Syrien - Vor unseren Augen 20.12.2013 20:53
d.a. Wie jetzt bekannt wurde, wollen die USA und Grossbritannien durch den Stopp
der Hilfslieferungen nach Syrien verhindern, dass
die Islamisten in der Oppositionsbewegung stärker werden und die Hilfe auf
Umwegen bei radikalen Kräften der Opposition landen. Beide Staaten haben bislang
Fahrzeuge, Computer, Schutzwesten, aber auch Waffen und Munition an die
Aufständischen geschickt. Damit soll vorerst Schluss sein. Nun fürchten die syrischen
Freiheitskämpfer, dass dadurch eine Schwächung ihrer Position eintreten könnte.
Da die Entwicklung in Syrien laut US-Verteidigungsminister Chuck Hagel zur Zeit
nicht vorhersehbar ist, würden die Lieferungen an die Opposition so lange
ausgesetzt, bis klar sei, wer welche Waffenlager und Grenzübergänge kontrolliert.
Diesen Schritt hält Sadiq Al-Mousllie, der den ›Syrischen
Nationalrat‹ in
Deutschland vertritt, für falsch und kontraproduktiv, da durch das Aussetzen
von Lieferungen an die moderaten Kräfte die radikalen Gruppen innerhalb der
Opposition gestärkt würden, da diese weiterhin Unterstützung erhielten. Auch
vor dem Lieferstopp hätten Briten und Amerikaner nur sehr wenig Waffen und
Hilfslieferungen geschickt, da sie befürchten, dass ein Teil davon in den
Händen von radikalen Islamisten landen könnte. Laut einem Bericht von ›DW‹
[1] scheint genau das passiert zu sein: »Für
Jochen Hippler, Politikwissenschaftler und Friedensforscher an der Universität
Duisburg-Essen, zeigt sich darin das verschobene Kräfteverhältnis innerhalb der
Oppositionsbewegung. ›Vor einem
Jahr konnten wir noch erleben, dass die ›Freie
Syrische Armee‹
versuchte, den gesamten Widerstand gegen Assad zu bündeln. Das ist gescheitert.‹ Jetzt gäbe es Hunderte von
bewaffneten Milizen, die für völlig
unterschiedliche Ziele kämpften. Während die ›FSA‹
mit dem Ziel angetreten ist, gegen die Assad-Diktatur und für die Demokratie zu
kämpfen, haben andere Milizen wie die ›Islamische
Front‹ und die
Al Kaida-nahe ›al-Nusra-Front‹ sowie die Gruppe ›Islamischer Staat im Irak und
der Levante‹
eine religiöse Agenda. Kurdisch-nationalistischen Gruppen hingegen geht es um
nationale Eigenständigkeit. Andere Milizen wiederum sind kriminelle Banden, die
plündern und Schutzgeld erpressen. Durch die Entscheidung Londons und Washingtons
werden die moderaten Kräfte innerhalb der syrischen Opposition weiter
geschwächt, sagt Hippler. Davon sei auch die Zivilbevölkerung betroffen. Abed
al-Aziz Aidy kann das bestätigen. Er ist der Geschäftsführer von ›Najda Now‹, einer Hilfsorganisation, die
versucht, die Not der Menschen in Syrien zu lindern. Früher habe man nur
Probleme mit dem Assad-Regime gehabt, so Aidy. Jetzt bekomme die Organisation
auch Probleme in den Gebieten, die von Islamisten kontrolliert werden.« »Laut NATO und den
Golf-Medien«, schreibt Thierry Meyssan
in seinem Artikel ›Vor unseren Augen - Es geht um die Wahrheit‹,
»schlägt das ›Assad-Regime‹ eine demokratische
Revolution blutig nieder.« Letztere Version,
wird niemand, der auch nur annähernd über den wahren Sachverhalt unterrichtet
ist, glauben; im Gegenteil: die aktuelle Unterstützung des Staates durch die
Bevölkerung wird auf weit über 60% geschätzt. »Die Wahrheit«, legt Meyssan
dar, »ist daher eine ganz andere:
Die NATO und der Golf-Kooperationsrat [GCC, Gulf Cooperation Council] sind
es - und sie allein - die den Tod von 120 000 Syrern organisiert und
finanziert haben. Eine der Aspekte, worum es bei der Vorbereitung der Genfer Konferenz
wirklich geht, ist der, die Geschichte Syriens zu schreiben. Diese mehrfach verschobene Friedenskonferenz
für Syrien soll nun definitiv am 22. Januar in Montreux beginnen. Gleichzeitig
hat Ban Ki Moon zu einer Waffenruhe vor Konferenzbeginn aufgerufen. Die eigentlichen
Friedensverhandlungen zwischen Vertretern der syrischen Regierung und der
Rebellen sollen dann vom 24. Januar an im europäischen UNO-Hauptquartier in
Genf stattfinden.
Die NATO- und die Mächte des GCC versuchen, ihre
Version der Ereignisse aufzudrängen, was ihnen einen entscheidenden Vorteil am
Verhandlungstisch geben würde. Daher rührt die plötzliche Lawine von Artikeln
und Zusammenfassungen in der westlichen und der Golf-Presse. Im Westen und im
Golf wird behauptet, dass die syrische Krise die Verlängerung des ›arabischen Frühlings‹ sei. Das Regime von Baschar hätte das Streben
seines Volkes nach Demokratie im Blut erstickt. Die NATO und der GCC hätten
dann eingegriffen, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Die Realität sieht natürlich ganz anders aus: Die Vereinigten
Staaten hatten die Zerstörung Syriens auf einer Sitzung am 15. September 2001
in Camp David geplant; mit den Vorbereitungen dazu wurde mittels der Verabschiedung
des ›Syria
Accountibility Acts‹ am 12.
Dezember 2003 begonnen. Zunächst
versuchten sie, Syrien durch die Annahme der Entschliessung 1559 des
Sicherheitsrats in einen Krieg zu stürzen, dies aber auch durch die Ermordung
des ehemaligen libanesischen Premierministers Rafik Hariri, dessen Mord sie
Präsident Al-Assad in die Schuhe zu schieben versuchten. Nach dem Fehlschlag
dieser Inszenierung übertrugen sie den Krieg dem Vereinigten Königreich und
Frankreich, die sich mit dem ›Lancaster-Vertrag‹ vom 2. November 2010 darauf
vorbereiteten. Das Startsignal dazu wurde von der USA Anfang Februar 2011 von
Kairo aus gegeben.
Februar 2011-Juli 2012:
Kriegsführung der 4. Generation Ab diesem Zeitpunkt und während 15 Monaten haben die
NATO und der GCC einen Krieg der 4. Generation unternommen, der ausschliesslich
auf ihre Vorherrschaft in den Mainstream-Medien gestützt war. Sie machten die
Welt, die Syrer eingeschlossen, glauben, dass sich das ganze Land aufgelehnt
hätte, obgleich die grössten Demonstrationen nicht mehr als 5.000 Leute
versammelt hatten. Mit Scharfschützen und Kommandos täuschten sie eine blutige
Niederschlagung der Proteste vor. Im März/April 2012, nach dem Fall des
islamischen Emirats von Baba Amr, handelte Nicolas Sarkozy jedoch den Rückzug
Frankreichs aus, während die Syrer im Mai begannen, die Berichte von
Al-Dschasira anzuzweifeln und Washington im Juni seine Niederlage an der Genfer
Konferenz akzeptierte. Während dieser Zeit waren die Kämpfer - sowohl syrische Takfiristen [wovon 3.000 in
Baba Amr gefangen genommen wurden] als auch ausländische, in der Hauptsache
libysche Soldaten - Mitglieder der von
Abdelhakim Belhaj kommandierten Al-Kaida. Zusammen gründeten sie die ›Freie Syrische Armee‹, die von britischen und
französischen Offizieren geleitet wurde und die logistische Unterstützung der
Türkei genoss.
Juli 2012-August 2013: der
nicaraguanische Krieg Die Wahl von François Hollande im Mai 2012 zum
französischen Präsidenten und die Ernennung des zionistischen Laurent Fabius
als Minister für auswärtige Angelegenheiten haben den Krieg wieder angefacht.
Mit Hilfe der zu jenem Zeitpunkt von General David Petraeus geleiteten CIA und
dem Know-how des Botschafters Robert S. Ford [ehemaliger Assistent von John
Negroponte] gab Frankreich das Signal für einen neuen Krieg, dieses Mal vom
nicaraguanischen Typ, und versammelte am 6. Juli 2012 die ›Freunde Syriens‹ in Paris. Zwei Wochen später wurde
die syrische Armee durch die Ermordung der Mitglieder des nationalen
Sicherheitsrats ›enthauptet‹. Sofort stürmten 40.000
ausländische, von französischen und britischen Offizieren angeführte Dschihadisten
Damaskus. Das war der Augenblick der Wahrheit: Die Syrer, bislang noch sehr
passiv, halfen jetzt ihrer Armee, die Hauptstadt zu verteidigen, um die
Eindringlinge abzuwehren. Es folgte ein Jahr eines grausamen und mörderischen
Krieges, der mehr als 100.000 Märtyrer machte.
Während dieser Zeit hielt sich die USA im
Hintergrund und liess ihre Verbündeten die Arbeit vor Ort machen. Sie versuchte
höchstens, auf Katar und Saudi-Arabien einzuwirken, um das Gewicht der
Dschihadisten einzugrenzen und weltlichen Söldnern Vorschub zu leisten. Zentren
zum Anheuern wurden in Tunesien resp. Afghanistan eröffnet. Luftbrücken wurden von
Libyen oder dem Jemen aus organisiert, um Zehntausende von Dschihadisten einzufliegen,
die nach Syrien kamen, um zu sterben. Wie in Nicaragua fanden sich wohl Syrer,
um sie zu unterstützen, aber diese waren eher dazu da, ›befreite Gebiete‹ zu kontrollieren, als den Kampf
mit der regulären Armee offen aufzunehmen.
Von August 2013 bis heute: die
Schlappe der NATO Angesichts ihrer neuen Niederlage versuchten die
NATO- und der GCC, die russischen und chinesischen Vetos im Sicherheitsrat zu
umgehen. Sie organisierten ein Verbrechen, dem sie eine grosse symbolische
Bedeutung gaben, denn dieses sollte eine internationale Intervention zum Schutz
der Zivilbevölkerung rechtfertigen. Auf diese Weise, so die Absicht, hätten sie
schliesslich das Land bombardieren können, wie sie es in Libyen getan haben. Der Giftgasangriff von Ghuta am 21. August
2013 wurde von der NATO organisiert. Die Waffen wurden von einer
Kaserne der türkischen Armee nach Damaskus transportiert und die üblichen
Kriegsmedien wurden mobilisiert, um aus diesem Vorfall ein ernsteres Ereignis
als alle anderen zu machen. Die unerwartete Bereitstellung der russischen
Flotte vor der Mittelmeerküste hätte das Pentagon jedoch dazu gezwungen, einen
Luftangriff vom Roten Meer aus über Jordanien und Saudi-Arabien zu starten, was
ihre Verbündeten in den Krieg mit einbezogen hätte. Insofern verzichtete Washington
auf einen regionalen Konflikt, während die US-Diplomatie sich seither bemüht, die
›Konferenz Genf 2‹ vorzubereiten. Es sind die westlichen
Führer und diejenigen vom Golf, die für den Krieg verantwortlich sind und die
Schuld für den Tod von 120 000 Syrern und Zehntausenden von Dschihadisten
tragen. [2]
Wie
Prof. Dr. Albert A. Stahel vom Institut für Strategische Studien in Wädenswil
am 9. Dezember festhielt, sollen die Dschihadisten der ›Dschabaht al-Nusra-Gruppe‹, die mit Al-Kaida liiert sind, zum zweiten Mal den christlichen Ort Maalula
nördlich von Damaskus erobert und dabei die christliche Kirche des Klosters Mar
Sarqis zerstört haben. Diese Kirche dürfte die älteste Kirche der Welt sein.
Die christlichen Bewohner griechisch-katholischen Glaubens sind entweder
geflüchtet oder sie wurden vermutlich durch die Dschihadisten getötet. Damit
ist im Prinzip an dieser uralten christlichen Gemeinde ein Genozid vollzogen
worden. Mit der Besetzung und der mutmasslichen Zerstörung dieses Ortes hat die
Christenheit auch den direkten Bezug zu der Zeit Christi verloren, war doch das
Aramäische zur damaligen Zeit die Sprache der Levante. Die Hintermänner der
Dschihadisten von ›Dschabaht al-Nusra‹ sind allerdings in
Ankara und Riad zu finden. Was die Schweiz betrifft, so hat insbesondere die
linke Presse in unserem Land bis vor kurzem in verschiedenen Beiträgen die
Regierung Assad verdammt und dabei die Kriegsverbrechen der Dschihadisten nicht
erwähnt. Beinahe wäre man geneigt, von einer Mitschuld dieser Medien am Genozid
an dieser alten syrischen Christengemeinde zu sprechen.
USA
blockieren Hilfe an Freie Syrische Armee Einer Meldung vom 17. 12. zufolge hat die ›Islamische Front‹ eine Zone besetzt, die zuvor von
der ›FAS‹ kontrolliert worden war und die
dortigen Arsenale beschlagnahmt. General Ibrahim Selim floh zuerst in die
Türkei und hat sich danach in Katar abgesetzt. Wie es heisst, sei die ›FAS‹ auf
der Flucht. Die
USA und Grossbritannien, meldet auch ›Strategic
Alert‹, haben daher letzte Woche
ihre Unterstützungslieferungen an die ›FAS‹ in Nordsyrien ausgesetzt, nachdem mit Al Kaida verbundene Gruppen
deren Waren- und Waffenlager erobert haben. Der nominelle Anführer der ›FAS‹, General Idriss, dessen
Hauptquartier geplündert wurde, gab zu, dass die Lieferungen aus dem Westen
nicht länger zu sichern seien. Die Dschihadisten sind dank saudischer und
katarischer Hilfe schwer bewaffnet und gut ausgebildet. Das Scheitern der vom
Westen unterstützten Opposition zwingt jetzt einige ›unsentimentale Realisten‹ zu
einer Neueinschätzung. So Ryan Crocker, den ehemaligen US-Botschafter für den Irak,
Syrien und Afghanistan. Vor kurzem erklärte er gegenüber der ›New York Times‹: »Wir müssen wieder mit dem Assad-Regime reden. Das
wird man sehr still und leise tun müssen. So schlecht Assad auch sein mag, er ist nicht so schlecht wie
die Dschihadisten, die ohne seine Präsenz die Macht übernehmen würden.«
Und der ehemalige CIA-Direktor Michael V. Hayden sagte auf einer Washingtoner Veranstaltung
am 12. 12., er sehe in Präsident Assad die beste von drei möglichen Optionen in
dem langen, blutigen Krieg. Das erste mögliche Resultat sei ein ständiger
Konflikt zwischen immer extremeren sunnitischen und schiitischen Fraktionen. Der
zweite mögliche Ausgang, nach Haydens Ansicht der wahrscheinlichste, wäre die Auflösung
Syriens als einheitlicher Staat, was vermutlich in der gesamten Region ein Chaos
hervorrufen würde. ›Option drei ist
der Sieg Assads‹, erklärte Hayden vor
den an der Veranstaltung teilnehmenden Terrorexperten. ›Und ich muss Ihnen sagen, dass ich für den Augenblick, so unschön
es auch klingen mag, eher zu Option drei neige, als dem besten von drei sehr
sehr hässlichen möglichen Ergebnissen‹.« [3]
Wie auch ›German Foreign Policy‹ u.a. schreibt, »verlieren die vom Westen unterstützten
Rebellenmilizen dramatisch an Einfluß. Nach mehreren früheren Versuchen,
die Kräfte der Aufständischen zu bündeln, haben sich im November 7 salafistische
Milizen zu einem neuen Bündnis, die ›Islamische
Front‹,
zusammengeschlossen. Diese ist nicht mit dem Al Kaida-nahen Spektrum aus ›al-Nusra-Front‹ und ›Islamischer
Staat im Irak und der Levante‹ [›ISIS‹] - identisch, steht diesem aber
ideologisch nahe. Wie Experten konstatieren, hetzt ihr Anführer, Zahran Alloush,
in gleicher Weise gegen die schiitische wie gegen die alawitische Minderheit
Syriens; auch strebt er den Aufbau eines islamistischen Staates an. Die ›Islamische Front‹ hat sich von der ›FAS‹ losgesagt und deren Anführer aus dem Lande gejagt. Sie soll über rund
45.000 Milizionäre verfügen und dürfte damit die stärkste Kraft in den Reihen
der Aufständischen sein. Sie ist Berichten zufolge an den zentralen Schauplätzen
des Kriegs präsent [Damaskus, Homs, Idlib, Latakia, Aleppo] und hat durchaus
noch Wachstumspotential. Zahran Alloush wird von manchen als mächtigster
Aufständischer in Syrien eingestuft.
Die ›Islamische
Front‹ steht
trotz ideologischer Nähe in unmittelbarer politischer Rivalität zum ›ISIS‹.
Dieser hat inzwischen begonnen, in einigen Gebieten Ostsyriens und des Iraks,
vor allem entlang des Euphrats, einen
eigenen Staat aufzubauen, unter anderem in Raqqa, das vor Beginn des
Kriegs rund 250.000 Einwohner hatte, nun aber durch Flüchtlinge faktisch zur
Millionenstadt geworden ist. Der ›ISIS‹ hat Raqqa im Mai unter seine
Kontrolle gebracht und dies sofort durch den öffentlichen Mord an drei Alawiten
manifestiert. Er hat Bibelverbrennungen organisiert sowie Priester entführt und
praktiziert drakonische Repressalien gegen alle, die von den salafistischen
Idealen abweichen. Die meisten Alawiten und Christen sind Berichten zufolge
mittlerweile geflohen. Der ›ISIS‹ hält bislang rund 1.500
politische Gefangene, die Mißhandlung und Folter ausgesetzt
sind. Er kooperiert eng mit denjenigen Gebieten im Irak, die er ebenfalls
beherrscht. Experten gehen davon aus, daß sein Ziel langfristig
darin besteht, nach der Konsolidierung
eines ›Emirats ‹ zu Angriffen auf den Westen überzugehen.
Das Erstarken der Salafisten Die immer stärkere Dominanz salafistischer Milizen
in Syrien kann eigentlich nicht überraschen. Schon Anfang 2011, als die ersten
Proteste gegen das Assad-Regime begannen, war der Aufschwung des Islamismus in
dem Land nicht zu übersehen. Seit Beginn der 2000er Jahre habe besonders
Saudi-Arabien seine religiöse Propaganda in Syrien verstärkt, berichtet ein
schwedischer Mittelost-Experte: »Von
den Golfstaaten finanzierte TV-Satellitensender sowie das Internet wurden die
vorrangigen Lieferanten islamistischer Propaganda«. Um das Jahr 2010 sei der von salafistischen
Strömungen Saudi-Arabiens inspirierte Islamismus schon sehr einflußreich
gewesen. Syrien habe bereits eine erstarkende salafistische Bewegung
verzeichnet, als die Proteste und zugleich mit ihnen die Radikalisierung der
Gesellschaft begannen. Nicht nur allgemein mußte
deshalb befürchtet werden, daß gerade salafistische Milizen
auf die Dauer an Schlagkraft gewinnen; es gab darüber hinaus auch konkrete
Warnungen. So rief im Frühjahr 2012 Guido Steinberg von der Stiftung ›Wissenschaft und Politik‹ (SWP) in Erinnerung, daß
Katar, als es der NATO im Krieg gegen Libyen zur Seite sprang, ganz ›gezielt Salafisten und
Islamisten unterstützt‹ habe;
die direkte Folge war ein schnelles Erstarken salafistischer Milizen im Land.
Steinberg wies darauf hin, daß Deutschland auch im Falle
Syriens überaus eng mit Katar und Saudi-Arabien kooperierte. Daß
dort dieselben Konsequenzen zutage treten würden wie in Libyen, lag auf der Hand.« [4]
Der syrische Machthaber Baschar al-Assad hatte die
europäischen Staaten Mitte Juni davor gewarnt, Waffen an die syrischen Rebellen
zu liefern. »Wenn die Europäer Waffen
liefern, wird der Hinterhof Europas terroristisch, und Europa wird den Preis
dafür zahlen«, erklärte Assad in einem
Interview mit der ›Frankfurter
Allgemeinen Zeitung‹ vom 18.
6. 13 in Damaskus. Laut Assad würde eine Folge von Waffenlieferungen an die
Rebellen der Export des Terrorismus nach Europa sein: »Terroristen werden kampferfahren und mit
extremistischer Ideologie ausgerüstet zurückkehren.«
Der dem Geschehen zugrunde liegende
unglaubliche Zynismus ist tödlich, von der Planung des Krieges angefangen bis
zur Opferung Tausender von Menschenleben und der Zerstörung des Landes. Ebenso
furchtbar ist, dass es keinen Anschein hat, als würde dies die Anstifter auch
nur im geringsten belasten.
Quellen: [1] http://www.dw.de/freie-syrische-armee-verliert-an-boden/a-17296110 14. 12. 13 [2] http://www.voltairenet.org/article181054.html 21. 11. 13 [3] Strategic
Alert Jahrgang 26,
Nr. 51 vom 18. Dezember 2013 [4] http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58762 19. 12. 13
Syriens westliche Freunde
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