Nicht die erste Warnung aus der USA

vor einer Einkreisung Russlands

Ein prominenter Vertreter wichtiger Kräfte im US-Establishment, die gegen Obamas wahnwitzigen Kriegskurs mobil machen, ist Dr. Stephen Cohen, Prof. em. für Rußlandstudien an der Universität New York und der Princeton Universität. Cohen attackierte in der US-Wochenzeitschrift The Nation die Provokationen der Obama-Regierung gegen Rußland in einem Artikel mit der Überschrift Der Neue Kalte Krieg und die Notwendigkeit der Patriotischen Häresie. Cohen beriet den damaligen Präsidenten George H.W. Bush und genießt als Wissenschaftler bis heute unter Rußlandexperten höchsten Respekt. Der bemerkenswerte Beitrag basiert auf einer Rede vom 16. Juni im Hart Senate Office Building beim jährlichen US-Rußland-Forum. Darin warnte Cohen, die Welt stehe vor der gravierendsten Krise seit der Kuba-Krise 1962 – als Resultat der US-NATO-Unterstützung für den illegalen Sturz der ukrainischen Regierung im Februar. »Das scheinbar Undenkbare wird denkbar: Ein tatsächlicher Krieg zwischen der NATO unter Führung der USA und dem nach-sowjetischen Rußland.« Er warnt, die Situation sei heute gefährlicher als der Kalte Krieg, weil das Epizentrum nicht Berlin ist, sondern die russische  Grenze zur Ukraine ist. Ein noch größeres Risiko sei, daß der neue Kalte Krieg dazu verleiten könnte, Nuklearwaffen in einer Weise einzusetzen, wie es die USA und die Sowjetunion bislang nicht taten.« Einige russische Strategen hätten die Frage des Einsatzes taktischer Waffen aufgeworfen, um die konventionelle Überlegenheit der NATO auszugleichen. Cohen sagte dazu: »Die gegenwärtige US-NATO-Einkreisung Rußlands mit Basen und land- sowie seegestützter Raketenabwehr erhöht diese Wahrscheinlichkeit nur noch.« Cohen attackiert die »surreale  Dämonisierung von Putin – eine Art persönlicher Herabwürdigung ohne Beispiel in der Vergangenheit, zumindest seit dem Tod Stalins«, und bezeichnet dies als »Verzicht auf eine wirkliche Analyse und rationale Politikgestaltung.« Cohen greift auch den neuen Carthyismus an, mit dem diejenigen, die diesen Marsch in den neuen Kalten Krieg ablehnen, isoliert und verleumdet werden. Die EU und die USA hätten der Öffentlichkeit ihre Rolle in der jetzigen Ukraine-Krise, in der sie neofaschistische Kräfte, die einen Putsch durchführten, beschützten, sowie die ukrainische Regierung beim Vorgehen gegen die eigene Bevölkerung unterstützten, verheimlicht. Er rief zu einer Mobilisierung patriotischer Häretiker auf, um in den Verlauf der Geschichte einzugreifen und diese vom Kriegspotential wegzusteuern. »Hier in Washington gibt es keine solche Führung. Präsident Obama ist in der Ukraine-Krise als Staatsmann verschwunden. Außenminister John Kerry spricht öffentlich mehr wie ein Kriegsminister als unser Top-Diplomat. Der Senat bereitet sogar noch mehr Kriegsgesetze vor. Die Establishment-Medien verlassen sich unkritisch auf Kiews Propaganda und feuern diese Politik an. Im Unterschied zu der Verwüstung, die in Gaza angerichtet wurde, zeigt Amerikas Fernsehen selten, wenn überhaupt, Kiews Zerstörung von Luhansk, Donetsk oder anderen ukrainischen Städten, so daß keine öffentlichen Skrupel erregt oder Fragen aufgeworfen werden.«  [1]   

»Die Verbindung Öl, Gas und NATO ist im Ukraine-Konflikt in Reinkultur zu beobachten«, erklärt Daniele Ganser. »Der USA gelingt es sehr gut, die verschiedenen Länder in Europa gegeneinander auszuspielen. Im Moment spielt man Deutschland gegen Rußland aus, natürlich im amerikanischen Interesse. Es ist nicht das Ziel Washingtons, noch liegt es im Interesse der USA, daß die EU und Rußland zusammenarbeiten und einen großen Wirtschaftsraum aufbauen, der auch noch über die größten Öl- und Gasreserven verfügt.«  »In den westlichen Medien«, führt Ganser aus, »stehe immer, die Russen seien völlig irrational und verhielten sich komisch. Aber de facto verhalten sie sich wie ein Schachspieler, der Zug um Zug hier einen Turm, dort einen Springer und dort wieder einen Bauern verliert. Die Russen fühlen sich bedrängt. Und diese Ausdehnung der NATO wird in den westlichen Medien überhaupt nicht thematisiert und auch nicht zur Kenntnis genommen.«  [2]  

Marcus Papadopoulos, britischer Experte für Außenpolitik und Chefredakteur der Zeitschrift Politics First, hat in einem Gespräch mit der russischen Presse-Agentur Ria Novosti erklärt, daß »die Umsetzung der Pax Americana  - die Ideologie der globalen Dominanz der USA -  für Washington wichtiger ist; die Ukraine bzw. ihre Bürger sind nur Bauern in diesem gefährlichen Spiel, das von den Amerikanern geführt wird.« Praktisch ein Hauptanliegen des 2007 von George Soros  - dessen Regimewechsel-Initiativen im Dienste des globalisierten Finanzempires als farbige Revolutionen verkauft wurden und der zusammen mit dem grünen Ex-Außenminister Joschka Fischer den European Council on Foreign Relations gründete -  war und ist es, die Annäherung zwischen Deutschland und den europäischen Nationen gegenüber Rußland zu hintertreiben und das postdemokratische EU-Empire als Teil des bankrotten transatlantischen Finanzsystems zu konsolidieren und auszuweiten. Es wird Zeit, führt die deutsche Bürgerbewegung Solidarität aus, daß sich Deutschland diesem Klammergriff entzieht und auf die Zukunft setzt, auf ein Europa souveräner Nationen, die mit Rußland, China und anderen Nationen weltweit für Aufbau und Entwicklung zusammenarbeiten, anstatt sich als Handlanger für eine geopolitische Konfrontation zu gebärden. Die gegenwärtige Hysterie und unverantwortliche Kriegshetze der NATO- und EU-Führung ist gegen die BRICS-Allianz und ihr Potential für die Zukunft gerichtet. Das transatlantische Finanzsystem ist bankrott und hat der realwirtschaftlichen Aufbauperspektive der BRICS-Nationen außer Chaos, Enteignung und Zerstörung nichts entgegenzusetzen. Und diese Realität läßt sich nicht mehr verbergen.    

Fakt ist, daß das strategische Ziel, die Ukraine von Rußland wegzubrechen und als feudale landwirtschaftliche Satrapie in die EU einzugliedern, seit dem Fall der Berliner Mauer angestrebt worden ist. Bereits im Mai dieses Jahres warnten transatlantisch orientierte Kreise vor globalen Machteinbußen des westlichen Kriegsbündnisses und drangen für den Kampf um die Ukraine auf einen engeren Schulterschluß der NATO-Staaten gegen Rußland. Daß das Kiewer Marionettenregime die Herrschaft über die Krim verloren habe, habe unter Verbündeten des Westens weltweit Befürchtungen ausgelöst, die Unterstützung der USA und der NATO reiche im Ernstfall nicht zur Durchsetzung der eigenen Interessen aus, heißt es in Presseberichten. Die weltweite Hegemonie des Westens bekomme dadurch Risse.  [3] 

Willy Wimmer, Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der OSZE, hat im Hinblick auf den am 4. und 5. September stattfindenden NATO-Gipfel in Wales bezüglich des ukrainischen Präsidenten Poroschenko, der ebenfalls anwesend sein wird, u.a. folgendes erklärt: »Die NATO macht durch die Einladung ihres Kumpels aus Kiew doch mehr als deutlich, wie sehr sie die inneren Verhältnisse in der Ukraine bestimmt. Sie ist mehr als jede andere Partei in den Bürgerkrieg involviert, nicht zuletzt über amerikanische Privatarmeen, die im amerikanischen Staatsauftrag die Ostukraine von russischsprechenden Menschen säubern sollen. Zu diesem komplizenhaften Verhalten zählt aber zunächst das beharrliche Unterdrücken jeder Aufklärung der schrecklichen Tragödie von Flug MH17, dem Massaker auf dem Maidan-Platz in Kiew und den Brandopfern im Gewerkschaftshaus von Odessa. Von der einstmals vielgerühmten westlichen Wertegemeinschaft ist nichts mehr übriggeblieben. Natürlich ist die Anwesenheit von Poroschenko in Wales ein Signal. Dazu dürfte auch der Blick auf seine Entourage zählen. Werden wir zum ersten Mal bei einem NATO-Gipfel Nazi-Militärs als Vertreter der ukrainischen Nationalgarde-Einheit Asow begrüßen dürfen?  ……. Für Deutschland steht bei diesem NATO-Gipfel alles auf dem Spiel. Das in Aussicht genommene transatlantische Freihandelsabkommen bedarf nur der Übernahme der Ukraine durch die USA, um aus Ländern wie Frankreich, Benelux, Österreich, Italien und Deutschland Kolonialgebiete unter extensiver US-Kontrolle zu machen. Das sieht man nicht nur im Großen, sondern auch in der von der USA auf deutschem Territorium beabsichtigten Fluggastkontrolle durch amerikanisches Staatspersonal. Wir sollen von unseren natürlichen Partnern, weil Nachbarn im gemeinsamen Haus Europa, auf Dauer getrennt werden. Natürlich mit Hilfe der baltischen Staaten, Polens und der Ukraine. Von Bulgarien und Rumänien sollte man alleine schon deshalb schweigen, weil schon der Besuch von US-Senatoren in diesen Ländern die dortigen Regierungen dazu veranlaßt, ihre Politik – siehe south stream‹ -  zu ändern.« Für Deutschland, legt Wimmer des weiteren dar, war Rußland unter Bundeskanzler Kohl der Nachbar und der Partner. Für die USA ist Rußland erkennbar der Rivale, der Feind, die Beute. »Das soll in Wales zementiert werden.« Dort sollen die Linien der anti-russischen strategischen Anpassung festgelegt werden; und, wie der US-General Philip Breedlove, Oberbefehlshaber in Europa, bereits gesagt hat, wird das Geld, Zeit und Mühe kosten. Die Arbeit hat bereits begonnen.  [4]    

Anmerkung politonline d.a.:
Nichtsdestotrotz hat sich Litauens
Staatschefin Dalia Grybauskaite am 30. August dahingehend geäußert, daß sich Rußland praktisch im Krieg gegen Europa befinde. »Wir müssen die Ukraine militärisch unterstützen und ihr militärisches Material schicken«, forderte sie in Brüssel: »Denn heute kämpft die Ukraine einen Krieg im Namen von ganz Europa.« Derartige Feststellungen weisen eindeutig darauf hin, daß sich Grybauskaite zu keinem Zeitpunkt grundlegend informiert hat; insofern dürfte sie vom Gesamtbild der Vorgänge nicht das Geringste begriffen haben  - es sei denn, sie negiert dieses bewußt -  was sie jedoch keineswegs davon abhält, die Lage durch ihre  Anklagen zu verschärfen, was wieder einmal ein erbärmliches Licht auf die regierenden Größenwirft!

Auch sonst befleissigen sich unsere europäischen Genies in der Regel allerlei Vorschläge, wie der nachfolgend angeführte, die den normalen Bürger in einiges Erstaunen setzen müssen:  Nachdem die EU im Verbund mit der USA die ersten waren, die die Waffe der Sanktionen einsetzten, ist es als eine durchaus natürliche Folge zu sehen, dass sich das derart angegriffene Russland mit gleichartigen Massnahmen zur Wehr setzt. Da jedoch die verhängten EU-Sanktionen gerade auch für die von EU-Ländern erzeugten Agrarprodukte erhebliche Nachteile bringt, hat sich Polen doch tatsächlich einfallen lassen, bei Handelskommissar Karel de Gucht einen Vorstoss auf den Weg zu bringen, dass die EU bei der WTO Klage gegen die russischen Agrarsanktionen erheben soll. Über soviel Intelligenzlässt sich nur noch der Mantel der christlichen Nächstenliebe decken.

 

[1]  http://www.bueso.de/node/7607   14. 8. 14   
[2]  http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1868    
12. 8. 14  Interview mit Daniele Ganser  
[3]  http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58859   7. 5. 14  
Ein weltpolitischer Lackmustest  
[4]  http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1877   26. 8. 14  
Deutschland soll nur noch Vasallendienste leisten  -  Von Willy Wimmer