Zum Mord an Boris Nemzow

d.a. Sicherlich ist einleitend voranzustellen, dass die Häme gegen Russland

in den Tageszeitungen uferlosen Niederschlag findet und dass die gegen Putin von der USA beständig verbreitete Kriegsstimmung das politische Klima vergiftet. 

Bekanntlich hatten Putin und Nemzow vor zwei Jahren einen öffentlichen Disput darüber, wem die Ermordung eines Oppositionsführers am meisten nützen würde, wobei Putin erklärte, er glaube, die Opposition werde einen der ihren ermorden, um Chaos im Land zu stiften. Zu den derzeit vorgetragenen Erklärungen gehört die des US-Politikers Lyndon LaRouche, der den Mord an Nemzow und die orchestrierte westliche Kampagne, Putin für diesen verantwortlich zu machen, als eine massive Provokation bezeichnet. LaRouche hat angesichts der unverantwortlichen Äusserungen Obamas zu diesem Mord, die zu einer Steigerung der Eskalation beitragen, öffentlich die Amtsenthebung des Präsidenten gefordert. Obama hatte am 2. März behauptet, dieser Mord sei »für ein Klima innerhalb Russlands, in dem sich die Gesellschaft, unabhängige Journalisten sowie Leute, die versuchen, über das Internet zu korrespondieren, zunehmend bedroht und  eingeschränkt sähen, bezeichnend. Und die Informationen, zu denen die russische Öffentlichkeit Zugang habe, seien immer mehr nur über staatskontrollierte Medien verfügbar.«

Der vormalige US-Botschafter in der Sowjetunion, James Matlok, ein Gegner von Obamas Konfrontationspolitik gegen Russland, hat in seinem Blog eine Mitteilung eines ungenannten, aber sehr vertrauenswürdigen Korrespondenten aus Moskau zitiert, der darauf hinweist, dass die für den Mord gewählte Szene mit dem Kreml, dem Beklemischew-Turm und der St. Basilius-Kathedrale die Symbole des russischen Staates auf engstem Raum vereinten, dies als Hintergrund dafür, den Mord als Argument gegen Putin zu benutzen. Wie Lyndon LaRouche ferner darlegt, »fand am 4. März eine Anhörung des House Foreign Affairs Committee in Washington statt, bei der auch Victoria Nuland sprach. Als weitere Sprecher waren der frühere georgische Präsident und Putin-Hasser Michail Saakaschwili, der jetzt als Berater für die ukrainische Regierung amtet, und der Ex-Schachweltmeister und Putin-Gegner Garri Kasparow anwesend. Beide forderten Waffenlieferungen an die Ukraine und ergingen sich in wilden Anschuldigungen gegen Putin. Die Hearings fanden in einem aufgeheizten Klima der Agitation gegen Russland statt, bei dem der Mord an Nemzow die Kulisse bildete. Nuland, die sich empört über den Mord äusserte, pries bei ihrer Rede erneut den Maidan-Putsch als friedlichen Protest der normalen Ukrainer, die von dem verrotteten System genug hatten. Sie bestand darauf, dass neue Sanktionen anstünden, falls Russland sich nicht an die Minsker Vereinbarungen hielte. Nach der Anhörung konfrontierte ein Vertreter der von Lyndon LaRouche gegründeten Nachrichtenagentur Executive Intelligence Review, Victoria Nuland im  Beisein von Pressevertretern und anderen Zuhörern direkt mit der Frage nach ihrer eigenen Verantwortung: Wir wissen, dass Putin es nicht war – waren Sie es? Nuland gab sich entrüstet: Wie können Sie so etwas sagen! und verschwand rasch mit ihrem Stab. Die Erklärungen von LaRouche werden unterdessen in der USA verbreitet, um die Konfrontationspolitik der Obama-Administration und ihrer Handlanger wie Victoria Nuland endlich zu stoppen, bevor es zu spät ist.

Was Kasparow betrifft, so ist dieser als einziger Ausländer Mitglied des National Security Advisory Council[NSAC]. Der ehemalige CIA-Chef James Woolsey, der dem militaristischen US-Think Tank Center for Security Policy [CSP] angehört  -  Woolsey war 2004 Chef von Freedom House und damit einer der Hintermänner der orangenen Revolution in der Ukraine -  hatte Kasparow 1991 mit dem Keeper of the Flame Award des CSP ausgezeichnet. Dieses setzt sich für den Krieg gegen den Terror, für Weltraumwaffen und Raketenabwehrsysteme ein. Kasparow hatte sich 1999 für den Kosovokrieg und 2003 für den Irakkrieg ausgesprochen. Die Abhaltung des G8-Gipfels 2006 in Russland hatte er mit der Olympiade in Berlin 1936 verglichen, dem Westen eine Appeasement-Politik gegenüber Putin vorgeworfen und im Dezember 2006 den Ausschluss Russlands aus der G-8 gefordert. Im Juli 2006 hatte er das Bündnis Drugaja Rossija, ein Zusammenschluss mehrerer oppositioneller Parteien in Russland gegründet, zu deren Sponsoren die, man kann wohl sagen berüchtigte Stiftung National Endowment for Democracy und eine Soros-Stiftung gehörten. Am 13. Dezember 2008 hatte er zusammen mit Boris Nemzow die ausserparlamentarische Oppositionsbewegung Solidarnost gegründet.    

Zum Schaden Putins
Der französische Ökonom und Russlandexperte Jacques Sapir bezeichnet die Ermordung von Nemzow in seinem Artikel Wer wollte Putin fälschlicherweise den Mord an Nemzow anhängen? als eine professionelle Auftragsarbeit. Wie er darlegt, deutet der Fakt, dass der Mord am Vorabend einer Demonstration der Opposition mit grosser Präzision und einem ebenso grossen Risiko für die Ausführenden vor dem Kreml durchgeführt wurde, darauf hin, dass Putin damit maximal zu schaden beabsichtigt war. Sapir schreibt unter anderem zu der Frage, warum der Mörder nicht gewartet habe, bis Nemzow nach Hause zurückkehrte, folgendes: »Der klassische Auftragsmord findet an einem Ort statt, wo das Opfer mit Sicherheit gefunden wird. Die genaue Wahl dieser Mordszene könnte auf eine demonstrative Absicht hinweisen, z.B. auf die, Putin in den Mord zu verwickeln. Jedenfalls ist es offensichtlich, dass die Mörder Risiken eingingen, die eine politische Intention nahelegen. All das erscheint wie eine Inszenierung, eine Falle.« Sapir führt die von der westlichen Presse verbreitete Idee, dass es ein Mord gewesen sei, der auf Präsident Putins Anweisung zurückginge, ad absurdum: »Die Medien haben in Frankreich und in westlichen Ländern die Idee verbreitet, es handle sich um einen Mord, den der Kreml oder dem Kreml nahestehende Kreise angeordnet haben. Wir sagen, dass diese Hypothese erstens nicht mit dem zusammenpasst, was sich ereignete; zweitens ist schwer erkennbar, welches Interesse die russische Regierung daran haben könnte, einen Vertreter der Opposition, der sicherlich ein bekannter Opponent war, aber doch jemand im politischen Hintergrund, zu töten. Als Dmitri Peskow, der Sprecher von Präsident Putin sagte, dass Nemzow keine Gefahr oder irgendeine Bedrohung für die Macht bedeutete, stimmte das absolut.« Jedenfalls weist Sapir den Gedanken einer direkten oder indirekten Beteiligung durch die russische Regierung als höchst unwahrscheinlich zurück. So widerlegt er auch die Vorstellung, Nemzow sei von rechtsextremen russischen Nationalisten ermordet worden: »Putin und die russische Regierung haben sofort die Hypothese einer  Provokation geäussert. Es ist leicht zu erkennen, warum ihnen diese Hypothese zusagt. Aber man muss hier ehrlich sein und sagen, dass es genau so ist, dass nämlich Putin tatsächlich die Zielscheibe einer weitreichenden und weitverbreiteten Hasskampagne der westlichen Medien ist. Die Tatsache, dass Nemzow eng mit einer Politik verbunden war, die in den 1990er Jahren scheiterte und die Russland an den Rand des Zusammenbruchs führte, hat man vergessen. Auch die Tatsache, dass es Nemzow vorgezogen hatte, die ukrainischen Regierungen seit der orangenen Revolution 2004 zu beraten, ist vergessen worden. Zahlreiche Leute, nicht bloss in Russland, hätten Nemzows Tod wünschen können. Aber all das wurde vergessen, und jetzt lautet der Schlachtruf: Putin ist ein Mörder oder Putin hat Nemzows Mörder inspiriert. Das ist eine dreckige Schande, passt aber genau zu dem Krieg, den die westlichen Medien gegen Russland und Putin führen.«  

Bedenkliche Aussagen 
Es ist erstaunlich, was jeder schon wieder alles gewusst haben möchte. So Poroschenko, dessen Angaben zufolge Nemzow Informationen besass, die belegen, dass russischen Militäreinheiten in der Ostukraine aktiv seien, was indessen verlässlich widerlegt worden ist. Wie es weiter hiess, wollte er diese in dem Buch, an dem er schrieb, veröffentlichen. Victoria Nuland, die Hauptkoordinatorin des Putsches in der Ukraine und der Konfrontation gegen Russland, lobte Nemzow als Freiheitskämpfer und beschuldigte in ihrer Rede Russland en passant, den Flug MH17 abgeschossen zu haben; ferner versprach sie, der EU weiter Beine zum machen und die Ukraine zu einem attraktiven Investment zu entwickeln. Das dürfte ihre Landsleute erneut teurer zu stehen kommen, mussten sie doch bereits für den Betrag von 5 Milliarden $ aufkommen, den die USA investiert hat, um die Ukraine aufstandsreif zu machen. Am einfachsten hat es sich US-Senator John McCain gemacht; er ist hinlänglich dafür bekannt, praktisch jede Krise in der Welt mit militärischen Mitteln lösen zu wollen. Seine Auffassung könnte man kurz wie folgt subsumieren: Gleich wer Nemzow erschossen hat, Putin ist schuld. McCain hält also die Regierung von Putin für den Mord an Nemzow verantwortlich und schreibt mit einer wahrhaft überbordenden Phantasie: »Mit seinem Tod erhält der Kampf um freie Rede und Menschenrechte in Russland einen neuen Rückschlag. Die Tatsache, dass seine Ermordung in einem sicheren Stadtteil Moskaus stattgefunden hat, wirft legitime Fragen über die Umstände und die Verantwortlichen des Mordes auf. Doch gleichgültig, wer tatsächlich auf den Abzug gedrückt hat, Boris ist wegen des Klimas der Straflosigkeit, die Wladimir Putin in Russland geschaffen hat, tot. Individuen werden dort wegen ihrer Überzeugungen routinemässig verfolgt und attackiert, auch von der russischen Regierung, ohne dass jemals jemand dafür zur Verantwortung gezogen würde.« Wer hier sicher sein kann, für derart haltlose Beschuldigungen niemals belangt zu werden, ist indessen McCain selbst. Darüber hinaus betonte er, Nemzow habe ihm gesagt, er werde den Kampf für Freiheit, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit in Russland niemals aufgeben, auch wenn ihn dies das Leben kosten sollte. Nun ist diese Bekundung weder überprüfbar, noch ist feststellbar, wann McCain mit Nemzow zusammengetroffen sein will. Ein etwas weniger heroisches Bild zeichnet Andreas Männicke: Diesem zufolge war Nemzow zur Zeit der Präsidentschaft von Boris Jelzin zunächst Gouverneur in Nizhni Novogorod und später unter Anatoli Tschubais auch Vizepremier. Nachdem nicht er sondern Putin als Reformer zum Präsidenten auserkoren worden war, wurde Nemzow in der Folge zum Kritiker von Putin. Es gelang ihm jedoch nicht, bei den letzten Parlamentswahlen mit seiner Partei in die Duma einzuziehen. Er war dennoch ein angesehener Reformpolitiker der Opposition und organisierte später auch Massenproteste gegen Putin, an denen er selbst teilnahm und dafür auch schon einige Tage im Gefängnis sass.  

Ganz klar, dass auch die EU-Ratspräsidentschaft zu Wort kommen muss, obwohl es ihre wesentlich dringlichere Aufgäbe wäre, die USA offen zu konfrontieren, damit diese ihre Unterstützung des von ihr geschaffenen IS aufgibt, dieses Ungeheuer, das soeben wie die von der USA seinerzeit an die Macht gebrachten Taliban damit begonnen hat, nie mehr ersetzbare Kulturgüter zu zerstören. Nichts dergleichen. Hingegen ist das russische Volk dazu aufgerufen worden, jetzt nach der Ermordung von Nemzow aufzuwachen und seine Würde zu verteidigen. Putin wolle Russland in einen totalitären Staat umwandeln. Auch der litauische Botschafter in Washington, Zygimantas Pavilionis, legte, wie die Deutschen Wirtschafts Nachrichtenfesthielten, die diplomatischen Handschuhe ab und schrieb u.a. in seinem Tweet: »Der Mörder Putin (#Putinkiller) bereitet Russland auf ein totalitäres Regime vor. Der Weg zur Hölle. RIP Nemtsov.« Vor allem die Verwendung des Hashtags #Putinkiller ist laut DWN in diplomatischen Kreisen eigentlich ein  absolutes No-Go; dieser wird auf Twitter von einer Gruppe verwendet, die besonders aggressiv gegen Putin diskutiert. Pavilionis bekleidet mit die wichtigste Stelle im diplomatischen Dienst der EU-Staaten. Fakt ist, dass die Botschafter in den neuen Mitgliedsstaaten in Osteuropa sehr eng geführt werden, weshalb man nicht davon ausgehen kann, dass die Attacke aus Litauen ein Ausrutscher ohne Wissen der Regierung ist. Pavilionis hatte erst kürzlich in einem Interview mit der Zeitung Delfi gesagt, dass es legitim sei, Putin mit Hitler zu vergleichen; er sagte in dem Interview auch, dass die litauische EU-Präsidentschaft darauf setze, dass der US-Kongress ihr helfen werde, die harte Linie in der EU gegen Russland durchzusetzen. Litauen hat offensichtlich einige Experten, die diese Form der Kommunikation pflegen: So postete der Chefredakteur der Zeitung 15min, Rimvydas Valatka aus Vilnius, ein Foto unter diesem Hashtag, das Putin blutverschmiert mit Hakenkreuz und SS-Runen im Gesicht zeigt.

Keine dieser absolut verwerflichen und gewaltig primitiven Vorgänge wird je die Aufmerksamkeit eines Staatsanwalts auf sich lenken!

Gernot Erler, der Russland-Beauftragte der Bundesregierung, hat den Westen zu einem grösseren Engagement für die russische Opposition aufgefordert: »Die EU und damit auch Deutschland müssen ihr Augenmerk künftig stärker auf die Lage der kritischen Zivilgesellschaft in Russland richten.« Erstens spricht aus seinen Worten eine für meine Begriffe geradezu dümmliche Überheblichkeit, ferner würde man gerne von ihm wissen, wie er es fände, wenn Putin dazu aufrufen wollte, die Opposition in der BRD, die Alternative für Deutschland, zu stärken. Für Putin, so Erler des weiteren, sei es unangenehm, dass die Ermordung Nemzows nun ein Schlaglicht auf die innenpolitische Situation Russlands werfe. »Mit dem Ukraine-Konflikt konnte er bislang davon ablenken«, meinte er. Über die Hintergründe der Ermordung Nemzows könne man nur spekulieren. »Aber es gibt sicher einen Zusammenhang zwischen dieser Tragödie und dem gegenwärtigen politischen Klima in Russland, in dem alle Kritiker des Kurses von Putin als sogenannte National-Verräter gelten.« Das ist die Art von Russland-Beauftragten, mit denen sich die Regierung in Berlin umgibt. Es ist geradezu grotesk, hier von einer Ablenkung zu sprechen, hat das Chaos in der Ukraine doch einzig und allein die USA im Verbund mit Merkel und Brüssel zu verantworten: Ohne deren Machenschaften wäre es gar nicht ausgebrochen. Mit Erklärungen dieser Art gibt Erler zu erkennen, dass er noch nie begriffen hat, dass Clinton, Bush und Obama seit den 90er Jahren eine Politik gemacht haben, die Russland umzingelt und dass die USA, anstatt nach der Auflösung des Warschauer Pakts im Jahr 1991 eine systematische Auflösung der NATO zur Diskussion zu stellen, diese gezielt in ein Instrument verwandelt hat, das man, wie F. William Engdahl schreibt, »nur als ein Militärvehikel globaler imperialer Herrschaft Amerikas bezeichnen kann.« Erlers Worte gehen nahtlos in eine Darstellung des FDP-Politikers Graf Lambsdorff vom 4. 12. 14 über, in der dieser u.a. folgendes erklärte: »Russland wird vom Westen nicht bedroht und Wladimir Putin führt Russland nicht etwa zu neuer Stärke, sondern auf einen politischen und wirtschaftlichen Irrweg.« Solange Moskau durch die Unterstützung der Separatisten einen »unerklärten Krieg in der Ostukraine« führe und seine Nachbarländer bedrohe, sei eine Partnerschaft nicht denkbar, betonte der Freie Demokrat. Ich habe nicht vernommen, dass ihm widersprochen worden wäre. Es fällt immer wieder auf, wie überzeugt unsere Volksvertreter von sich selbst sein müssen, um nicht einmal zu erkennen, welche Blösse sie sich durch derart falsche, in keiner Weise mit den gegebenen Fakten übereinstimmenden Erklärungen geben. Bild.de hatte »unter Bezugnahme« auf die russische Tageszeitung Kommersant berichtet, dass zur Zeit der Tat zahlreiche Videokameras zwecks Reparaturen ausgeschaltet gewesen sein sollen; dies ist von der Stadt Moskau inzwischen zurückgewiesen worden. Alle Kameras funktionierten, heisst es und die Aufnahmen würden derzeit ausgewertet.

Offensichtlich hat sich keiner dieser Ankläger jemals bewusst gemacht, dass Washington im Namen der Demokratieeine unberechenbare Welle von Totschlag und Hass sowie die Zerstörung gesamter Kulturen ausgelöst hat, dies mit Hilfe von Al-Qaida-Gruppen, Saudi-Salafisten oder durch die Schüler der Fethullah Gülen Bewegung.

Die Gefahr der Infiltration 
Michail Gorbatschow hat den Westen davor gewarnt, den Anschlag für antirussische Tendenzen zu missbrauchen. Putin fürchte seit längerem, dass der Westen eine bunte Revolution gegen ihn anzetteln könnte: »Das ist ein Versuch, die Situation zu verschlimmern, vielleicht sogar die Lage im Land zu destabilisieren, und die Konfrontation zu verschärfen.« »Die Verbrecher müssen gefunden werden«, erklärte Gorbatschow, »aber auf solche Delikte lassen sich die Art von Tätern ein, die gewöhnlich schwer ausfindig zu machen sind.« Der Ex-UdSSR-Präsident schloss nicht aus, dass antirussische Kräfte im Ausland dieses Verbrechen für ihre Ziele ausnutzen könnten. »Ich denke jedoch nicht, dass sich der Westen dazu entschliessen wird, das Verbrechen für seine Zwecke zu gebrauchen.« Nach Hintermännern des Verbrechens soll man nicht in der USA und in der Ukraine suchen, mit der Nemzow in letzter Zeit aktive Kontakte unterhalten hat, sondern in Russland selbst, fügte er hinzu. Fakt ist, dass längst versucht wird, Grossmachtinteressen durch Terror auszutragen; es ist auch nicht zu übersehen, dass wir in den letzten Jahren amerikanische resp. NATO-Geheimdienste erlebt haben, die u.a. Angriffe unter falscher Flagge gegen Zivilisten in mehreren NATO-Mitgliedstaaten ausgeführt haben. Berichten zufolge hält es Putin für möglich, dass der Westen in Moskau einen ähnlichen Umsturz versuchen könnte wie in Kiew; er erklärte jedoch gleichzeitig, dass Russland eine Farbenrevolution verhindern werde. US-Geheimdienste hatten schon vor Monaten eingeräumt, dass ihr Ziel der Sturz Putins sei.   

Der Chef der Nordkaukasus-Republik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, zweifelt nicht daran, dass hinter dem Mord an Nemzow westliche Geheimdienste stehen. »Die Drahtzieher dieses Mordes hofften darauf, dass die ganze Welt die Staatsführung Russlands für Nemzows Tod verantwortlich machen würde und dass dies eine Protestwelle auslösen würde«, schrieb Kadyrow auf Instagram. »Kein Zweifel, dass die Geheimdienste des Westens den Mord an Nemzow organisiert haben, um einen Innenkonflikt in Russland zu provozieren«, so Kadyrow ferner. Er verwies darauf, dass Nemzow als Politiker keine Chancen im Machtkampf hatte. »Ich bin überzeugt, dass die Regierung sehr an der Aufklärung dieses Mordes und an der Bestrafung der Schuldigen interessiert ist.« Um georgischen Machtwechseln wie die sogenannte samtene oder Rosenrevolution von 2003 /2004 durch US-gestützte NGOs vorzubeugen, hatten die Präsidenten der 5 zentralasiatischen Staaten, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan, veranlasst, die in ihrem jeweiligen Land tätigen internationalen Organisationen strengeren Kontrollen zu unterwerfen und deren Aktivitäten einzuschränken. Stiftungen und NGOs sind bekanntlich vorzugsweise in Ländern der ehemaligen Sowjetunion und des Ostblocks aktiv, also »in Staaten«, so Wolfgang Effenberger, »die durch ihre geo- und wirtschaftsstrategische Lage besonders verlockend erscheinen. So sind Georgien, die Ukraine und Weissrussland Rohstofflieferanten für die EU und die USA und führen zu einer geostrategischen Einengung Russlands. Die zügige Osterweiterungkommt somit den strategischen Interessen der USA und der NATO hinsichtlich einer Sicherung und Ausdehnung ihrer wirtschaftlichen und militärischen Einflusssphäre auf Kosten Russlands entgegen.« 

Am 4. 11. 2011 war das geistliches Oberhaupt der autonomen russischen Republik Dagestan, Scheich Said Afandi, der versucht hatte, sunnitische Salafi-Muslimdschihadisten und andere Splittergruppen miteinander zu versöhnen, ermordet worden. Polizeiberichten zufolge war die Selbstmordattentäterin eine zum Islam übergetretene russische Frau, die entweder mit einem islamischen Fundamentalisten verbunden war oder mit einem salafistischen Aufstand, der sich gegen moskautreue Regionalregierungen der autonomen Republiken und die unsichere, mit Muslimen besiedelte nördliche Kaukasus-Region richtete. Die ethnisch-muslimische Bevölkerung in dieser Region der ehemaligen Sowjetunion  - Usbekistan, Kirgistan und die chinesische Provinz Xinxiang eingeschlossen -  war seit dem Ende der Ära des Kalten Kriegs im Jahr 1990 das Ziel verschiedener US-und NATO-Geheimdienstoperationen. Washington sieht die Manipulation der muslimischen Gruppen als ein Mittel, unkontrollierbares Chaos nach Russland und Zentralasien zu bringen. Dies wird von den gleichen Organisationen durchgeführt, die bei der Schaffung des gegen die Regierung al-Assad gerichteten Chaos in Syrien engagiert wurden. In gewisser Weise  - wie dies die russischen Geheimdienste klar erkennen -  wird das Chaos über den Kaukasus zu ihnen kommen. Die neuesten Ermordungen von Sufis und anderen gemässigten muslimischen Führern im Kaukasus durch Salafisten sind offenbar ein Teil der vielleicht gefährlichsten US-Geheimdienstoperationen; und letztere spielen weltweit mit dem muslimischen Fundamentalismus. Die beabsichtigte gegenwärtige Explosion einer neuen Runde des fundamentalistischen Salafi-Dschihad-Terrors innerhalb der muslimischen Regionen des russischen Kaukasus ist zeitlich perfekt eingetreten, um maximalen Druck auf die Regierung von Vladimir Putins Russland auszuüben. Putin und die russische Regierung sind die stärksten und wichtigsten Unterstützer der derzeitigen syrischen Regierung von Baschar al-Assad, und für Russland ist der Erhalt des einzigen russischen Flottenstützpunkts im syrischen Tartus von grosser strategischer Bedeutung. Wie Engdahl aufzeigt, unterstützte die CIA bereits nach dem Zweiten Weltkrieg Muslimbrüder, die sich in München zusammengetan hatten, um im Westen den Dschihad zu verbreiten. Auch haben es die Anschläge des 11. 9. der USA ermöglicht, in Afghanistan einzumarschieren und dort in der Folge zahlreiche Militärbasen zu errichten, Stützpunkte, von denen aus sie Russland und China bedrohen können. 

Dass gerade die Netzwerke von Soros, aber auch anderer NGOs darauf angelegt sind, unter dem Siegel der Demokratisierung Staaten zu destabilisieren, sollte inzwischen eigentlich allgemein realisiert worden sein. Daher musste auch die US-amerikanische Regierungsbehörde USAID ihr Moskauer Büro zum 1. 10. 2012 schliessen. Die Entscheidung war laut dem russischen Aussenministerium in erster Linie deswegen getroffen worden, weil die Tätigkeit der Dienststelle nicht immer mit den erklärten Zielen der bilateralen humanitären Zusammenarbeit in Einklang stand, was sich auf die Vergabe von Geschenken zum Zweck der Beeinflussung der russischen Innenpolitik und der Wahlen bezog. Zuvor hatte Moskau bereits die Soros Foundation ausgewiesen. Wie Werner Pirker in der Jungen Weltvom September 2012 hierzu festhielt, »hielt sich USAID zugute, seit dem Ende der Sowjetunion rund 2,7 Milliarden US-Dollar für Demokratisierung, Gesundheitsfürsorge, Kriminalitätsbekämpfung und Umweltschutz locker gemacht zu haben. Die Bereitstellung amerikanischer Gelder zur Demokratisierung der russischen Gesellschaft sagt eigentlich bereits alles über die Art von Demokratie aus, die Washington in Russland zu fördern versuchte. Gedacht war an eine Demokratie jenseits nationaler Selbstbestimmung, in die sich das US-Kapital nach Belieben einkaufen können hätte.« Im gleichen Jahr erklärte Paul Craig Roberts, dass es die russische Regierung mit einer disloyalen und verräterischen politischen Opposition zu tun hat, die mit amerikanischem Geld finanziert ist. 

Bereits im Juli 2006 hiess es, dass die gespannten Beziehungen der USA zu Russland durch die Errichtung weiterer Militärbasen in Zentralasien, das Schüren der Aufstände in Tschetschenien und die direkte Einmischung in die dortigen Wahlen vorsätzlich provoziert wurden. Ende Juli 2007 forderte der Pentagon-Stratege und US-General James Cartwright von der NATO mehr Widerstand gegen das auferstehende Russland: Im Zusammenwirken mit der USA muss die NATO bereit sein, dem Verhalten Russlands eine Abfuhr zu erteilen. »Die langfristige Aufgabe besteht darin, den Verbündeten zu helfen, mit der Besorgnis über das auferstehende und offensive Russland fertig zu werden«, so der Bericht des Generals bei einer Anhörung im US-Senat. 2011 hatte McCain Putin und Chinas Xi Jinping angekündigt, dass sich die subversiven US-Tätigkeiten, die damals im Nahen und Mittleren Osten Chaos schürten, auch bald gegen Moskau und Peking richten würden. In dem Artikel »Der Arabische Frühling: Dieser Virus wird Moskau und Peking angreifen« las man im Atlantic Magazine: »Er [McCain] erklärte: ›Vor einem Jahr waren Ben Ali und Gaddafi schon nicht mehr an der Macht. Assad wird schon im kommenden Jahr nicht mehr an der Macht sein. Dieser Arabische Frühling ist ein Virus, der Moskau und Peking angreifen wird.« Im Dezember 2013 fanden in der südwestrussischen Stadt Wolgograd zwei Bombenanschläge statt: Der erste am 29. 12. im Bahnhof, der zweite am 30. 12. während des Berufsverkehrs im Stadtteil Dschertschinski. Beide erfolgten wenige Monate nach der Drohung Saudi-Arabiens, tschetschenische Terroristen zu Terroranschlägen in Russland anzustacheln, sollte Moskau seine Unterstützung für den syrischen Präsidenten Assad nicht aufgeben. Ebenfalls im Dezember 2013 hoben die Sicherheitskräfte in der unruhigen russischen Kaukasusrepublik Dagestan eine Zelle der radikal-islamischen Terrororganisation Hizb ut-Tahrir aus, bei der 52 Verdächtige festgenommen wurden. Die Hizb ut-Tahrir, die in allen arabischen Ländern, aber auch in Deutschland und in Russland verboten ist, setzt sich das Ziel, einen islamisch-fundamentalistischen Staat zu gründen. So hatte Washington Ende September 2014 Tausende seiner NGO-Agenten auf Moskaus Strassen geschickt, wo sie gegen Putins Krieg gegen die Ukraine demonstrierten. Russland, vermerkt Paul Craig Roberts hierzu, »war leider närrisch genug, ausländischen Interessen den Kauf russischer Zeitungen zu erlauben; und diese machen nun pausenlos Putin und die russische Regierung bei ihren russischen Lesern schlecht. Sowohl in Russland als auch in China ist die CIA in den muslimischen Bevölkerungsgruppen aktiv und sät dort die Saat für Abspaltung, Rebellion und Gewalt.« 

Wenig positiv klingt leider die Vorhersage, die Peter Scholl-Latour in seinem letzten Buch Der Fluch der bösen Tat aufgezeichnet hat: »Die wirkliche Sorge des Kremls«, schreibt er, »dürfte sich jedoch auf die Rolle der autonomen Republiken am Nordrand des Kaukasus und mehr noch auf den unsicheren Grossraum zwischen Ural und Pamir-Gebirge richten. Solange die Präsenz der westlichen Allianz dass revolutionäre Ungestüm islamistischer Kräfte in Afghanistan in Schach hielt, waren die sogenannten GUS-Länder, die ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens, vom aufrührerischen Impuls der Umma halbwegs abgeschirmt. Unter der diktatorialen Herrschaft ehemaliger Spitzenfunktionäre der KPdSU, die sich über Nacht in orientalische Emire und Sultane verwandelt hatten, blieb er einer bleiernen Überwachung unterworfen. Spätestens ab 2016 dürften die Ufer des Amu-Daria jedoch zum Einfallstor von Dschihadisten nach Usbekistan und Tadschikistan werden. Die usbekischen Ausbildungslager der pakistanischen Taliban in den tribal areas, den Stammesgebieten, bereiten eine solche Aktion bereits vor, und über das ruhelose Fergana-Tal ist ihr Vordringen nach Kirgisistan bereits vorprogrammiert. Eine existentielle Bedrohung der förderativen Stabilität Russlands zeichnet sich schon heute am Mittellauf der Wolga ab, wo in Kazan, der Hauptstadt der Autonomen Republik Tatarstan, die unförmige Kul-Scharif-Moschee den von Iwan dem Schrecklichen nach seinem Sieg über die muslimischen Unterdrücker errichteten Kreml weit überragt. Noch herrscht Ruhe in der benachbarten Autonomen Republik Baschkortostan, doch ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass diese zu mehr als die Hälfte turanisch und islamisch bevölkerte Region des Südurals nur durch einen schmalen Schlauch rein russischen Territoriums von der unabhängigen Republik Kasachstan getrennt ist.« 

Seit dem Clinton-Regime befindet sich Washington in den Händen einer Sammlung von Ideologen, die überzeugt sind, dass die Vereinigten Staaten von Amerika das aussergewöhnliche und unentbehrliche Land mit dem Recht auf die Beherrschung der Welt sind. Washington beabsichtigt, die Russische Föderation selbst aufzubrechen und schickt erhebliche Geldbeträge an NGOs in Russland, die als fünfte Kolonnen Washingtons fungieren und Hand in Hand mit Washington arbeiten, um freie russische Wahlen zu diskreditieren, Putin und die russische Regierung zu dämonisieren und antirussische Propaganda und Agitation zu verbreiten. Die meisten Bürger Europas, so Engdahl, sehen in Amerika einen Verbündeten; sie gehen davon aus, dass wir gemeinsame Werte und Interessen vertreten. Doch diese Sichtweise ist gefährlich. Denn das Zusammenwachsen der europäischen Länder, die Wirtschafts- und Währungsunion, die gemeinsame Aussen- und Wirtschaftspolitik, all das stellt für die USA eine Bedrohung dar. Aus Sicht der Amerikaner ist Europa Teil des »eurasischen Kontrahenten«. Und diesen gilt es zu bekämpfen. Auch wenn die Presse konstant darum bemüht ist, das Gegenteil zu erklären, so steht dennoch fest, dass es Washington ist, das auf wirtschaftlicher und politischer Ebene Krieg gegen Russland führt, wie dies auch in dem Artikel EU-Parlament von US-Kriegsvirus infiziert - Von Wolfgang Effenberger klar zutage tritt.

 

Quellen - auszugsweise:
http://www.bueso.de/node/7930   5. 3. 15
http://russeurope.hypotheses.org/3514  3. 3. 15
Jacques Sapir  Who framed Vladimir Putin (and killed Boris Nemtsov)?

resp. http://russeurope.hypotheses.org/3509  1. 3. 15 Jacques Santer Assassinat à Moscou http://www.bueso.de/node/7928  4. 3. 15 
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/03/01/us-senator-mccain-egal-wer-nemzow-erschossen-hat-putin-ist-schuld/   1. 3. 15 
http://www.mmnews.de/index.php/politik/38374-tatort-moskau-wer-hat-boris-nemzov-ermordet 2. 3. 15  Von Andreas Männicke 
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/02/28/eu-ratspraesidentschaft-nemzow-mord-ist-weckruf-fuer-das-russische-volk/  1. 3. 15
http://www.berliner-umschau.de/news.php?id=48303&title=Erler+fordert+st%E4rkeres+Engagement+f%FCr+russische+Opposition&storyid=1425220757236  1. 3. 15
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2028    4. 11. 12 
Dagestan: Syrien kommt nach Ru
ßland  -  Von F. William Engdahl
Werner Pirker -  Regierungs-NGO  -  Moskau weist US-»Hilfsorganisation« aus
Junge Welt vom 20. 9. 2012