Hintergründe der Putschvorgänge in der Ukraine

d.a. Bei einem Wahltreffen der SPD am Alexanderplatz in Berlin war Frank-Walter Steinmeier

bekanntlich Ende Mai auf Grund seiner Unterstützung für die ukrainischen Nazis von einigen, wie es hiess, Störenfrieden ausgebuht worden. Dies war nicht das erste Mal, dass die deutsche Regierung für ihre Unterstützung der ukrainischen Extremisten, die sich gegen Russland stellen, kritisiert worden ist, schliesslich haben drei ehemalige Bundeskanzler, Helmut Schmidt, Helmut Kohl und Gerhard Schröder ihren Widerstand gegen diese Politik offen zum Ausdruck gebracht. Anlässlich einer Wahlkundgebung von Bundeskanzlerin Merkel kurz vor den Wahlen zum EP wurde diese mit einem Nein zur Unterstützung der Nazis in der Ukraine! ausgepfiffen. Steinmeier, der als ehemaliger Leiter des Geheimdiensts eine zentrale Rolle in der deutschen Unterstützung der UCK-Terroristen während des NATO-Kriegs im Kosovo spielte und, wie es auf Réseau Voltaire heisst, der wichtigste Architekt der deutschen Unterstützung für die ukrainischen Nazis gewesen zu sein scheint [2], konterte in Berlin ausgerechnet mit der von vielen schon nicht mehr ernst genommenen Behauptung, die EU verträte die Demokratie und den Frieden, wohl wissend, dass Berlin, Brüssel und die USA die Situation in Kiew angeheizt haben. 

Inzwischen hat es sich das US-Nachrichtenmagazin Executive Intelligence Review [EIR] angelegen sein lassen, die faschistische Seite der Ukraine nochmals zu beleuchten. 

Ukraine 2014: Gewalttätiger Umsturz, faschistische Axiome und offene Neonazis 
Vor neun Jahren erschien von den Verfassern dieser Dokumentation bereits ein anderes Dossier mit dem Titel Dick Cheney: Permanente Revolution - Permanenter Krieg. Der damalige Vizepräsident der USA prangte mit seinem fanatischen Blick auf der Titelseite von EIR, von zwei bekannten Personen vom Anfang des 20. Jahrhunderts flankiert: Von Leo Trotzki und Alexander Helphand Parvus. Wir zeigten, daß die Lehre von der Permanenten Revolution, wie sie Trotzki ursprünglich von dem weniger bekannten, aber umso wichtigeren britischen Agenten Parvus übernommen hatte, in Cheneys neokonservativer Clique wieder auflebte: Nicht nur, weil die neokonservative Kriegspartei eigene trotzkistische Wurzeln hatte, sondern weil sie den Zwecken des modernen Britischen Empires, d.h. der globalen Finanzoligarchie, dazu dienen sollte, eine Serie geopolitischer Konflikte zur Destabilisierung jeglicher vorhandener oder potentieller Opposition anzufachen. Wir wiesen darauf hin, daß in dem Arsenal des Permanenten Krieges auch der Zünder für einen Weltkrieg eingebaut ist, wie es vor 100 Jahren schon einmal der Fall gewesen war. 

»Im Laufe der folgenden 40 Jahre reagierten die Briten darauf mit der Einleitung ständiger Kriege in Eurasien, indem sie manipulierten, Länder gegeneinander ausspielten, wichtige republikanische Politiker ermordeten, verdrehte pseudo-politische Bewegungen und Ideologien förderten, diplomatische Manöver gegen jedermann lancierten und den Regimewechsel betrieben, was letztlich zu zwei aufeinanderfolgenden Weltkriegen führte. Britische Agenten, die häufig als offizielle diplomatische Vertreter getarnt waren, schmiedeten Allianzen mit den rückständigsten feudalistischen und fundamentalistischen Fraktionen in den anvisierten Ländern..., schufen falsche Befreiungsbewegungen und rekrutierten und lenkten wichtige Agenten«. In anderen Studien aus der Cheney-Ära zeigten wir auf, daß die faschistischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts britischen Operationen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg entstammten, insbesondere im Rahmen eines Projekts, das als Synarchie bekannt ist und auch als Universalfaschismus bezeichnet wird. Wir stellten dabei das synarchistische Phänomen der Menschenbestie heraus, die grausame Brutalität, die von den geistigen Vätern und Kontrolleuren solcher Bewegungen kultiviert wurde. All diese Untersuchungen sind wesentlich, um die gegenwärtige Krise um die Ukraine, die im Lande selbst von Tag zu Tag schrecklicher wird und weltweite Gefahren heraufbeschwört, zu verstehen. Barack Obamas Außenpolitik ist eine Fortsetzung von Dick Cheneys Politik. Zum einen war die heute in Washington für die Ukraine zuständige Staatssekretärin im US-Außenministerium, Victoria Nuland, früher zuerst Cheneys außenpolitische Beraterin und dann in der Bush-Cheney-Administration von 2001 bis 2009 amerikanische NATO-Botschafterin. Zudem stecken die Vereinigten Staaten und die Europäische Union mit dem verfassungswidrig eingesetzten ukrainischen Präsidenten Alexander Turtschinow und der Regierung des von Nuland handverlesenen Ministerpräsidenten Arseni [Jaz] Jazenjuk unter einer Decke. In dieses Regime  wurden die Swoboda-Partei, die 1991 als neonazistische Jugendorganisation ihren Anfang nahm, und andere offen faschistische ukrainische Bewegungen integriert. Nicht bloß kleine radikale Randgruppen, sondern auch wichtige Euromaidan-Anführer hinter dem Putsch vom Februar 2014 verbreiten die spezifische faschistische Ideologie, die von der Organisation Ukrainischer Nationalisten [OUN] seit ihrer Gründung 1929 entwickelt wurde und sogar noch weiter auf die Union für die Befreiung der Ukraine [UBU] aus der Zeit des Ersten Weltkriegs zurückgeht. Die UBU war ein Projekt von niemand anderem als von Parvus selbst; sie wurde vom sterbenden österreich-ungarischen Habsburgerreich 1914 finanziert  - so wie der britische Geheimdienst und verkommene Elemente des deutschen Generalstabs andere Parvus-Projekte wie die bolschewistische Revolution unterstützten. Parvus verfolgte mit ihr das Ziel, das Russische Reich zu zerschlagen und so den Ersten Weltkrieg herbeizuführen.  

Dieser Artikel ist der jüngste in einer Reihe von Veröffentlichungen über die gezielt herbeigeführte Ukraine-Krise. Die Selbstverteidigungskräfte des Maidan und die radikalen Gruppen des sogenannten Rechten Sektors hißten während des gesamten Aufstands in Kiew zwischen November 2013 und Februar 2014 die schwarz-rote Fahne der OUN. Ein riesiges Banner mit einem Bild Banderas hing in dem besetzten Gewerkschaftsgebäude, das ihnen als Hauptquartier diente. Wie wir hier dokumentieren wollen, stammen sowohl ihre Ideologie als auch wesentliche Elemente ihrer Organisationsstruktur direkt aus Banderas Vermächtnis, das vom britischen Auslandsgeheimdienst MI6 und von der CIA in der gesamten Nachkriegszeit bis heute so tatkräftig unterstützt worden ist. Das EIR-Archiv enthält zudem Berichte über weitere wichtige Hintergründe der Ukraine-Krise: Die wirtschaftliche Zerstörung des Landes unter der radikalen Freihandelspolitik der letzten 23 Jahre, die die Ukraine auf Druck von IWF, USA und EU betrieben hat. Infolge dieser Politik florierte die kriminelle Finanzoligarchie, eine Vielzahl von Wanderarbeitern suchte sich Jobs in der EU und in Rußland, und besonders nach der Eskalation der Finanzkrise 2008 stieg die Jugendarbeitslosigkeit massiv an. All diese ruinösen Folgen der Wirtschaftskrise leisteten der Verbreitung neofaschistischer Gruppen in der Ukraine Vorschub. 

Faschistische Axiome  
Die Anhänger Banderas waren Faschisten, nicht nur auf Grund ihrer bereitwilligen Kollaboration mit den Nazis gegen die Sowjetunion. Ihr Nationalismus bestand überwiegend aus den Ansichten von Dmytro Donzow [1883-1973], einem Veteranen von Parvus’ UBU. Donzows radikale Exklusionsdefinition einer Nation und sein extremer Sozialdarwinismus, wonach Krieg der zwangsläufige und permanente Zustand der Menschheit sei, decken sich mit den Ideologien des italienischen und deutschen Faschismus und anderer synarchistischer Bewegungen der letzten 100 Jahre. Diese Ansichten finden nicht nur ihren Niederschlag in den Programmen der rechtsextremen Gruppen in der Ukraine; auch zentrale Konzepte wie insbesondere das starke Feindbild Rußland haben sich als Denkmuster weit verbreitet. Die vielen Mitglieder der Swoboda-Partei und anderer radikal-nationalistischer Gruppen, die jetzt Regierungsinstitutionen anführen, strafen alle Behauptungen Lügen, die neue Regierung sei frei von Neonazis. Äußerungen von Abgeordneten der Swoboda und anderer Koalitionsmitglieder drücken deren faschistische Ansichten aus. Ein Blick auf die Ursprünge der drei Hauptbestandteile der paramilitärischen Gruppe des Rechten Sektors, die von Euromaidan-Führern als deren treibende Kraft angesehen wird, verrät nicht nur ihre faschistische, kriegslüsterne Ideologie, sondern auch eine lange direkte Unterstützung durch die gleichen britischen, amerikanischen und NATO-Stellen, die die OUN während des Kalten Kriegs gerettet, beschützt und gefördert  haben. 

Von wem stammen die falschen Lesarten?  
In Washington ist es praktisch unmöglich, über Nazisymbole oder rassistische Anschauungen von Angehörigen des neuen Kiewer Regimes oder seiner paramilitärischen Einheiten zu sprechen, ohne daß einem vorgeworfen wird, von Rußland in die Welt gesetzte falsche Lesarten zu verbreiten.  Selbst auf die These, das EU-Assoziierungsabkommen hätte erhebliche Nachteile für die Menschen in der Ukraine bedeutet  - genauso wie die von der EU diktierten Sparmaßnahmen die Sterberate in EU-Mitgliedsländern wie Griechenland und Spanien massiv erhöht haben -  wird ganz ähnlich reagiert. Victoria Nuland erklärte vor dem Kongreß: »Wir werden mit der EU zusammenarbeiten, um ihre Anstrengungen zu unterstützen, verläßliche Informationen über die wirkliche Bedeutung der europäischen Integration für die ukrainische Öffentlichkeit, besonders im Osten, zu verbreiten und falschen Lesarten und Panikmache entgegenzutreten.« Die Vizepräsidentin der National Endowment for Democracy Nadia Diuk ereiferte sich: »Ich denke, es geht wieder so eine Lesart um, ja, man sollte diese Wahlen [am 25. Mai] nicht für authentisch halten, weil schließlich einige der Kandidaten eine anrüchige Vergangenheit als Extremisten, Radikale und Antisemiten hätten. Das ist eine Lesart - das ist nur ein weiteres Instrument im Werkzeugkoffer des Kremls, um die Lage weiter zu destabilisieren«. Die Behauptung der einflußreichen Diuk, der Maidan-Putsch sei eine demokratische Erhebung der Basis gewesen, läßt sich als bewußte Lüge entlarven, ohne eine einzige russische Quelle anzuführen. Dazu genügen die Worte führender Maidan-Aktivisten und andere Zeugenaussagen.   

Die faschistischen Ansichten der OUN‹  
Die 1929 gegründete Organisation wurde in den 30er Jahren außer vom MI6 auch von der deutschen Abwehr unterstützt. Britische Geheimdienst- und Politikkreise, einschließlich Winston Churchills, verfolgten in dieser Zeit auch Pläne für eine Beteiligung der Ukraine an Projekten wie Intermarium  - einem geplanten Zusammenschluß von Ländern zwischen Ostsee, Schwarzem Meer, Ägäis und Adria -  und der Prometheus-Liga ethnischer Minderheiten aus Regionen in der UdSSR. Mehrere der diesbezüglichen Organisationen wurden  - solange führende britische Kreise die Nazis offen unterstützten -  von britischen und deutschen Agenten gemeinsam geführt; bei der Beziehung zwischen dem MI6 und den ukrainischen Nationalisten im Untergrund während der Nachkriegszeit ging es somit nicht nur darum, den Nazi-Nachlaß aufzusammeln, sondern auch Projekte, an deren Schaffung der MI6 von Anfang an mitgewirkt hatte, wieder unter die eigene Obhut zu nehmen. Im Ausland wurden die Ansichten und Programme der OUN 50 Jahre nach dem Krieg von Nachfolgeorganisationen wie dem Antibolschewistischen Block der Nationen ABN und dem Ukrainischen Kongreßkomitee von Amerika UCCA weiter verbreitet. Das UCCA feiert OUN-Führer Stepan Bandera als einen der hingebungsvollsten Helden und Patrioten der Ukraine. Kateryna Tschumatschenko, die amerikanischen Ehefrau des früheren ukrainischen Präsidenten Victor Juschtschenko, arbeitete in den 80er Jahren in den Washingtoner Büros der UCCA und des National Captive Nations Committee, bevor sie in das Menschenrechtsbüro des State Departments wechselte. In Juschtschenkos Amtszeit (2005 bis 2010) wurde vieles unternommen, um Bandera und die OUN zu rehabilitieren. Die früheren ukrainischen KGB-Archive, die jetzt auf den Ukrainischen Sicherheitsdienst (SBU) übergegangen sind, wurden dem Historiker Volodymyr Wjatrowitsch unterstellt, der damit beauftragt ist, nationale Helden als Vorbilder der neuen Ukraine aufzubauen. Wjatrowitsch malt alle wichtigen OUN-Führungsfiguren in den glühendsten Farben. Ein anderer Aspekt der OUN-Altlasten ist der, daß die NED-Vizepräsidentin Diuk häufig wie eine Propagandistin des Kalten Kriegs der 50er Jahre mit einem neumodischen Project-Democracy-Anstrich klingt, und das nicht nur Dank ihrer Ausbildung an der Universität Oxford, sondern auch, weil sie in den 80er Jahren ihre ersten politischen Erfahrungen bei einem Ableger der von der CIA-finanzierten Prolog Research Corporation sammelte, die vom früheren OUN-Attentäter Lebed geleitet wurde.   

Auf Grund dieser politischen und institutionellen Kontinuität haben sich in der Maidan-Bewegung und ihren ausländischen Hinterleuten die Ansichten der OUN  - oftmals unter anderen  Bezeichnungen  - unhinterfragt als normaler, gesunder ukrainischer Nationalismus etabliert. Der Euromaidan hat sich viele Slogans und Praktiken der OUN zu eigen gemacht. Nach dem stündlichen Absingen der Nationalhymne bestand der häufigste Anfeuerungsruf auf dem Euromaidan in einem einfachen Wechselsprechchor, wie er von dem italienischen Faschisten Gabriele D’Annunzio bekannt gemacht wurde. Ein Sprecher ruft: Slava Ukrainy! [Es lebe die Ukraine!], die Menge antwortet: Heroyam slava! [Es leben die Helden!]. Das sind alte OUN-Schlachtrufe, die heute in der Ukraine ein absolutes Muß sind. Man hört sie jeden Tag. Als zum Beispiel die frühere Ministerpräsidentin Julia Timoschenko nach ihrer Freilassung aus dem Gefängnis am 22. Februar in Kiew eintrifft, wird sie auf dem Maidan von jungen Streifengängern der Selbstverteidigungskräfte zur Rede gestellt: »Wir machen die Revolution hier, nicht Sie! « Die verunsicherte Timoschenko versucht, sie auf ihre Seite zu bringen, indem sie aus dem Autofenster Slava Ukrainy! ruft. Am 3. Mai, drei Tage nach dem grausigen Tod so vieler Menschen in dem brennenden Gewerkschaftsgebäude in Odessa, grüßte der neu ernannte Polizeichef für die Region Odessa, General Iwan Katerintschuk, eine öffentliche Versammlung in der aufgewühlten Stadt mit Slava Ukrainy!. Einige Opfer des Odessa-Feuerdramas hatten noch die gleichen Rufe von der rasenden Menge sogenannter Nationalisten auf der Straße unter ihnen gehört, bevor sie aus dem brennenden Gebäude in den Tod stürzten oder sprangen. 

Die Kollaboration Stepan Banderas, der OUNund der Ukrainischen Aufständischenarmee UPA mit den Nazis in den 1930er Jahren und während der Nazi-Besetzung der Ukraine sowie die Greueltaten von OUN und UPA an Juden, Polen und der prosowjetischen russischen und ukrainischen Bevölkerung während und nach dem Zweiten Weltkrieg sind Gegenstand umfangreicher Dokumentationen, aber auch Beschönigungen.  

Faschistisches Ideengut nach dem Putsch  
In der Entschließung 2012/2889 des EP vom 13. Dezember 2012 über die Lage nach den Parlamentswahlen in der Ukraine heißt es unter Punkt 8: »Das Europaparlament erklärt sich wegen der zunehmenden nationalistischen Stimmung in der Ukraine besorgt; diese kommt in der Unterstützung für die Swoboda-Partei, welche dadurch als eine der beiden neuen Parteien in die Werchowna Rada [das ukrainische Parlament] eingezogen ist, zum Ausdruck. Das Europaparlament weist darauf hin, daß rassistische, antisemitische und ausländerfeindliche Auffassungen im Widerspruch zu den Grundwerten und Grundsätzen der EU stehen, und appelliert daher an die demokratisch gesinnten Parteien in der Werchowna Rada, sich nicht mit der genannten Partei zu assoziieren, sie nicht zu unterstützen und keine Koalition mit ihr zu bilden.« Werfen wir nun einen Blick auf die von der Werchowna Rada am 26. Februar 2014 bestätigte ukrainische Regierung, die nach dem Putsch vom 18. bis 22. Februar eingesetzt wurde. 

Die Vaterlandspartei Batkiwschtschyna des Parlamentspräsidenten und verfassungswidrig eingesetzten Übergangspräsidenten Alexander Turtschinow und des Ministerpräsidenten Arseni Jazenjuk befindet sich in einer Regierungskoalition mit eben jener Swoboda-Partei, die 2012 zehn Prozent der Stimmen erhielt und von Oleh Tjahnybok angeführt wird. Drei von zwanzig Ministerposten sowie der Posten des Generalstaatsanwalts und des stellvertretenden Parlamentspräsidenten werden von Swoboda-Mitgliedern besetzt. Der stellvertretende Swoboda-Vorsitzende Alexander Sych, Parteiideologe und Historiker, ist einer von drei Vizeministerpräsidenten unter Jazenjuk. Sych ist Fachmann für Stepan Lenkawsky (1904-1997), der Stellvertreter und unmittelbarer Nachfolger Banderas als Chef der OUN. Lenkawsky schrieb die Zehn Gebote des ukrainischen Nationalisten. Dieser Dekalog beginnt in heroischer Sprache: »Ich bin der Geist des ewigen Elements, das dich vor der Tatarenflut schützte und dich an den Rand von zwei Welten setzte, um ein neues Leben zu schaffen« und enthält u.a. folgende Gebote: »Bekämpfe die Feinde deiner Nation mit Haß und ohne Nachdenken. Tue alles, um die Macht, den Ruhm, den Reichtum und die Ausdehnung des ukrainischen Staats zu erhöhen.«  

Ernährungs- und Landwirtschaftsminister Ihor Schwaika und Umwelt- und Rohstoffminister Andriy Mochnyk gehören der Swoboda an. Der jetzige ukrainische Generalstaatsanwalt Oleh Machnitsky ist ihr maßgeblicher Jurist. Als Anwalt hatte er Tjahnybok wegen einer berüchtigten Rede bei der Beerdigung von UPA-Kämpfern 2004 vor der Strafverfolgung bewahrt. Das US-State Department stellte 2005 in einem Bericht über aktuelle Ereignisse in der Ukraine fest: »Im Juli 2004 schloß der damalige Hauptoppositionsblock im Parlament, Unsere Ukraine, den Abgeordneten Oleh Tjahnybok, der bei einer Wahlkampfveranstaltung 2004 in der Region Iwano-Frankiwsk eine antisemitische Rede hielt, aus. Ein Bezirksgericht verfügte, daß die gegen Tjahnybok erhobene Anklage wegen Aufhetzung zu ethnischem Haß wegen mangelnden Anfangsverdachts zur Eröffnung eines Strafverfahrens fallengelassen wird. In einem nationalen Fernsehinterview hatte sich Tjahnybok am 29. März 2005 geweigert, sich für seine Wahlkampfrede zu entschuldigen.« Noch 2012 bemerkte Tjahnybok: »Alles, was ich damals gesagt habe, kann ich heute wiederholen. Mehr noch, diese Rede ist noch heute relevant.« Der mächtige Chef des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates (RNBO) der Ukraine ist seit 26. Februar der Maidan-Kommandant Andrej Parubij, der eine gemeinsame Vergangenheit mit Swoboda teilt, heute aber der Batkiwschtschyna angehört. Parubij war zusammen mit Tjahnybok Mitbegründer der Swoboda. 

Die faschistische Ideologie in den derzeit herrschenden Kreisen Kiews wird weiterhin an jüngsten Stellungnahmen und Verhaltensweisen von Parlamentsabgeordneten deutlich. In Videos vom 19. März 2014 ist der Swoboda-Abgeordnete Ihor Miroschnitschenko zu sehen, wie er den Fernsehdirektor von NTKU-TV, Alexander Panteleymonow, in dessen Büro tätlich angreift, weil dieser aus Moskau die Unterzeichnungszeremonie des Beitritts der Krim zu Rußland übertragen hatte. Am 8. April 2014 rannten zwei junge, schwarzgekleidete Swoboda-Abgeordnete den Gang der Werchowna Rada entlang und stießen den kommunistischen Parteivorsitzenden Petro  Symonenko vom Rednerpult, als dieser dem neuen Regime vorwarf, einen Krieg gegen Andersdenkende zu führen. Einer der Angreifer war der Swoboda-Abgeordnete Juri Michaltschischyn, der diese Methode des politischen Dialogs wahrscheinlich bei der Arbeit an seiner Politologie-Dissertation von 2009 - Transformation einer politischen Bewegung in eine politische Massenpartei neuer Art-   die sich mit einem historischen Vergleich des Parteiaufbaus der Nazis und der italienischen Faschisten beschäftigte, gelernt hat. Die Swoboda-Abgeordnete Iryna Farion leitet einen Bildungsausschuß der Werchowna Rada; als 2012 im Parlament über ein Sprachengesetz beraten wurde, laut dem regionale Amtssprachen in Gegenden zugelassen sind, wo neben Ukrainisch auch andere Sprachen gesprochen werden [etwa Russisch im gesamten Südosten der Ukraine und anderswo], unterbrachen oder verschleppten Farions Parteifreunde wiederholt den Gesetzgebungsprozeß, indem sie das Podium stürmten und Schlägereien anzettelten. In einem Interview außerhalb der Parlamentsräume am 8. April 2014, nachdem Einheiten der ukrainischen Nationalgarde angewiesen worden waren, Putschgegner, die ein Gebäude in Charkiw besetzt hatten, festzunehmen und eine Protestzeltstadt in Mikolajiw gewaltsam aufzulösen, sagte Farion, solche Maßnahmen reichten nicht aus: »Ich wäre viel härter vorgegangen. Ich hätte sie einfach abgeknallt, Entschuldigung. Hören Sie, der Feind regiert unser Land. Worum geht es hier? Sie [die Russen] hätten schon 1654 von hier vertrieben werden müssen. Die heutige Reaktion ist absolut angemessen. Aber die Maßnahmen sollten viel härter sein. Denn diese Kreaturen verdienen nur eines: den Tod.« Farion ist nicht die einzige ukrainische Amtsträgerin, die ihre politischen Gegner und Haßobjekte genau wie die Nazis als Untermenschen bezeichnet. Nach dem jüngsten faschistischen Jargon, der in ukrainischen Nationalistenkreisen in Mode gekommen ist, werden Mitbürger, die das orange-schwarze Sankt-Georgs-Band tragen, um die Gefallenen im Kampf gegen den Faschismus zu ehren und um damit zu zeigen, daß sie lieber ein Bündnis mit Rußland als ein Banderista-Regime in Kiew hätten, koloradi genannt - nach den Streifen auf dem Rücken des Kartoffelkäfers. 

Der Rechte Sektor‹  
Die paramilitärische Gruppierung, die Rechter Sektor genannt wird, ist keineswegs eine bloße Randerscheinung des Euromaidan, die eine bestimmte Rolle gespielt hat and wieder verschwunden ist. Der frühere Innenminister und wichtige Maidan-Organisator Juri Luzenko, Berater von Turtschinow, hat dem Rechten Sektor wegen dessen entscheidender Rolle beim Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch öffentlich seine Anerkennung ausgesprochen; der Rechte Sektor hat Unterstützer auf höchster Ebene des neuen Regimes. Kader des Rechten Sektors sind zusammen mit den Maidan-Selbstverteidigungskräften in eine neue Nationalgarde, die unter Leitung Parubijs gebildet wurde, aufgenommen worden. Der Rechte Sektorwurde erstmals im November 2013 mit diesem Namen bezeichnet. Er besteht aus Stepan Banderas Dreizack-Organisation sowie der UNA-UNSO, die unter dem Namen Ukrainische Nationalversammlung – Selbstverteidigung des Ukrainischen Volkes bekannt ist. Sie sind direkt aus der alten von MI6, Abwehr und CIA protegierten OUN hervorgegangen, oftmals ohne daß eine Generation zwischen den Institutionen der Bewegung aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und ihrer Neubildung nach der ukrainischen Unabhängigkeit 1991 übersprungen wurde. Da ihre Mitglieder jetzt auch in osteuropäischen NATO-Mitgliedsländern ausgebildet wurden, entsprechen diese Gruppen sehr weitgehend den sogenannten Gladio-Netzwerken der NATO aus der Nachkriegszeit, die für die Strategie der Spannung mit Putschversuchen und Terrorismus verantwortlich waren, wie z.B. im Italien der 70er Jahre. Als Präsident Janukowitsch und die Regierung von Mykola Asarow am 21. November 2013 die Aussetzung der Verhandlungen über das Assoziierungsabkommen mit der EU bekanntgaben, veröffentlichte Dmytro Jarosch, Rußlands Feind Nummer eins in der Ukraine und Funktionär des Rechter Sektors, auf der Trisub-website eine Kriegserklärung gegen die ukrainische Regierung. Bereits 2008 hatte er in einem Interview mit der website des Kawkas-Zentrums erklärt, ein Krieg mit Rußland sei unausweichlich: »Früher oder später hat das Schicksal uns dazu bestimmt, mit dem Moskauer Imperium zu kämpfen.« Zwei wichtige Leute des Euromaidan und in der neuen Regierung sind frühere Mitglieder von UNA-UNSO. Einer ist Dmitro Bulatow, der Euromaidan-Führer, der behauptete, eine Woche lang entführt und gefoltert worden zu sein; er ist jetzt Jugend- und Sportminister. Ferner die Enthüllungsjournalistin Tetjana Tschornowol, deren Entführung und Mißhandlung Ende Dezember 2013 ein wichtiger Zwischenfall für die Fortsetzung des Maidan war; sie arbeitete in den 90er Jahren, nachdem sie bereits mit 17 Jahren in der Gruppe aktiv geworden war, ehrenamtlich als Pressesekretärin für die UNA-UNSO. Über sie lief die Verbindung von UNA-UNSO mit den tschetschenischen Rebellen, bevor Tschornowol Anfang 2000 ausschied, um sich auf den Journalismus zu konzentrieren. Am 5. März 2014 wurde sie zur staatlichen Repräsentantin für Antikorruptionsermittlungen ernannt.  

Zur UNA-UNSO siehe die folgenden beiden Artikel:  
  
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2238   9. 3. 14 
Die USA hat in der Ukraine ein von Neonazis dominiertes Regime installiert - Von Prof. Michel Chossudovsky sowie  
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2241  16. 3. 14  
Mit Faschisten besetzt


In einem begeisterten Bericht in der März-April-Ausgabe 2014 von
World Affairs erzählt Nadia Diuk die Geschichte des Euromaidan wie ein Märchen: Euromaidan: Selbstorganisierende Revolution der Ukraine: »Aus einer Versammlung von Studenten auf dem Euromaidan, der [vor dem 21. November] begonnen hatte, um die Idee der Ukraine als Teil Europas zu unterstützen, erblühte plötzlich eine ganze Bewegung nicht nur des Protests, sondern der Opposition….. Obwohl die Anführer der politischen Opposition sich an die Spitze dieser Bewegung stellten, konnte man deutlich spüren, daß sie einen solchen Aufstand nicht geplant hatten und nun versuchten, Anschluß an diejenigen zu finden, die schon auf den Straßen waren….. Die Koordination zwischen den parteipolitischen Elementen und den Bürgergruppen führte zu der Erkenntnis, daß die Errungenschaften des Euromaidan konsolidiert und in Form einer landesweiten Bewegung weiterentwickelt werden müßten, welche die befreite Zone, wie sie das nannten, auf die ganze Ukraine ausdehnen würde.« Diese Darstellung der Euromaidan-Bewegung als spontaner Ausdruck eines gesunden ukrainischen Nationalismus wird auch von anderen US-Vertretern nachgeplappert: US-Außenminister John Kerry am 4. März: »…..voller Ehrfurcht erlebten wir die Macht von Menschen, die mit nichts bewaffnet sind als mit Ideen, Menschen mit Überzeugungen und Prinzipien und Werten, die nach Freiheit, Gleichheit und Chancen streben.« Victoria Nuland am 15. Januar: »Die Bewegung, die mit der Forderung nach einer europäischen Zukunft begann, wuchs zu einem Protest für Menschenwürde und Gerechtigkeit, für eine saubere und verantwortliche Regierung und für eine wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit der Ukraine an.« Neben Worten von Parubij und Jarosch sind es auch Aussagen von Jurij Luzenko, die Diuks Mythos vom spontanen Prozeß Lügen strafen. Luzenko war einer der Drahtzieher der Orangenen Revolution im Jahr 2004. Er war Innenminister der Ukraine in zwei aufeinanderfolgenden Regierungen, schloß sich dann Juschtschenkos Block Unsere Ukraine an, wurde wegen Vorwürfen des Amtsmißbrauchs verhaftet und 2011, nachdem Janukowitsch die Präsidentschaft gewonnen hatte, ins Gefängnis geworfen.  

Während sich die Berichterstattung westlicher Medien auf das parlamentarische Oppositionstrio Jazenjuk, Klitschko und Tjahnybok konzentrierte, waren es tatsächlich andere, die den Maidan-Prozeß vor Ort lenkten. Diejenigen, die in Diuks Erzählung schon auf den Straße waren, waren kaum idealistische Studenten, sondern Bandera verehrende Nationalisten, die sich zwei Jahrzehnte lang auf diesen Augenblick vorbereitet hatten. Es stimmt zwar, daß die Masse auch durch Tausende von Menschen anschwoll, die wirklich hofften, daß eine EU-Mitgliedschaft ihnen wirtschaftliche Verbesserungen bringen würde, oder die über die korrupten Verbindungen der Regierung Janukowitsch zu postsowjetischen Oligarchen wütend waren. Aber es gab einen überproportionalen Anteil von Leuten aus der alten OUN-Basis in Galizien und anderen westlichen Regionen: Ende Januar 2014 ergab eine Umfrage des Think Tanks Fund for Democratic Initiatives, daß 55 % der Demonstranten auf dem Maidan aus der Westukraine kamen, obwohl die 8 Regionen, die traditionell zu diesem Landesteil gerechnet werden, nur 20 % der Gesamtbevölkerung der Ukraine ausmachen.   

Auf der website des Vaclav-Klaus-Instituts veröffentlichte der frühere Präsident eine Erklärung, in der er darauf hinweist, die Ukraine sei wirtschaftlich im nach-sowjetischen Block verankert, mit Rußland verbunden und in vielerlei Hinsicht von Rußland abhängig. » Das ist eine natürliche Tatsache und es gibt keinen einfachen Weg, daran etwas zu verändern. Für Rußland ist die Ukraine mehr als einfach nur der nächste Nachbar, viel mehr als zum Beispiel Estland, Tadschikistan oder Azerbaidschan. Es ist die historische Wiege seiner Nation und Kultur, die Heimat vieler zig Millionen Russen. Es ist äußerst unverantwortlich vom Westen, die Ambitionen und Illusionen von Radikalen aus der Westukraine zu nähren, daß es wirklich eine Wahl zwischen Ost und West gebe, oder daß die EU und die USA nicht nur die Ukraine als Einheit in ihrer Ausrichtung zum Westen unterstützen könne, sondern in der Lage wäre, langfristig dafür zu garantieren.«  

Der große Wissenschaftler, ukrainische Patriot und Akademiemitglied Wladimir Wernadskij, der in Rußland in eine ukrainische Familie hineingeboren war, schrieb 1923 an seine Tochter: »Ich trenne nicht zwischen Russen und Ukrainern, und ich glaube, wenn Rußland nicht untergeht, ... läßt sich diese Frage korrekt handhaben... Die Kultur Rußlands und der Ukraine offenbart ein einzelnes großes Ganzes... Ich möchte dir etwas über die ukrainische Frage schreiben, ... die sich in den Händen von Leuten befindet, die engstirnige, fanatische Gegner der russischen Kultur sind. Einige von ihnen sind verrückt, einige bloß rückständig... Die Ukraine existiert und wird weiter existieren. Wichtig ist, daß Donzow und Co. nicht das Sagen haben.« Er war somit der Ansicht, daß man über die Beziehung der Ukraine zu Rußland rational sprechen konnte, solange der wirre Donzow aus dem Rennen blieb. Doch Donzow und seine Vorstellungen ethnischer Reinheit wurden zum Mentor der OUN.   

 

Quellen:  
[1]  http://www.voltairenet.org/article184026.html    29. 5. 2014

Deutsche denunzieren Deutschlands Unterstützung der ukrainischen Nazis

[2]  Auszug aus 
http://www.solidaritaet.com/neuesol/2014/22/ukraine-dossier.htm   

Neue Solidarität Nr. 22 vom 28. 5. 2014; das Dossier über die Hintergründe der Auseinandersetzungen in der Ukraine wurde vom Nachrichtenstab der Executive Intelligence Review zusammengestellt.

Das englische Original finden Sie auf www.larouchepub.com