Nicht uninteressant......

London soll das Bankenzentrum für China und die islamische Welt werden.

Im Rahmen seines China-Besuchs Mitte Oktober unterzeichnete der britische Finanzminister George Osborne ein Abkommen, das es chinesischen Staatsbanken erlaubt, in London Filialen statt nur Tochterfirmen zu betreiben. Davon betroffen sind die Bank of China, die Industrial and Commercial Bank of China, die China Construction Bank und die Agricultural Bank of China. Und diese dürfen ihre Geschäfte betreiben, ohne den britischen Finanzvorschriften unterworfen zu sein, was ein beträchtliches Zugeständnis ist. Bei der Ankündigung des Abkommens sagte Osborne, dies sei ein riesiger Schritt auf dem Weg dahin, die City zum grössten ausländischen Bankenzentrum Chinas und zu einem globalen Renminbi-Umschlagsplatz zu machen. Schon jetzt laufen 62 % der 5,3 Bio.$ umfassenden Renminbi-Geschäfte über London, meist über die Hongkonger Aktivitäten von HSBC [früher Hongkong and Shanghai Banking Corporation] und Standard Chartered. 

Osborne möchte den Anteil auf 80 % steigern. Am 29. 10. schrieb er in einem Gastkommentar in der Financial Times: Ich habe schon vorbereitet, dass die Londoner City zur Heimat schnell wachsender neuer Märkte wird, von indischen Infrastrukturfonds bis zu chinesischen Renminbi-Auslandsgeschäften. Nun haben wir uns dieses Ziel gesetzt: das konkurrenzlose westliche Zentrum für islamische Finanzen zu sein. Schon jetzt sei England ein wichtiges Zentrum arabischer Finanzen. Genauso äusserte sich am selben Tag Premierminister David Cameron vor 1800 Delegierten des Islamischen Weltwirtschaftsforums, das erstmals in London stattfand. Darüber hinaus kündigte Osborne in der Financial Times an, dass das britische Schatzamt die erste islamische Anleihe [Sukuk] ausgeben werde, und dass die Londoner Börse den ersten islamischen Marktindex eröffnen wird. Als Beispiel für Investitionen islamischer Länder in die britische Infrastruktur nannte Osborne London Gateway, den neuesten und modernsten Tiefsee- Containerhafen in England, in den Dubai 1,5 Milliarden £ investiert hat. Im Oktober hatte Ed Davey, der britische Minister für Energie, Grossbritannien »als die offenste Volkswirtschaft der Welt« bezeichnet, was auch für den Energiesektor gelte. »Es gibt absolut keinen Grund, warum nicht auch chinesische Firmen in diesen Markt einsteigen können. Deutlicher machen kann ich es, glaube ich, nicht«. Einem Bericht vom Mitte Juni zufolge investiert die chinesische Wanda Gruppe umgerechnet 1,2 Milliarden € in den englischen Luxusmarkt. Für 700 Millionen £ baut das Immobilienunternehmen an der Themse in London ein Fünf-Sterne-Hotel und Apartments. Es ist das erste Mal, dass ein chinesisches Unternehmen im Ausland ein Luxushotel eröffnet. Für 320 Millionen £ übernimmt Wanda ferner den britischen Luxusjachten-Hersteller Sunseeker, dessen Schiffe auch aus James Bond-Filmen bekannt sind. Die Wanda-Gruppe hatte im vergangenen Jahr in der USA für 2 Milliarden Euro die zweitgrösste Kinokette AMC Entertainment gekauft.  [1] 

Gleichzeitig vertieft China sein strategisches Verteidigungsbündnis mit Russland. Moskau und Peking arbeiten  - jeweils auf eigene Art und Weise -  an der Aufstockung ihrer strategischen Atomstreitkräfte, weil ihre Sorge wächst, dass die Anglo-Amerikaner sich auf eine Konfrontation mit ihnen zubewegen könnten. Beide Länder treffen ihre Vorbereitungen nicht isoliert voneinander, was ein Treffen Putins mit dem Vizechef der Zentralen Militärkommission Chinas, Xu Qiliang, Ende Oktober unterstreicht. Putin erklärte, dass die militärische Zusammenarbeit in der   strategischen Partnerschaft eine entscheidende Rolle spiele und dass er hoffe, die beiden Verteidigungsministerien könnten künftig ihre Koordination verbessern. Xu Qiliang bekräftigte, dass China gewillt sei, im militärischen Bereich den Austausch und die Kooperation mit Russland auszuweiten. Auffällig ist, schreibt Strategic Alert, dass Chinas Regierung Ende Oktober zum ersten Mal Aspekte ihrer strategischen U-Boot-Flotte in den Medien öffentlich bekannt machte. People’s Daily zitierte am 31. 10. den Militärexperten Yin Zhuo, laut dem die strategischen Raketenstreitkräfte Bestandteile einer Gegenangriffsstrategie seien und nur dann eingesetzt würden, »wenn unsere Gegner Kernwaffen einsetzen, um uns anzugreifen.« China verfügt wie Russland und die USA über eine nukleare Triade, doch die U-Boote gelten als ihr wichtigstes Element, weil sie eine Chance von 85 -90 % haben, einen gegnerischen Angriff zu überstehen, während es bei den Bombern und Raketen höchstens 50 % und im schlechtesten Fall nur 5 % sind. Die Chinesen liessen auch keinen Zweifel daran, wen sie abschrecken wollen, wie ein Artikel vom 26. 10. in der KP-nahen Global Times belegt: Ein chinesischer Angriff auf die USA mit Kernwaffen würde hauptsächlich auf Bevölkerungszentren  zielen. »Es mag den Führungen in Russland und in China nicht bewusst sein«, legt Strategic Alert dar, »aber die treibende Kraft, die die Welt in Richtung einer Konfrontation drängt, ist der finanzielle und wirtschaftliche Zerfall des transatlantischen Raums.« 

Anmerkung politonline d.a.: Der allseits mit neuen Auflagen geplagte und auch sonst konsequent überwachte Steuerzahler wäre nun absolut daran interessiert, zu erfahren, was es im einzelnen bedeutet, den britischen Finanzvorschriften nicht unterworfen zu sein; dies umso mehr, als zahlreiche altgediente, zur Steuerflucht prädestinierte Trusts noch immer ungestört florieren......

[1]  Quelle: Strategic Alert Jahrgang 26, Nr. 45 vom 6. November 2013