Victoria Nuland 16.02.2014 17:51
Die Veröffentlichung der Nuland-Bänder, hält »Strategic Alert« fest,
war ein großes Verdienst. Die Europa-Beauftragte der US-Regierung, Victoria
Nuland, wurde in dem durchgesickerten Telefongespräch mit dem US-Botschafter in
der Ukraine, Geoffrey Pyatt, bei dem Versuch einer unverfrorenen Einmischung in
die inneren Angelegenheiten der Ukraine ertappt: Sie will diktieren, wer
die nächste Regierung der Ukraine bildet und wie diese Regierung funktionieren
soll, dies u.a. in fast täglicher Absprache mit der faschistischen Swoboda-Partei;
darüber hinaus koordiniert sie die Einmischungen der Vereinten Nationen und die
des US-Vizepräsidenten Biden in die Ukraine. Die von Nuland und Obama
gewünschte Regierungskoalition kam zwar aus irgendwelchen Gründen nicht
zustande, aber damit ist der skrupellose Putschversuch der USA über jeden
Zweifel erhaben bewiesen. Nuland ist eine bekannte Vertreterin der Fraktion der
›humanitären Interventionen‹ in der USA. Gegenwärtig wird ihre Rolle bei der
Vertuschung des Skandals um die Attacke im libyschen Bengasi am 11. 9. 2012 und
den Waffenlieferungen an Al-Kaida in Syrien untersucht.
Der russische Präsidentenberater Sergej Glasjew verurteilte
die westliche Erpressung und Einschüchterung durch Personen wie Nuland bei ihren
Treffen mit Oligarchen und Regierungsmitgliedern
in Kiew scharf. In einem Interview in der ukrainischen Ausgabe der Zeitung ›Kommersant‹ am 6. 2. sagte Glasjew: »Bei diesen
Treffen ließ sie die Leute wissen, sie würden auf schwarzen Listen landen, wenn
Präsident Viktor Janukowitsch die Regierung des Landes nicht der Opposition
überließe. Das ist Erpressung und ist in keiner Weise mit dem Völkerrecht
vereinbar. Das ist mehr als Einmischung in innere Angelegenheiten. Es ist ein
Versuch, die Ukraine völlig unter Kontrolle zu bringen.«
Nach seinen Informationen gäben staatliche und andere Stellen aus den USA
gegenwärtig 20 Mio.$ pro Woche aus, »um die
Opposition und die Aufständischen zu finanzieren, auch für Waffen. Es wird
berichtet, daß die Guerillas vor Ort von der US-Botschaft unterrichtet werden,
daß man sie bewaffne. Das ist inakzeptabel und muß untersucht werden.« Eine andere Aussage Glasjews, die im Westen völlig
falsch wiedergegeben wurde, betrifft das ›Budapester Memorandum‹ von 1994, das anläßlich der ukrainischen Aufgabe des
sowjetischen Nukleararsenals unterzeichnet worden war. »Rußland
und die USA sind die Garantoren der Sicherheit und Souveränität der Ukraine,
und, offen gesagt, sind sie dazu verpflichtet, einzugreifen, wenn ein
derartiger Konflikt auftritt. Aber was die Amerikaner jetzt vorhaben, nämlich
eine einseitige grobe Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Ukraine,
ist eine klare Verletzung dieses Abkommens. Das Abkommen sieht kollektive
Garantien und kollektives Handeln vor.« [1]
»Der weltweite Skandal um Victoria Nuland «, schreibt F. William Engdahl u.a., »wird mit großer Sorgfalt in Szene gesetzt, um die
Aufmerksamkeit von dem wirklichen Thema abzulenken. Anstatt sich des
dreist-unverfrorenen Inhalts von Nulands abgehörtem Telefonat mit Geoffrey
Pyatt anzunehmen - daß nämlich
Nuland ein Jahr vor den verfassungsmäßig geplanten Wahlen in der Ukraine das
Mikro-Management eines versuchten amerikanischen Staatsstreichs gegen die
gewählte Regierung betreibt - konzentriert
sich alles auf Nulands krassen Kommentar »Fuck the EU«. Wie ihr Büro mitteilt,
hat sie sich für die Bemerkung entschuldigt, wir sollen also tunlichst
vergessen, daß sie überhaupt gefallen ist. Kaum
jemals in der neueren Geschichte der Diplomatie trat eine unrechtmäßige Einmischung
in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates so offen zutage wie
durch Nulands Telefonat. Für Nicht-Muttersprachler des Englischen, für die
»Fuck the EU« vielleicht nur witzig klingt, sei der Hinweis erlaubt: Im
amerikanischen Englisch ist es Ausdruck krassester imperialer Arroganz. Der
Satz bestätigt, was die NSA-Skandale bereits andeuteten: Washington betrachtet
Deutschland und die EU als »Vasallen« der
USA, um einen Begriff von Zbigniew Brzezinski zu verwenden. Der Spiegel läßt den
Kern von YouTube unerwähnt, daß nämlich das US-Außenministerium die
Krise in der Ukraine bis ins kleinste Detail manipuliert. Nicht genug damit,
daß von der US-Regierung finanzierte NGOs wie das ›NED‹, das ›National Endowment for
Democracy‹, Geld für Demonstranten in der Ukraine
bezahlen. Jetzt kam die direkte Inszenierung des US-Außenministeriums ans
Licht: Für jeden, der es sehen und hören will. So gibt es jetzt ebenso Hinweise aus der
Ukraine, die besagen, dass Washington, d.h. Nuland und andere, auch die
gewalttätigen Neonazis bezahlte, die jüngst nach Kiew und in andere Städte
gefahren sind, um dort den Aufruhr, der der Regierung Janukowitsch Angst
einjagen und diesen zum Nachgeben
gegenüber den Plänen der USA veranlassen sollte, zu veranstalten. CNN, BBC und die
Mainstream-NATO-Medien vermitteln den Eindruck, als unterstütze die Mehrheit
der Menschen in der Ukraine die Proteste gegen Janukowitsch, weil er das
Assoziierungsabkommen mit der EU zugunsten Russlands abgelehnt habe. In
Wirklichkeit will die breite Mehrheit einfach nur in Frieden leben, wie mir viele
Menschen in der gesamten Ukraine bestätigt haben. Wie erzeugen also die NATO
und Nuland - unter George W. Bush
US-Botschafterin bei der NATO - den
Eindruck, es handle sich um den Protest von Millionen? Indem sie die Neonazis
des Pravy Sektors [rechter Sektor] organisieren und bezahlen, jene ›Sicherheits‹-Organisation,
die mit der oppositionellen Swoboda-Partei in Verbindung steht und angeblich
die militanten Demonstranten vor der ukrainischen Polizei schützt. Sie werden
herumgekarrt, um friedliche Proteste in gewalttätige Zusammenstöße zu
verwandeln, die dann passenderweise von vorab informierten westlichen Medien
gefilmt werden. Am 23. Januar demonstrierten Tausende ukrainischer Mitglieder der
Organisation ›Bürger von Kiew für eine
saubere Stadt‹ vor der US-Botschaft und
forderten ein Ende der Einmischung der
USA in der Ukraine und der Unterstützung der gewalttätigen Neonazis von Pravy
Sektor. Keine einzige westliche Fernseh- oder Rundfunkstation und keine
Zeitung hielt es für nötig, über diese Demo zu berichten. Ivan Prosenko, Mitglied
der ›Bürger von Kiew für eine saubere Stadt‹, erklärte: »Die USA steht hinter den derzeitigen
Ereignissen in Kiew. Das muß aufhören. Deshalb sind wir hier, um der gesamten
Welt zu sagen: USA - Stopp! Wir brauchen Frieden.« Weiterhin berichten
Ukrainer, dass es in Dnepropetrowsk, einer Stadt am Fluss Dnepr südwestlich der
Hauptstadt Kiew, gar keine Demonstrationen gegen die Regierung gab. Es war solange
friedlich, bis ganze Busladungen von bewaffneten Neonazis aus Kiew eintrafen,
um gewalttätige Proteste zu inszenieren; auch diese sind von zuvor
benachrichtigten westlichen Mainstream-Medien gefilmt worden, um zu »zeigen«,
dass es überall im Land Proteste gebe. [2]
Was die Finanzierung der Aufstände angeht, so ist es durchaus kein Zeitverlust,
sich einmal vor Augen zu führen, wer hierfür im einzelnen alles gespendet hat: Die
nachfolgende Liste aus dem Jahresbericht 2012 des ›NED‹, Abschnitt Ukraine, zeigen die
einzelnen Organisationen auf [3]:
AHALAR Center for Humane Technologies $35,230
ANGO Resource Center
$30,086
Association of Ukrainian
Law Enforcement Monitors $44,900
Bakhchisarai Center of Regional Development "Top-Kaya"
$15,526
Bukovyna Partnership Agency
$48,295
Center for International
Private Enterprise $359,945
Center for Political
Studies and Analysis $27,940
Center for Progressive
Young People ›Apelsin‹ $25,000
Center for Research on
Social Perspectives in the Donbas $39,776
Center for the Study of
Social Processes and Humanitarian Issues $30,060
Center UA $26,920
Cherkasy Committee Voters
of Ukraine
$34,993
Chernihiv Youth Educational
Center ›Initiative‹ $27,930
Chernivtsi Committee of
Voters of Ukraine
$29,920
›Civic Space‹ Information and Analytical Center $31,535
Civil Initiative Support
Center $48,486
Democratic Initiatives
Foundation $73,464
Dniprovsky Center for
Social Research (I) $25,000
Dniprovsky Center for Social Research (II) $25,000
Donetsk Press Club $39,810
Donetsk Committee of Voters of Ukraine $52,930
East European Democratic
Center (I) $78,969
East European Democratic
Center (II) $41,584
Foundation for Promotion of
Civil Activity $27,130
Garage Gang Collective
$37,637
Human Rights Training
Center $19,370
Independent Association of
Broadcasters $39,271
Independent Center of Political Researchers and Journalists
$33,611
Institute for Euro-Atlantic
Cooperation $48,120
Institute of Mass Information $34,470
Institute of Political
Education $47,994
Institute of the Republic
$29,990
International Republican Institute
(I) $250,000
International Republican
Institute (II) $35,000
International Republican
Institute (III) $95,000
Journal Ji Analytical
Center $34,981
Kharkiv Human Rights
Protection Group $47,200
Kherson Association of
Journalists ›South‹ $39,578
Kherson Committee of Voters of Ukraine $40,890
Krytyka Journal $47,000
Luhansk Business Club ›European Choice‹ $32,000
Lutsk Center for Political Analysis and Electoral Consulting
$26,523
›Moloda Cherkaschyna‹ Coalition of Cherkassy
Youth NGOs $31,855
National Democratic
Institute for International Affairs $345,000
Odesa Committee of Voters
of Ukraine
$41,851
Our House - Svatovschina
$21,945
Policy Association for an
Open Society $39,934
Polissya Foundation for
International and Regional Research $25,000
›Postup‹ Human Rights Center $24,030
Razumkov Center for Economic and Political Research $39,990
School for Policy Analysis
of the Kyiv-Mohyla
Academy $52,750
Smoloskyp $36,294
Spilnyi Prostir Association
$50,000
Sumy Regional Committee of Youth Organizations $56,260
Sumy Regional Organization "Bureau of Political
Analysis" $31,293
›Tamarisk‹ Center for Support of Civic and Cultural Initiatives
$30,890
Telekritika $69,800
Ukrainian Catholic
University $35,000
Ukrainian Center for Independent Political Research $56,950
Ukrainian Helsinki
Human Rights Union $47,994
Ukrainian Youth Association
of Ukraine
$42,900
Vinnitsa Youth Organization
›Nashe Podillya‹ $52,046
Volyn Resource Center
$16,170
Youth Alternative $42,143
Jedenfalls bleibt hier die Frage zurück, was unsere Demokratie überhaupt
wert ist…. Von daher gesehen überrascht es auch nicht, dass Zbigniew Brzezinski,
der berüchtigte aussenpolitische Guru des US-Präsidenten Jimmy Carter und Mitbegründer
der Trilateralen Kommission, die ukrainische Opposition vor dem US-Senat am 15.
Januar 2014 dazu aufgerufen hat, sich hinter einer Führungspersönlichkeit zu
sammeln, die eine Übergangsvereinbarung mit der Regierung aushandeln soll, um
einen Regimewechsel herbeizuführen.
[1] Strategic Alert Jahrgang 27 Nr.
7 vom 12. 2. 14 [2] http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/f-william-engdahl/eine-fussnote-zum-nuland-ukraine-skandal-usa-bezahlten-gewalttaetige-demonstrationen.html 12. 2. 14 Eine Fußnote zum Nuland-Ukraine-Skandal: USA bezahlten gewalttätige
Demonstrationen F. William Engdahl [3] http://www.bueso.de/node/7016 6. 2.
14 Ukraine: Geldregen aus dem Westen -
wofür?
|