Fürs erste abgewendet

d.a. Letzten Informationen zufolge ist es in Syrien, in dem seit Monaten ein tödlicher Aggressionskrieg

tobt, gelungen, das Kräfteverhältnis zugunsten von Assad zu verlagern, wenngleich hinter dieser terroristischen Invasion die gewaltige Maschine der NATO und die logistische, ideologische und ohne Geldmittelgrenzen funktionierende Unterstützung der GCC-Länder  - der Mitgliedsstaaten des Golf-Kooperationsrats -  stecken. Wie der Politikwissenschaftler Thierry Meyssan [1] Ende September erklärt hat, werden Grossbritannien und Frankreich die grossen Verlierer des Syrienkriegs sein. Syrien wusste, dass die Vereinigten Staaten sich seit 2001 auf den Angriff vorbereiteten. Die Gründe hierfür waren vielfältig: Syriens Zentralbank ist in staatlicher Hand; das Land hat keine Schulden beim IWF, lehnt Monsanto und GMO-[gentechnisch veränderte] Nahrungsmittel ab, besitzt riesige Ölvorkommen, natürliches Erdgas und darüber hinaus Wasser, das die Nachbarländer begehren, ganz abgesehen davon, dass es mit Russland, dem Iran und China eng verbündet ist. »Was in den Medien fast unterging«, hält die Ausgabe von Interinfo LinzNr. 418 vom Oktober fest, »ist die Anordnung von Seiten Putins, dass Russland im Falle eines Angriffs des Westens auf Syrien mit einem massiven Schlag gegen Saudi-Arabien antworten würde.« Insofern hat sich die Lage in Syrien etwas beruhigt, nachdem kurz zuvor die Gefahr bestanden hatte, dass sie zum Auslöser eines Dritten Weltkriegs würde. Gleichwohl geht die Hetze unvermindert weiter, wie sich das aus Obamas neuestem statement an einer Pressekonferenz vom 5. Oktober ablesen lässt: »Der Iran«, so seine Ansicht, »wird seine erste Atombombe in etwa einem Jahr bauen: Nach unserer Schätzung geht es um ein Jahr oder etwas länger. Unsere Vermutungen sind konservativer als die der israelischen Aufklärung.« [2]  Wären die Verdächtigungen dieser Art, die in ihrer Anzahl schon kaum mehr überschaubar sind, nicht so brandgefährlich, wäre man noch geneigt, sie als nebensächlich abzutun. Indessen sind sie immer wieder der Funke, der auf andere Regierungen überspringt, um den Iran unter Druck zu halten.

Was mögliche Bedrohungen  - insbesondere auch für die Schweiz – angeht, so sind diese in dem nachfolgenden Abriss aufgezeichnet:

Weltpolitische Realität und Planung in der Schweiz  -  Von Dr. sc. techn. Franz Betschon
Zu einem Zeitpunkt, zu dem die Schweiz über die schwächste Armee seit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges verfügt, mehren sich weltweit Anzeichen für einen grossen Krieg. Dies darzustellen war die Veranlassung für das Buch Mut zur Kursänderung - Schweizerische Sicherheitspolitik am Wendepunkt der Gruppe Giardino. Wer jedoch glaubte, damit ein Erwachen zu bewirken, lag daneben. Das Buch wird zwar gelobt, jedoch einfach als interessante Fingerübung der Autoren abgetan. Nicht anders kann das Unterfangen WEA beurteilt werden, das ausgerechnet in Zeiten höchster Gefahr die Armee nochmals zurück in die Werkstatt geben, gemächlich umbauen und erneut substantiell verkleinern will und die Notwendigkeit der allgemeinen Wehrpflicht ernsthaft diskutiert wird. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass die eidgenössischen Armeeplaner immer noch in Kategorien denken, bei denen ein möglicher Feind nur aus dem europäischen Umfeld stammt. Nachdem wir nun von Freunden umzingeltsind, werden geopolitische Betrachtungen nur soweit angebracht, als sie den eigenen Wünsche nicht in die Quere kommen. Hiermit sollen nochmals die allerletzten Ereignisse aufgelistet und der Versuch unternommen werden, einmal mehr die Querbeziehungen aufzuzeigen, damit in der Öffentlichkeit endlich die roten Lampen aufleuchten. Es sind nicht mehr Spekulationen, sondern Ereignisse, die der Bürger selber feststellen kann. Es wird ausserdem auf konkrete Planungen der grossen militärischen Akteure hingewiesen.  

Vorläufig noch nicht wahrgenommen wird der Umstand, dass sich im Westpazifik, dort, wo sich die maritimen Interessen Chinas und der USA überschneiden, eine waffentechnische strategische Wende abzeichnet, eine Entwicklung, die zum Ende der Ära der grossen Flugzeugträger führen könnte, ähnlich wie seinerzeit die grossen Schlachtschiffe durch Flugzeugträger abgelöst wurden [ASMZ 10/2013]. Der Westen basiert seine globale militärische Machtentfaltung, die Power Projection immer noch hauptsächlich auf solche Flugzeugträger-Kampfgruppen; deren Bedeutung dürfte bereits durch andere Wehrtechnologien unterlaufen worden sein, so dass sich eine strategische Wende abzeichnet. Die USA könnte versucht sein, vollendete Tatsachen zu schaffen und damit sozusagen die Flucht nach vorne anzutreten. Derweil überstürzen sich die Ereignisse im Nahen- und Mittleren Osten. Gewisse Akteure wollen unbedingt die Lunte auch an dieses Pulverfass legen und den Zusammenprall provozieren. Dass dabei wieder mit nachrichtendienstlich fragwürdigen und unvollständigen Behauptungen operiert wird, gehört einmal mehr zur Argumentation. 

Gefährlichste Feindmöglichkeit für die Schweiz 
Diese Analyse führt, in die klassische Sprache der Militärplaner übersetzt, zu den nachfolgend aufgezählten gefährlichsten Feindmöglichkeiten. Es gehört zum Handwerk dieser Planer, die Armee nach solchen Kriterien zu planen und nicht mit Wahrscheinlichkeiten zu argumentieren. Wahrscheinlichkeiten dienen erst im Einsatz als Basis für taktische oder operative Entschlüsse. Ihre Verwendung bereits in der Planungsphase ist der bequemste Weg, da dabei alles behauptet werden kann und man den Tatbeweis nicht antreten muss. Natürlich ist die untenstehende Aufzählung zunächst irreal beängstigend. Die Ereignisse in letzter Zeit haben sich geopolitisch derart beschleunigt, dass man schon bald von einem Einsatzfall reden kann, die später beschriebenen gefährlichsten Feindmöglichkeiten also bereits zu den wahrscheinlichsten geworden sein könnten. Im militärischen Jargon würde man etwa folgendermassen formulieren: 

Der Gegner kann:

a)  Lebensgrundlagen vernichten oder bedrohen, falls sich die Schweiz nicht externen Beschlüssen beugt. Cyberwar kann Infrastrukturen zerstören oder ausser Betrieb setzen. Diese Bedrohung kann von irgendwoher kommen und eher nicht aus dem westeuropäischen Ausland. 

b)  Strategische Ressourcen abpressen [Geld, Gold, Rohstoffe, Truppen, Patente etc.]. Der zum Zeitpunkt der Abfassung dieser Stellungnahme unerklärlich gesunkene [sprich manipulierte] Goldpreis hat allein bei der Schweizerischen Nationalbank schon heute Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe verursacht. 

c)  Strategische Schlüsselräume [Energieinfrastruktur, Flughäfen, Eisenbahnbetriebszentralen etc.] und/oder strategische Achsen [NEAT, Autobahnen etc.] zu Zwecken in Anspruch nehmen, die nicht im schweizerischen Interesse liegen. Hierzu ist nicht einmal eine terrestrische Operation nötig.

d)  Vertikale Umfassungen erzielen durch Cruise Missiles, Abstandswaffen, strategische  Bomber oder Drohnen. 

e)  Terrestrische Operationen aus grosser Distanz durchführen. Ohne Reaktionsmöglichkeit der Schweizer Armee wären dann Situationen denkbar, bei denen fremde Armeen in der Schweiz um schweizerische Ressourcen gegeneinander Krieg führen [1798 lässt grüssen]. 

f)  A-, B-, oder C- Krieg  -  Ein solcher Krieg wird ein asymmetrischer sein. Asymmetrie heisst hier: Einsatz von Technologien oder Verfahren, die den Gegner daran hindern, seine eigenen Technologien und Verfahren zur Wirkung zu bringen. Ein Gegner der Schweiz kann dieser mit relativ geringen Mitteln ungeheuren materiellen Schaden zufügen. Ein solcher Krieg dürfte auch ein hybrider Krieg sein. Hybrid in dem Sinne, dass sich verschiedene Kriegsformen zu  unterschiedlichen Zeiten oder parallel miteinander abspielen können. Der Gegner kann mit einer Menütechnik sein Paket massgeschneidert auf die Schweiz ausrichten. Nicht immer wird ganz klar sein, ob es sich dabei bereits um eine robuste Auseinandersetzung handelt, die den Einsatz der Armee erfordert, oder ob noch andere Mittel eingesetzt werden können. 

Joint Vision 2020 und das Planungspapier Full-Spectrum dominance der USA
Es ist nicht so, dass die Schuldenkrise der Vereinigten Staaten, die Weltwirtschaftskrise und die vielen verlorenen Kriege der Streitkräfte der USA in Washington zu einem Überdenken der bisherigen strategischen Zielsetzung geführt hätten, nämlich die einzige globale Macht zu sein, die oben am Verhandlungstisch, at the head oft the table, sitzt und die Spielregeln diktiert. Die Verschuldung hat für die USA ohnehin eine andere Bedeutung wie für den Rest der Welt. Als vorläufige Hüterin der Welt-Reservewährung, des USD, verfügt sie über politische Instrumente, mit denen sie sich ihre Schulden noch lange von eben diesem Rest der Welt bezahlen lassen kann. Der grössere Teil der Dollarbestände befindet sich nicht in der amerikanischen Wirtschaft, eine Abwertung wird also immer wieder hauptsächlich diesen Rest der Welt treffen. Ein früherer amerikanischer Notenbankchef sagte daher einmal: Der Dollar ist unsere Währung, aber Euer Problem! Man anerkennt zwar, dass andere Mächte [z.B. China] nach vorne drängen, dass die eigenen Ressourcen begrenzt sind und die Drittweltländer kein Selbstbedienungsladen sind. Man anerkennt sogar, dass sich die militärischen Verhältnisse geändert haben und man seine Strategiepapiere deshalb anpassen muss.

Aber am Ziel der Full spectrum dominance, das heisst überall das letzte Wort zu haben, wird nichts geändert. Die Literatur sagt dazu: Joint Vision 2020 [sinngemäss: Perspektive für die streitkräfteübergreifende Operationsführung im Jahre 2020] ist ein Strategiepapier, welches das US-Verteidigungsministerium am 30. Juni 2000 veröffentlichte und das Überlegungen zu einer Überlegenheit auf breiter Front der US-amerikanischen Streitkräfte enthält, damit diese auch im Jahre 2020 Bedrohungen auf dem gesamten Erdball begegnen könnten. Dabei spielt die Fähigkeit zu einem Global Strike, einem weltweiten Schlag, eine zentrale Rolle. Man hat zwar stillschweigend von der ursprünglichen Zielsetzung, zwei getrennte grosse Kriege zur selben Zeit führen zu können, Abschied genommen. Das heisst natürlich auch, dass die Hauptlast, einen ganzen Weltkrieg dominierend zu führen, nicht mehr alleine getragen werden soll. Grosse euphorische Rüstungsvorhaben, sind ebenso begraben worden. Dafür stellt man Überlegungen an, wie Gegner, die die globale Dominanz der USA in Frage stellen, mit den alten Regeln des Faustrechts trotzdem diszipliniert werden können.  

Die Uhr der Vorwarnung tickt schon seit geraumer Zeit!
Die NZZ berichtete am 16. Juli 2013 unter dem Titel Russische Kriegsspiele von den grössten Militärmanövern, die der Kreml im Osten Russlands seit 1991 durchgeführt hat. Dabei ging es darum, die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte zu testen und auch ein politisches Signal auszusenden. Bis zu 160.000 AdA, ca. 1000 Kampfpanzer, 130 Flugzeuge, Helikopter, Langstreckenbomber und andere gepanzerte Fahrzeuge wurden aus dem Stand heraus eingesetzt. Daneben fanden im Ochotskischen Meer Manöver mit insgesamt 70 Schiffen statt. Unter anderem wurde die Fähigkeit geprüft, Personal, Waffen und militärische Ausrüstung über grosse Distanzen hinweg schnell zu verschieben. Die Rede war dabei auch von Eisenbahntransporten über Distanzen von 800 bis 1000 km pro Tag. 16 Züge mit 562 Wagons und speziellen Beladungs- und Entladungseinrichtungen waren im Einsatz. 

Im Februar 2013 fand in einem kleineren Rahmen eine ähnliche Alarmübung statt, die allerdings erhebliche Mängel am Kriegsgerät zutage förderte. Eine Folge davon war die neuerliche Übung, die bis zum 20. Juli 2013 dauerte und zeigen sollte, ob die nötigen Schlüsse gezogen wurden. Früher oder später wird dies der Fall sein. Diese Übungen wurden jeweils persönlich durch Präsident Putin aus dem Stand heraus ausgelöst, genauso wie früher in der Schweiz der Gesamtbundesrat die Durchführung von Gesamtverteidigungsübungen anordnete. Auf dem Militärgelände Tschiebarkul, im Gebiet Tscheljabinsk, lief ausserdem vom 27. Juli 2013 bis zum 15. August 2013 ein russisch-chinesisches Manöver Friedensmission 2013, das dem Antiterror-Kampf diente. Fast zeitgleich fanden im Raum Hokkaido gemeinsame Übungen der USA und Japans statt. Jedenfalls zeigt Russland, dass es wieder in der Lage ist, nach Abschluss seiner Übungsphasen grössere militärische Operationen aus dem Stand [Vorwarnzeit Null!] über grössere Distanzen hinweg auszulösen. Die Vorwarnzeituhr tickt schon seit geraumer Zeit, ohne dass die Schweiz das zur Kenntnis nehmen will! Die Möglichkeiten c) und e) werden also bereits geübt!   

Die USA verfolgen bereits wieder die Politik des nuklearen Erstschlages 
Prominente Kommentatoren warnen, dass die US-Regierung einen nuklearen Erstschlag gegen Russland und China vorbereitet. Diese Information verdanken wir der Wochenzeitung Neue Solidarität vom 7. 8. 2013 [www.solidaritaet.com] und den Vorwurf erhebt der bekannte Kolumnist Paul Craig Roberts, ein früherer hoher Beamter im Handelsministerium unter Präsident Reagan; er führt aus, dass die USA diese Politik schon unter der Regierung Bush-Cheney verfolgt habe. Militärisch würde dies Sinn machen. Es wäre die Flucht nach vorne, wie bereits angedeutet. Ein nuklearer Erstschlag würde insbesondere gegen Länder geführt werden, die militärisch am Boden nicht besiegt werden können. Insofern scheint man aus den verlorenen Kriegen der USA seit dem Koreakrieg doch etwas gelernt zu haben. Dabei denkt man einmal mehr in den Kategorien von chirurgischen Präzisionsschlägen, womit den Angegriffenen die Möglichkeit, thermonuklear zurückzuschlagen, genommen werden soll und man selber also überleben kann. Auch die Pläne von Präsident Obama beruhen auf der Idee eines solchen Erstschlags. Sie wurden allerdings schon früher, erstmals 2002, im Rahmen des Papers Nuclear Posture Review [NPR] des US- Verteidigungsdepartements, entwickelt. Darin werden nicht nur Russland und die damals als Achse des Bösen bezeichnete Ländergruppe Iran, Irak und Nord Korea genannt, sondern auch China, Libyen und Syrien, also nicht nur Atomwaffenbesitzer. Voilà! 

Der Vorgang ist umso bemerkenswerter, als Obama 2009 in Prag eine Rede hielt, in der er ein Weltbild darlegte, das atomwaffenfrei ist. Somit glaubte man damals, dass sich die US-Strategie endlich von den Muskelspielen frühere Zeiten abwenden würde, und insbesondere wurde auch die amerikanische Öffentlichkeit in diesem Glauben belassen. Verträge, die ein Ende der nuklearen Rüstung, von wem auch immer, oder gar einen allgemeinen Verzicht auf die Möglichkeit des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen oder speziell von Atomwaffen ins Auge fassen, sind nicht in Sicht. Damit ist die gefährlichste Feindmöglichkeit f) bereits wieder in der Planung der entsprechenden Mächte und muss damit auch von der Schweiz bedacht werden. Der amerikanische Analytiker Lyndon LaRouche meint deshalb, dass der Welt irgendwann zwischen September und Weinachten dieses Jahres eine solche Kraftprobe droht, da man für diesen Zeitraum den Zusammenbruch des transatlantischen Finanzsystems erwartet.‹ 

Das obengenannte Truppenmanöver im Fernen Osten im Raum Hokkaido folgte unmittelbar auf die russisch-chinesischen Marinemanöver im nördlichen Teil des japanischen Meeres, im sogenannten Golf Peters des Grossen. Eigentlich ist es nicht so, dass dadurch eine übergrosse verstärkte Übungstätigkeit signalisiert wird, denn sie liegen auf dem normalen Niveau kriegsbereiter Streitkräfte. Zwischenzeitlich sind weitere ergänzende Informationen bekannt geworden. Offensichtlich hat der Asienschwerpunkt der neuen Strategie Obamas und die zunehmend militante Politik der japanischen Regierung in Moskau und Beijing das Bewusstsein geschärft, dass sich in dieser Region schon bald eine militärische Konfrontation abspielen könnte.

Und Gibraltar und Syrien? 
Wer Zeitung liest, hat noch die Bilder in Erinnerung, die Ende August 2013 britische Kriegsschiffe vor Gibraltar zeigen. Dabei musste das Geld für die Treibstoffkosten dieser Operation erst mühsam zusammen gebracht werden. Irgend jemand hat sich auch hier zu Muskelspielen entschlossen. Was zum Teufel soll das? Wer Gibraltar auf einer Karte sucht, findet diesen Felsen weit weg von Grossbritannien, nämlich vor der Haustüre von Spanien; dasselbe gilt für die Falklandinseln. Grossbritannien sieht sich mental noch immer als Kolonialmacht und betrachtete auch Syrien, Afghanistan, usw., eigentlich stets als sein Spielfeld, da sie ehemalige Kolonien sind. Gemäss dieser realpolitisch veralteten Ansicht verschliesst Gibraltar immer noch den Zugang zum Mittelmeer. Chirurgische Präzisionsschläge konventioneller Art gegen Syrien sind derzeit ebenfalls im Gespräch, wobei zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Berichtes niemand wusste, welches die genauen Ziele sein sollen, was damit überhaupt erreicht werden soll und wie eine solche Aggression beendet werden kann. Ein Lichtblick ist in diesem Wirrwarr ist US-Generalstabschef Martin Dempsey, der offenbar zu selbständigem Denken neigt. Dieser hatte zwar zu Händen seines Chefs, Verteidigungsminister Chuck Hagel, die militärischen Optionen entwickelt, hat jedoch Bedenken über deren Durchführbarkeit geäussert und teilt nicht die Auffassung, mit einigen Tagesoperationen könne man dem syrischen Präsidenten einen Schuss vor den Bug geben. Dempsey hat in früheren Erklärungen auch betont, dass eine Flugverbotszone, wie sie viele Politiker befürworten, eine Kriegshandlung darstellt und erklärt: Bevor wir einen Krieg anfangen, würde ich gerne den Plan verstehen, wie wir Frieden schaffen. Dempsey widerlegt das gängige Cliché vom Krieg, den man nie den Generälen überlassen sollte, man sollte ihn aber auch nie den Politikern überlassen.   

Die Schweiz und Europa zwischen Hammer und Amboss 
Erste Phase: Wirtschaftskrieg 
Sicherheitspolitisch ist ein Wirtschaftskrieg ein Grenzfall für den Einsatz einer Armee. Vom Angreifer kann er auch ohne Armee geführt werden, dem Verteidiger hingegen wird die Art des Mitteleinsatzes aufgezwungen. In der WeltwocheNr. 42 wurde 2011 ein Interview mit dem ehemaligen Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank, J.-P. Roth, veröffentlicht. Nun war gerade in jenen Tagen auch ein EU-Gipfel mühsam zu Ende gebracht worden, der als Durchbruch gefeiert wurde. Sicher hat die Deutsche Bundeskanzlerin recht, wenn sie ein Scheitern  der Währungsunion mit einem Scheitern Europas gleichsetzt und damit als grosse Gefahr für den Frieden ausmacht. Inzwischen herrscht unter den EU-Verantwortlichen Ratlosigkeit und sicher   fragen sie sich, wo zum Teufel sonst noch Geld oder Ressourcen aller Art  herkommen könnten.  Roth legte also bereits im Jahr 2011 unter anderem folgendes dar:

-  »Die Politiker wollen die Wahrheit nicht hören« [was auch für die Schweizerische Sicherheitspolitik gelten könnte].

-  »Wir werden in den nächsten Jahren sehr stark den Drohungen der EU ausgesetzt sein. Die EU besteht aus 350 Millionen Bürgern, wir haben bloss 7 Millionen und sind zudem in der Mitte des EU-Gebildes. Weil wir relativ stark sind, ist es klar, dass die anderen versuchen werden, an unser Geld zu kommen. Wir sind nicht beliebt. Das ist die Realität.« Und das ist, was Konrad Hummler schon vor Jahren den Kampf ums Eingemachte nannte.  

-  »Realität ist, dass der Protektionismus zunimmt und damit die Diskriminierung der Schweiz«.  [Man könnte dies auch das Faustrecht nennen).

-  »Drohungen und Druck werden zunehmen, damit werden wir also weiterhin leben müssen. Je stärker die finanziellen Probleme unserer Nachbarn sind, desto höher wird der Druck sein«. [Und diese Probleme werden zur Selbststrangulation führen, wenn nicht noch ein Wunder passiert].

-  »Die EU erkennt die Souveränität der Schweiz an. …... Trotzdem geht sie davon aus, dass sich die Schweiz freiwillig an der Rettung Europas mit einem Beitrag von 100 Mia € beteiligt. Es liegt im Ermessen der Schweizerischen Regierung, ob sie diesen Betrag in bar an die EZB einzahlen will oder ob sie für denselben Betrag Bankbürgschaften stellt. Die EU weiss, dass die Schweizerische Regierung in der Lage ist, einen solchen Entscheid in eigener Kompetenz und kurzfristig zu fällen, wie sie dies im Falle der UBS am 15. Oktober 2009 kurzfristig tun konnte«.  

Zweite Phase: Offener Krieg
Am Ende eines Wirtschaftskrieges, der ohne Sieger endet, steht immer ein offener Krieg. Die gefährlichsten Feindmöglichkeiten c),  d) und e) werden Realität. Russland, China, also Osteurasien einerseits und die USA andererseits, werden diesen Weg gehen, wenn es im Kampf um die Ressourcen Europas und globale militärische Dominanz bereits um Sein oder Nichtsein geht. Wer sich also als erster in Europa bedient, hat eine grössere Chance, den Endsieg zu erringen. In Europa liegen alle Ressourcen, die man sich wünschen kann, ungeschützt in der Landschaft. Russland ist in seiner ganzen Geschichte stets von Westen her angegriffen worden. Wieso soll sich Russland in diese Richtung besondere Zurückhaltung auferlegen, wenn es um Sein oder Nichtsein geht? China hat während den letzten beiden Jahrhunderten hauptsächlich vom Westen besonders  schmerzhafte Lektionen erteilt bekommen. Wieso soll es sich gegenüber dem Westen zurückhalten? Die USA hat seit Ihrer Gründung im Jahre 1783 fast ununterbrochen Kriege geführt. Die meisten davon auf fremdem Territorium. Besondere Zurückhaltung hat auch sie sich dabei nie auferlegt und es fehlt ihr der Sinn für das grausame Leiden der Zivilbevölkerung, welches sie nie erlebt hat. Also sollten sich die europäischen NATO-Verbündeten nicht allzu sicher fühlen, wenn es um ihr Eingemachtes geht. Ebenso wenig sollten sich die Kleinstaaten in Europa sicher fühlen. Prof. Karl Schmid, späterer ETH Rektor, Oberst i Gst und strategischer Denker, sagte in einem Vortrag an der Delegiertenversammlung der Neuen Helvetischen Gesellschaft am 16. April 1944 in Bern:
»Das letzte Jahrzehnt war dem Gebilde des Kleinstaates nicht gnädig. Die Rücksichtslosigkeit mit der Kleinstaaten überfallen und annektiert wurden, warf die Frage der Existenzberechtigung der Schweiz auf. Das Thema war die geistige Fundierung der militärischen Wehranstrengungen.«  Schmid hat diese Überlegungen auch in sein berühmtes Buch Unbehagen im Kleinstaateingebaut. Wieso sollten Aggressoren, die sich auf dem Territorium Europas bekriegen, plötzlich auf neutrale Kleinstaaten Rücksicht nehmen? Sie werden es umso weniger tun, als Europa und insbesondere die abgerüstete Schweiz für sie eine leichte Beute ist, auf deren Kosten man diese grossen politischen und wirtschaftlichen Erschütterungen überleben kann.  

Kriegerische Operationen auf schweizerischem Gebiet 
Eine solche Idee zu haben ist das eine, die andere ist, wie sie praktisch in die Wirklichkeit umgesetzt werden soll. Dem Schnelleren offeriert sich mitten im Herzen Europas  der Doppelflughafen Kloten/Dübendorf und/oder Buochs/Alpnach und damit die Möglichkeit, ohne grossen Aufwand gut ausgebaute Luftstützpunkte, insbesondere mit genügend Kerosin und Schutzbauten einzurichten. Russland hat schon während des ersten Kalten Krieg darauf geachtet, seine Luftstreitkräfte auf möglichst vielen Basen auseinander gezogen operieren zu lassen. Die USA hingegen muss diese Option vorerst nicht ins Auge fassen, da sie im Rahmen der NATO bereits über genügend ausgerüstete Luftstützpunkte in Westeuropa verfügt. Der Aggressor führt einen solchen Schlag zunächst nur als territorial auf die entsprechenden Geländekammern begrenzte Operation durch. Das restliche schweizerische Territorium würde dabei vorerst nicht behelligt. Die betroffenen Kantonsregierungen sollten sich aber bereits jetzt einmal Gedanken machen, wie sie 15.000 bis 20.000 Angehörige einer fremden Macht verpflegen und medizinisch versorgen wollen. Nicht nur für Kloten/Dübendorf liegen alle geographischen und materiellen Angaben öffentlich zugänglich vor, auch für den militärischen Doppelflughafen Buochs/Alpnach ergeben sich alle Daten mühelos aus Google-Maps. Ein Gegner würde in einer ersten Aktion praktisch unbehelligt einen wirksamen Luft-Nahverteidigungsschirm über diese Geländeklammern legen und anschliessend diese Luftstützpunkte für alle möglichen Szenarien missbrauchen.  

Sobald jedoch Russland eine Option dieser Art realisieren will, muss die USA reagieren; somit werden die Feindmöglichkeiten d) und e) Realität. Dabei werden, wie im Buch Mut zur Kursänderung dargelegt, nicht etwa Panzerfluten und Jagdbomberschwärme das Bild prägen, sondern die sogenannten chirurgischen Präzisionsschläge. Wobei das Wort Präzision nicht zum Nennwert genommen werden kann, denn sowohl Kollateralschäden als auch wirtschaftliche Langzeitschäden für die Schweiz werden in Kauf genommen. Fünf nicht einmal sehr schwierige Luftschläge genügen, um alle Logistikzentren der Schweiz vorzeitig lahmzulegen, das Gros des Kriegsmaterials samt Unterhaltseinrichtungen zu zerstören und damit jegliche Mobilmachung der Schweizerischen Armee zu verunmöglichen. Dazu ist nicht einmal eine vorherige Luftaufklärung nötig, da alle Zieldaten inklusive Luftbilder bereits im Internet vorhanden sind. Dasselbe gilt für die Munition, die früher in mehr als tausend Depots dezentral gelagert war. Wer Europa dominieren will, braucht die E-Werke und die Hauptachsen. Der Gegner wird also versuchen, diese für sich einzusetzen oder unbrauchbar zu machen [Feindmöglichkeit c)]. 

Derart im Würgegriff beider Konfliktparteien wird Europa und insbesondere die Schweiz herausrücken, was gefordert wird; letzterer kann nur hoffen, bis zum Ende der Auseinandersetzungen trotzdem noch als Gemeinwesen funktionstüchtig zu bleiben. Dabei bezahlt ein möglicher Angreifer einen kleineren Eintrittspreis als ihn die Schweiz zur Abwehr erbringen muss. Asymmetrien auch hier, aber zulasten unseres Landes, das den Eintrittsriegel nicht rechtzeitig schliessen konnte oder wollte. Es ist nicht eine rückwärtsgerichtete Betrachtungsweise, wenn darauf hingewiesen wird, dass uns die zu Zeiten der Armee 61 noch vorhandenen Luftverteidigungs- und insbesondere die bodengestützten Fliegerabwehrmittel dann sehr fehlen, veraltet hin oder her. 

Die Schweiz war einst ein armes Land, ist dann durch kluge Politik und harte Arbeit reich geworden und könnte am Ende wieder in Armut versinken.

 

[1]  http://www.voltairenet.org/article180399.html   30. 9. 13  
Diplomatie wird zu einem Sieg von Syrien und zu einem dauerhaften Frieden führen‹ - von Thierry Meyssan  
[2]  http://de.ria.ru/security_and_military/20131005/267016042.html   5. 10. 13