-extremistischen (Un-) Islamrichtung,
finanzierte und bewaffnete sie, um sie dann gegen Andersgläubige, hauptsächlich
Schiiten, aber auch gegen Anhänger eines moderaten Islams einzusetzen. Die
Saudis finanzierten auch - und tun dies
immer noch - die kostenlose
Koranverteilung in Europa und anderswo. Hierbei konnten ihre Handlanger viele
willige perspektivlose und verkrachte Existenzen in aller Öffentlichkeit für
ihre Ideologie rekrutieren, damit sie nach Syrien eingeschleust werden konnten,
um dort das verhaßte Alawiten-Assad-Regime
- einer Sekte der Schiiten - zu
bekämpfen. Die Koranverteilung und der Versuch zur Rekrutierung gehen bis heute
weiter, auch nach den Pariser und Brüsseler Anschlägen, was ich am heutigen
Tag, dem 26. März, mitten auf dem Theaterplatz in Bad Godesberg selbst
beobachten konnte.
Für die Einschleusung der Rekrutierten
war und ist noch immer der sunnitische Neo-Sultan des ›Osmanischem
Reichs‹, Recep Tayyeb Erdogan, zuständig. Die Gelüste des Sultans sind
durch Gebietseinverleibung auf syrischer Seite begründet. Allerdings mußten
diese Willigen zunächst ein Kampftraining auf neo-osmanischem Boden
absolvieren, wurden dann bewaffnet und nach Syrien weitergeleitet. Der Sultan,
der keine gegenteilige Meinung oder Widerspruch in seinem Land zuläßt,
etablierte wohlwollend eine verdeckte Zusammenarbeit mit den Terrorbanden.
Schließlich fanden sich in Syrien Terroristen aus 80 verschiedenen Ländern und
Nationalitäten ein, darunter über fünftausend Europäer, die sich mehrheitlich
dem Daesh angeschlossen haben. Die Terroristen aus Europa wurden an der
Ausreise gen Syrien nicht gehindert, ja gar mehrheitlich dazu ermutigt, die
Reise über die Türkei anzutreten. Daß diese,
kampferprobt und noch viel stärker radikalisiert als zuvor, eines Tages
zurückkehren würden, konnte man sich in Europa nicht vorstellen. Man hatte
gedacht, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Einerseits einen
Regime-Change in Syrien zu erreichen, andererseits würden die Terroristen dort getötet
und womit wir sie loshätten. Die Politiker und ihre Geheimdienste in der
westlichen Welt haben sich diesbezüglich allerdings gewaltig geirrt.
Nach der Schah-Ära erhob das
Wahhabiten-Herrscherhaus in Saudi- Arabien den Anspruch auf die Führungsrolle
in der Region, die ihm der Iran, nach der 1979er Revolution, streitig gemacht
hatte. Nun galt es, die schiitische Achse Iran-Irak-Syrien-Hisbollah zu
brechen. Um dieses Ziel zu erreichen, war den Saudis jedes Mittel recht. Hier
drängt sich Frage auf, warum Saudi- Arabien mit dem Schiitentum und den
schiitischen Nachbarn vor 1979, zur Zeiten des Schahs, eigentlich keine
Probleme hatte. Die Antwort ist denkbar einfach. Der Schah war ein Freund und
Liebling Israels und der USA. In dieser Zeit waren die Saudis nichts anderes
als mucksmäuschenstille Bedienstete der USA. Die Machtgelüste erwachten erst,
als die USA ihren ›Freund und Liebling‹ fallen ließen: Da sahen die Wüstensöhne ihre Zeit gekommen, um
den Thron der Macht zu erklimmen. Die islamische Revolution mit Ayatollah
Khomeini sollte kein Hindernis sein
- wie sie dachten. Daß die
Amerikaner keine Freunde, sondern lediglich nur eigene Interessen haben, die
sie über alles stellen, können die arabischen ›Freunde‹, aber auch die Europäer, nicht verstehen und nicht
nachvollziehen. Um das verhaßte, noch ›schwache‹ Mullah-Regime im Iran, das den saudischen Interessen im Wege
steht, niederzureißen, setzten die ›Kamelreiter‹ den nach dem Fall des Schahs erstarkten Saddam Hussein als
Instrument ein, um einen Krieg gegen den Iran vom Zaun zu brechen. Der ›ahnungslose‹ Saddam
wußte nicht, daß es galt, auch ihn am Ende zu schwächen, damit er zukünftig
keine Gefahr mehr für sie darstellen und ihre Interessen bedrohen konnte. Würde
man den Iran besiegen, bräche die schiitische Achse in sich zusammen. Also
wurde das Instrument Saddam von den USA mit Waffen und von Saudi-Arabien mit
einem Milliarden-Dollarregen überschüttet. Ein achtjähriger Krieg, 1980 bis
1988, begann. Amis, inklusive Israel und Saudis, hegten noch einen geheimen
Wunsch, der darauf zielte, nicht nur den Iran in den Anfängen zu
ersticken, sondern auch Saddam, vor dem sie sich fürchteten und den sie
als ein Dorn im Auge betrachteten, zu schwächen. Deshalb sollten die Emirate
den Iran unterstützen, damit sich beide Seiten, der Irak und der Iran, so lange
aneinander zerreiben würden, bis beide geschwächt waren. Keiner der beiden
sollte als klarer Sieger hervorgehen. Als der Krieg, mit unzähligen Opfern auf
beiden Seiten, nach 8 Jahren zu Ende ging, zog der Iran daraus eine Lehre und
baute sich auf allen Ebenen und Gebieten auf, worin er ununterbrochen
fortfährt, um auf gleicher Augenhöhe mit dem Westen dazustehen. Und er hat es auch geschafft.
Andersherum versanken die Herrscher
auf der arabischen Peninsula im Tiefschlaf und versenkten astronomische
Milliarden und Abermilliarden von US-$ in den Sand, in Waffen-Geschäfte, zu
Gunsten der USA, Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands, um unsinnige
Kriege gegen souveräne Staaten wie Syrien, Irak und den Yemen zu führen. Sie
haben es aber total versäumt, für einen Teil der verschleuderten Milliarden,
etwas Verstand zu ersteigern. Die amerikanische Rolle in dem ganzen Theater war
und ist, um es gelinde auszudrücken, ein dreckiges Spiel. Der US-Präsident und ›Nobelpreisträger
für Frieden‹ hat uns weißmachen wollen, daß der Krieg gegen den IS zehn oder
gar zwanzig Jahre dauern wird. Er hat damit nichts anderes gemeint, als die
Region, voran Syrien und den Irak, solange zu zerfleddern, bis alles
auseinander fliegt. Die USA wollten eingangs nie, daß der Daesh für immer vernichtet wird.
Oft haben sie in Irak ›irrtümlich‹ Waffen und Munition für diese Terrororganisation abgeworfen. Was
Saddam Hussein betrifft, so schnappte die Falle gegen den Größenwahnsinnigen
1991 zu. Der Rest hierüber ist bekannt. Die USA haben auch die Saudi-Allianz
gegen den Yemen gutgeheißen und sie ermutigt, anzugreifen; wobei sie selbst
durch die Lieferung großer Mengen an Waffen profitierten. Die erbärmliche Rolle
der Vereinigten Staaten in Libyen ist uns immer noch in Erinnerung. Nutznießer
von diesem ganzen ›Arabischen Tiefwinter‹ ist einzig und allen Israel.
Zurück zu Europa. Man dachte, diese
ganze Entwicklung in der Region des Nahen und Mittleren Ostens sei weit
entfernt und gehe uns nichts an. Ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt. Die
USA und die Europäer sind nur noch Gefangene und Sklaven ihrer
Wirtschaftinteressen und abhängig von Petrodollars, wofür sie auch bereit
wären, ihre ›heiligsten‹ Werte über Bord zu werfen. Sie haben dabei nicht bedacht, daß
der von ihnen exportierte Terror irgendwann unweigerlich nach Europa heimkehren
würde. Das Verhalten und Vorgehen gegen das Assad-Regime und das
Atom-Abkommen mit dem Iran, das der französische Präsident François Hollande
und sein zum Christentum konvertierter Außenminister Laurent Fabius, Angehörige
der ›Grande Nation‹, an den Tag legten, ist bester Beweis dafür, wie sie sich nach
dem milliardenschweren Waffendeal für Saudi-Arabien prostituierten. Unzählige
Male hatte sich Fabius gegen das Abkommen mit dem Iran, das kurz vor dem
Abschluß stand, quer gestellt und jede politische Lösung in Syrien torpediert,
um Israel und Saudi-Arabien zufrieden zu stellen. Es ist kein Geheimnis, daß
die französischen Geheimdienste den Wunsch äußerten, mit den syrischen
Geheimdiensten verdeckt zu kooperieren, um den Terror zu bekämpfen. Allerdings
stellte die syrische Seite die Bedingung, daß eine Zusammenarbeit in
punkto Sicherheit erst dann erfolgen könne, wenn man gleichzeitig auf diplomatisch-politischem
Terrain zusammen arbeitete, d.h. sich für eine politische Lösung einsetzte. Die
Führung der ›Grande Nation‹ lehnte ab, um Israel nicht zu erzürnen und den
Milliarden-Waffen-Deal mit den Saudis nicht zu gefährden; und so lehnte auch
Syrien eine Kooperation ab.
Deutschland ist nicht viel besser
dran. Ob nun Merkel, Steinmeier oder Gabriel, sie alle gaben sich die Klinke im
Königspalast in Riad in die Hand. Sie lieferten dem reaktionärsten Regime
verfassungswidrig Waffen und warfen damit all ihre ›Werte‹ über Bord. Das Verhalten der USA und Europas führte zur Stärkung
der Terrorgruppen von ISIS, al-Nusra-Front und weitere. Nachdem auch Rußland in
den Konflikt eingriff, steht der IS in Syrien wie auch im Irak auf einem
steilen Hang und läuft von einer Niederlage zur nächsten. Er befindet sich auf
dem Rückzug und sucht in allen Herrenländern Rückzugsgebiete, vor allem in
Europa, was die USA und Europa nun endlich bemerkt haben; und es daher jetzt
ernst meinen, den Terror bekämpfen zu wollen. Jedoch werden sie nicht
verhindern können, daß viele, sehr viele der IS-Anhänger, im Kleide eines
syrischen oder irakischen Flüchtlings versteckt, Zuflucht finden werden,
vorzugsweise in Deutschland mit der ›Willkommenskultur‹ und der Zusicherung ›Wir schaffen das‹. Was danach kommt, wäre eine ›Daesh-Scharia‹ in Europa. Wer sollte das verhindern, wenn sich die Mörder von
Paris und Brüssel unbehelligt durch das halbe Europa bewegen konnten, mit
Übernachtungen in Ulm und anderswo? Man scheint den Ernst der Lage nicht bedacht
zu haben. Mit Recht fordert der russische Außenminister Sergei Lawrow Europa
auf, die geopolitischen Spielereien in der Nahostregion endlich zu unterlassen
und den Terror gemeinsam zu bekämpfen, um zu einer ehrlich gemeinten
politischen Lösung in Syrien kommen zu können.
In Europa hat man die
Terror-Drohungen, die uns auf Deutsch, Französisch, Englisch und Arabisch über
zahlreiche Medien erreichten, nicht ernst genommen. Sonst hätte sich der
Top-Terrorist, Drogenkonsument, ›IS-Ideologieanhänger und Vollstrecker‹, Abdelsalam Salah, vom Geheimdienst unbehelligt nicht über vier Monate lang in seinem Geburtsort
Molenbeek aufhalten können, bevor er gefaßt wurde. Diesem Terror sind wir in
Europa jetzt ausgeliefert, da man hier das alles nicht wahrhaben wollte und
nicht vorgesorgt hat. Man wird diesen Terroristen nichts oder sehr wenig
entgegensetzen können. Die Mörder wollen Zivilisten töten. Wenn die Flughäfen
gut gesichert sind, gehen sie in Metro-Stationen. Und wenn diese auch gut
gesichert sind, gehen sie einfach ins Kino, ins Stadion oder auf ein Volksfest.
Also dorthin, wo viele ahnungslose und unschuldige Menschen sind. Solche Ziele
sind zahlreich und mannigfaltig. Die Politikerkaste der westlichen Welt ist
gefordert und sollte endlich aus ihrem Tiefschlaf aufwachen und sich
nicht mehr in die inneren Angelegenheiten der Staaten des Nahen Ostens
einmischen. Sie sollten deren Ressourcen nicht ausplündern, sie nicht
nur als Absatzmarkt benutzen, sie endlich auf gleicher Augenhöhe betrachten und
behandeln, und sie vor allem nicht mit dem Vorwand und Schein der Freiheit,
Demokratie und westlicher Grundwerte überfallen. Erst dann können Frieden und
Eintracht erreicht werden. Solange wir das nicht tun, bleibt die große Frage:
Wer wird der Nächste nach Madrid, London, Frankfurt, Paris, Ankara und Brüssel
sein?
Dr. Izzeddin Musa Wachtberg am 26. März 2016
»Ein Weltkrieg hat begonnen« Dies der Titel der Rede, die der mit
zahlreichen Preisen ausgezeichnete englische Journalist John Pilger am 22. März
an der Universität von Sidney hielt; in dieser legte er unter anderem folgendes
dar: Wie vielen Menschen ist klar, daß ein Weltkrieg begonnen hat? Gegenwärtig ist es ein Propagandakrieg, ein Krieg der Lügen
und der Ablenkung. Aber dies kann sich mit dem ersten falsch verstandenen
Befehl, der ersten Rakete sofort ändern. 2009 sprach Präsident Obama im Herzen
Europas vor einer jubelnden Menge im Zentrum Prags. Er verpflichtete sich, »die
Welt von Atomwaffen zu befreien«. Die Menschen jubelten und einige weinten sogar.
Die Medien reagierten mit einem ganzen Schall von Phrasen. Obama erhielt wenig
später den Friedensnobelpreis. Aber es war alles nur Show. Er hatte dreist
gelogen. Denn die Regierung Obama hat immer mehr Atomwaffen, atomare
Sprengköpfe, Trägersysteme für Nuklearwaffen produziert und Atomfabriken
gebaut. Unter Obama stiegen die Ausgaben allein für atomare Sprengköpfe stärker
als unter jedem anderen amerikanischen Präsidenten. Über einen Zeitraum von 30
Jahren gerechnet belaufen sie sich auf mehr als 1 Billion $. Eine
Mini-Atombombe ist in Planung. Sie ist unter der Bezeichnung ›B 61 Modell 12‹ bekannt. So etwas wie
diese Bombe hat es noch nie gegeben. Der frühere stellvertretende Vorsitzende
der Joint Chiefs of Staff sagte dazu: »Mit jeder Verkleinerung [wird der
Einsatz dieser Atom-] Bombe denkbarer.«
Seit 18 Monaten findet entlang der
russischen Westgrenze der größte militärische Aufmarsch seit dem Zweiten
Weltkrieg statt. Die USA übernehmen dabei die Führung. Zum ersten Mal seit dem
Einmarsch Hitlers in die Sowjetunion stellen ausländische Streitkräfte eine
derartige reale Bedrohung Rußlands dar. Die Ukraine, die einst zur
Sowjetunion gehörte, ist zu einem CIA-Themenpark geworden. Nachdem Washington
einen Putsch in Kiew gesteuert hat, kontrolliert es nun ein Regime, das ein unmittelbarer
Nachbar Rußlands
und Rußland
gegenüber feindlich eingestellt ist; zudem ist dieses Regime mit Nazis
durchsetzt. Bekannte Persönlichkeiten des ukrainischen Parlaments gehören zu
den politischen Erben der berüchtigten Faschisten der Organisation Ukrainischer
Nationalisten (OUN) und der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA). Sie loben
öffentlich Hitler und fordern die Verfolgung und Vertreibung der
russischstämmigen Minderheit. Doch diese Informationen haben im Westen keinen
Neuigkeitswert oder sie werden auf den Kopf gestellt, um die Wahrheit zu
unterdrücken. In Lettland, Litauen und Estland – ebenfalls direkte Nachbarn Rußlands
– stationiert das amerikanische Militär Kampftruppen, Panzer und schwere
Waffen. Diese schwerwiegende Provokation der zweitgrößten Nuklearmacht weltweit
wird vom Westen totgeschwiegen.
Aber eine vergleichbare Kampagne gegen
China läßt die Aussicht auf einen Atomkrieg noch
dramatisch weiter ansteigen. Es vergeht selten ein Tag, an dem China nicht als ›Bedrohung‹ bezeichnet wird. Laut
Admiral Harry Harris, dem Oberbefehlshaber des U.S. Pacific Command, errichtet ›China im Südchinesischen Meer eine
gigantische Mauer‹.
Er bezieht sich hier darauf, daß China auf den Spratly-Inseln, deren
territoriale Zugehörigkeit zwischen China und den Philippinen umstritten ist,
künstliche Landebahnen errichtet. Dieser Konflikt spielte eine untergeordnete
Rolle, bis Washington Druck ausübte und die Regierung in Manila bestach. Dann
begann das Pentagon eine Kampagne mit dem Schlachtruf ›Für die Freiheit der Schifffahrt!‹ Was
ist damit wirklich gemeint? Es bedeutet, daß Amerika die
Freiheit für sich in Anspruch nimmt, seine Kriegsschiffe in die Küstengewässer
Chinas zu entsenden und diese zu kontrollieren. Stellen Sie sich nur einmal
vor, wie Amerika reagieren würde, wenn chinesische Kriegsschiffe das Gleiche
vor der kalifornischen Küste täten. In meiner Dokumentation ›Der Krieg, den man nicht sieht‹ sprach ich mit vielen
herausragenden Journalisten aus den USA und Großbritannien. Dazu zählten bekannte Größen wie der langjährige
Nachrichtenmoderator Dan Rather vom Sender CBS, Rageh Omaar von der BBC oder
David Rose vom britischen Observer. Sie alle erklärten übereinstimmend: Hätten
die Journalisten und Moderatoren ihren Job richtig gemacht und die Propaganda
hinterfragt, nach der Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfüge, und
wären die Lügen von George W. Bush und Tony Blair nicht von den Medien
verstärkt und verbreitet worden, hätte der Einmarsch in den Irak 2003
vielleicht nicht stattgefunden, und Hunderttausende Männer, Frauen und Kinder
wären möglicherweise heute noch am Leben.
Die Propaganda, die heute einem Krieg gegen Rußland
und/oder China den Boden bereitet, unterscheidet sich
davon nicht grundsätzlich. Meines Wissens stellt kein Mainstream-Journalist - das Äquivalent eines Dan Rather sozusagen
- die Frage, warum China überhaupt
Landebahnen im Südchinesischen Meer errichtet. Die Antwort liegt auf der Hand.
Die USA kreisen China mit einem Netzwerk aus Militärstützpunkten, ballistischen
Raketen, Trägerkampfgruppen und nuklearbestückten Bombern ein. Dieser tödliche
Bogen spannt sich von Australien bis zu den Inseln im Pazifik, den Marianen und
den Marshall-Inseln sowie Guam und weiter bis zu den Philippinen, Thailand,
Okinawa, Korea und durch ganz Eurasien bis nach Afghanistan und Indien.
Amerika hat China eine Schlinge um den Hals gelegt.
Das ist keine Neuigkeit, aber die Medien schweigen und sind damit am
Propagandakrieg beteiligt.
2015 führten die USA und Australien unter
hoher Geheimhaltung das größte einzelne militärische Luft-See-Manöver der
jüngsten Geschichte durch, das unter der Bezeichnung ›Talisman Sabre‹ bekannt ist. Gegenstand der Übung
war ein Luft-See-Schlacht-Szenarium im Zusammenhang mit einer Blockade von
Schifffahrtswegen – wie etwa der Straße von Malakka oder der Lombokstraße – die
China von seiner Versorgung mit Erdöl und anderen wichtigen Rohstoffen aus dem
Nahen Osten und Afrika abschneiden würde. In dem Zirkus, der auch als amerikanischer
Präsidentschaftswahlkampf bekannt ist, wird Donald Trump als Verrückter, als
Faschist dargestellt. Er ist sicherlich in vieler Hinsicht abstoßend, aber er
ist zugleich Ziel einer Haßkampagne der Medien. Das alleine schon
sollte uns skeptisch stimmen. Trumps Einstellung zu Einwanderern ist grotesk,
aber auch nicht schlimmer als die Meinung von David Cameron. Nicht Donald Trump
ist der große Abschieber in den USA, sondern der Friedensnobelpreisträger
Barack Obama. Einer der ungeheuerlichen liberalen Kommentatoren sagte einmal,
Trump »entfessle [in den USA] die dunklen Mächte der Gewalt« – er entfesselt
sie? Tatsächlich?
Die USA sind das Land, in dem Kleinkinder
ihre Mütter erschießen und die Polizei einen mörderischen Krieg gegen schwarze
Amerikaner führt. Die USA sind das Land, das mehr als 50 Regierungen
angegriffen und zu stürzen versucht hat. Viele dieser Regierungen waren demokratisch
gewählt worden. Die USA haben von Asien, dem Nahen und Mittleren Osten alles
bombardiert und sind für den Tod und die Vertreibung von Millionen von Menschen
verantwortlich. Kein Land kommt an diesen systemischen Gewaltrekord heran. Die
meisten Kriege Amerikas - praktisch alle
gegen hoffnungslos unterlegene Länder ohne Verteidigungsmöglichkeiten - wurden nicht von republikanischen
Präsidenten, sondern von liberalen Demokraten begonnen und geführt: Truman,
Kennedy, Johnson, Carter, Clinton, Obama.
1947 wurde das vorrangige Ziel
amerikanischer Außenpolitik in einer Reihe von Direktiven des Nationalen
Sicherheitsrats als ›eine
Welt‹
beschrieben, ›die
sich im Kern am Vorbild [Amerikas] orientiert‹.
Diese Ideologie war reinster messianischer Amerikanismus. Wir sind entweder
alle Amerikaner oder Ketzer. Und Ketzer treten entweder zum wahren Glauben über
oder werden unterdrückt, bestochen, verleumdet oder vernichtet. Donald Trump
verkörpert dies zwar auch, aber er ist zugleich ein sogenannter ›Maverick‹, ein Einzelgänger. Er erklärt offen, der Einmarsch in den Irak sei ein
Verbrechen gewesen; und er will keinen Krieg mit Rußland und China.
Die größte Gefahr für uns geht nicht von Trump, sondern von Hillary Clinton
aus. Sie ist kein Maverick, sie verkörpert die Widerstandsfähigkeit und Gewalt
eines Systems, hinter dessen behaupteter ›Einzigartigkeit‹ sich ein Totalitarismus mit einer
manchmal liberalen Maske verbirgt. Jetzt, wo der Wahltag im November immer
näher rückt, wird Clinton ungeachtet ihrer Verbrechen und Lügen als die erste
weibliche Präsidentin gepriesen, so wie Barack Obama als der erste schwarze
Präsident in den Himmel gehoben wurde und die Liberalen sein Schwadronieren
über ›Hoffnung‹ schluckten. Und das Sabbern geht
weiter. Nachdem der Kolumnist des
britischen ›Guardian‹, Owen Jones, Obama als »lustig,
voller Charme und mit einer Coolness, die praktisch allen anderen Politikern
fehlt« beschrieben hatte, schickte dieser am folgenden Tag Drohnen aus, um 150
Menschen in Somalia abzuschlachten. Wie die ›New
York Times‹
berichtete, tötet er Menschen in der Regel dienstags, wenn ihm eine Liste mit
potentiellen Todeskandidaten durch Drohnenbeschuß vorgelegt
wird. Das ist wirklich cool.
In ihrem Präsidentschaftswahlkampf 2008
drohte Hillary Clinton damit, den Iran mit Atomwaffen »völlig auszulöschen«.
Als Außenministerin unter Obama war sie am Sturz der demokratischen Regierung
von Honduras beteiligt. Und ihr Beitrag zur Zerstörung Libyens 2011 nahm sich
direkt schadenfroh aus. Nach der Beseitigung des libyschen Machthabers Oberst
Muammar al-Gaddafi, dessen Ermordung möglicherweise mithilfe amerikanischer Logistik
zustande kam, kommentierte Clinton seinen Tod hämisch mit den Worten: »Wir kamen, wir sahen, er starb.« [Die Redewendung ›veni, vidi,vici‹ wird dem römischen Feldherrn
Gaius Julius Caesar nach einem leicht errungenen Sieg zugeschrieben.] Zu den
engsten Verbündeten Hillary Clintons gehört Madeleine Albright, ebenfalls eine
frühere Außenministerin, die junge Frauen dafür kritisierte, ›Hillary‹
nicht zu unterstützen; dieselbe Madeleine Albright hatte in dem berüchtigten
Interview auf die Frage, ob der Tod von einer halben Million irakischer Kinder
die ganze Sache wert gewesen sei, geantwortet: »Wir sind der Ansicht, daß
es das wert war.«
Zu den wichtigsten Unterstützern Clintons gehören die
Israel-Lobby sowie die Waffen- und Rüstungskonzerne, die die Gewalt im Nahen
Osten anheizen.
Ihr Ehemann und sie haben von der Wall
Street ein kleines Vermögen erhalten. Aber immer noch wird sie zur Kandidatin
der Frauen hochstilisiert, die Donald Trump, die offizielle Verkörperung des
Bösen, aufhalten soll. Zu ihren Unterstützern zählen angesehene Feministinnen
wie Gloria Steinem und die Australierin Anne Summers. Seit etwa einer
Generation hält eine postmoderne Ideologie, die heute als ›Identity Politics‹ bekannt ist, viele
intelligente und liberale Menschen davon ab, die Hintergründe, Motive und
individuellen Personen zu hinterfragen, wie sie in Fällen öffentlicher
Unterstützung gegeben sind, wie etwa im Zusammenhang mit der Irreführung in
Bezug auf Obama und Clinton oder scheinbar progressiven Bewegungen wie ›Syriza‹
in Griechenland, die ihr eigenes Volk betrog und mit ihren Feinden gemeinsame
Sache machte.
Was ist aus der großartigen Tradition der
von den Parteien unabhängigen direkten öffentlichen Aktionen geworden? Wo sind
der Mut, die Einbildungskraft und die Entschlossenheit geblieben, die notwendig
sind, um den mühseligen und langen Weg zu einer besseren, gerechten und
friedlichen Welt einzuschlagen? Wo sind die Dissidenten in der Kunst, dem Film,
dem Theater und der Literatur? Wo sind diejenigen, die das Schweigen brechen?
Oder warten wir so lange, bis die erste Atomrakete abgefeuert wurde?
[1] http://www.bueso.de/node/8555 7. 4. 16 [2]
https://www.rt.com/op-edge/336785-world-war-break-silence/ 22. 3. 16 A world war has begun. Break the silence –
John Pilger
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