Dagestan: Syrien kommt nach Rußland - Von F. William Engdahl 04.11.2012 22:51
Die Ermordung des angesehensten religiösen Sufi-Führers in Dagestan, Rußlands unsichere Kaukasus-Gegend,
geschah gerade dann, als Salafi-Dschihadisten in Libyen einen
US-Botschafter ermordeten, der eigentlich ein wichtiger Beteiligter an der
Absetzung von Gaddafi und der Machteinsetzung der salafistischen
Muslimbruderschaft sowie der Dschihadisten war. In der ganzen islamischen Welt
ist heute im Namen des islamischen Fundamentalismus eine Hasswelle entfesselt
worden, die einen neuen Weltkrieg bringen könnte, denn das Manipulieren von
religiösem Eifer ist ein explosiver Cocktail. Das ist die Konsequenz des ›Greater Middle East Projects‹, das 2010 ins Spiel kam und zuvor von Kreisen in Washington, London und Tel Aviv ausgebrütet worden
war.
Syrien kommt in den
russischen Kaukasus Am 28.
August wurde Scheich Said Afandi, anerkanntes geistliches Oberhaupt der
autonomen russischen Republik Dagestan, ermordet. Einer Dschihadistin als
Selbstmordattentäterin gelang es, in dessen Haus einzudringen und eine
Sprengladung zu zünden. Das Mordziel war sorgfältig ausgewählt. Scheich Afandi,
ein 75 Jahre alter muslimischer Sufi-Führer, hatte bei dem Versuch, in Dagestan
zwischen sunnitischen Salafi-Muslimdschihadisten und anderen Splittergruppen, wovon
sich viele in Dagestan als Anhänger der Sufi betrachten, eine Versöhnung
herbeizuführen, die entscheidende Rolle gespielt. Da kein Ersatz für seine
moralische Statur und Integrität sichtbar ist, fürchten die Behörden den
möglichen Ausbruch eines Religionskriegs in der kleinen russischen Republik. [1] Laut Bericht der Polizei war die Mörderin eine
zum Islam übergetretene russische Frau, die entweder mit einem islamischen
Fundamentalisten verbunden war oder mit einem salafistischen Aufstand, der sich
gegen Moskau-treue Regionalregierungen der autonomen Republiken und die
unsichere, mit Muslimen besiedelte nördliche Kaukasus-Region richtete. Die ethnisch-muslimische
Bevölkerung in dieser Region der ehemaligen Sowjetunion - Usbekistan, Kirgistan und die chinesische
Provinz Xinxiang eingeschlossen - waren seit
dem Ende der Ära des Kalten Kriegs im Jahr 1990 das Ziel verschiedener US-und
NATO-Geheimdienstoperationen. Washington sieht die Manipulation der
muslimischen Gruppen als ein Mittel, unkontrollierbares Chaos nach Rußland und Zentralasien zu bringen. Es wird
von den gleichen Organisationen durchgeführt, die bei der Schaffung des gegen
die Regierung von Baschar Al-Assad gerichteten Chaos in Syrien engagiert
wurden. In gewisser Weise - wie dies die
russischen Geheimdienste klar erkennen - wird das Chaos über den Kaukasus zu ihnen
kommen. Die neuesten Ermordungen von Sufis und anderen gemäßigten muslimischen
Führern im Kaukasus durch Salafisten sind offenbar ein Teil der vielleicht
gefährlichsten US-Geheimdienstoperationen; und letztere spielen weltweit mit dem
muslimischen Fundamentalismus.
Schon
zuvor hatten die USA und die alliierten Geheimdienste in dem einen oder anderen
Land schnell und locker mit religiösen Organisationen oder Überzeugungen
gespielt. Was die gegenwärtige Situation besonders gefährlich macht -
insbesondere seit der Entscheidung in Washington, die fälschlich als arabischer
Frühling bezeichneten Umbrüche zu entfesseln, die 2010 in Tunesien begannen und sich wie ein
Buschfeuer in der gesamten islamischen Welt von Afghanistan über Zentralasien
bis nach Marokko verbreiteten - ist die unberechenbare Welle von Totschlag und
Hass sowie die Zerstörung gesamter Kulturen, die Washington im Namen der ›Demokratie‹ ausgelöst hat. Dies geschieht mit Hilfe von angeblichen Al-Qaida-Gruppen, Saudi- Salafisten oder
Wahhabiten, oder durch die Schüler der ›Fethullah
Gülen Bewegung‹ in der Türkei, um gegen
den Islam und die anderen Glaubensrichtungen einen Brandherd religiösen Hasses
zu legen, der Jahrzehnte zum Löschen brauchen könnte und leicht in einen neuen
Weltkrieg münden könnte.
Der Fundamentalismus
dringt in den Kaukasus ein Nach der
Auflösung der Sowjetunion überschwemmten radikale afghanische Mudschaheddin, Islamisten
aus Saudi-Arabien, der Türkei, aus Pakistan und anderen islamischen Ländern die
muslimischen Regionen der ehemaligen UdSSR. Eine der am besten organisierten
Gruppen war die ›Gülen-Bewegung‹ von Fethullah Gülen, der Anführer
eines globalen Netzwerks von islamischen Schulen und dafür berüchtigt, einen
bedeutenden politischen Einfluss auf Erdogans türkische AKP-Partei auszuüben. Gülen
gelang es schnell, das türkische ›Internationale
Dagestan-College‹ in Dagestan zu
eröffnen. Während der chaotischen Tage nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde
das College vom Justizministerium der Russischen Föderation offiziell registriert
und die Erlaubnis für dessen ungehinderte Tätigkeit für eine Vielzahl von
islamischen Stiftungen und Organisationen erteilt. Dazu gehörten die ›Liga der islamischen Welt‹, die ›muslimische Jugendweltversammlung‹ und die angeblich Al-Qaida-freundliche Saudi-Stiftung ›Ibrahim Ben Abd al-Aziz al-Ibrahim‹. Die Schwarze Liste enthielt auch ›Al-Haramein‹, eine angeblich an Al-Qaida gebundene Saudi-Stiftung und ›IHH‹ [2], eine in Deutschland verbotene türkische Organisation, die
angeblich Geld für Dschihad-Kämpfer in Bosnien, Tschetschenien und Afghanistan
sammelte, und die vom französischen Geheimdienst beschuldigt wurde, Verbindungen
zu Al- Qaida zu unterhalten. [3] Viele dieser Wohltätigkeitsorganisationen bildeten
die Deckung
für fundamentalistische Salafisten mit ihrer eigenen speziellen Agenda. Da in
Tschetschenien und Dagestan zahlreiche an der Entstehung von regionalen Unruhen
und am Bürgerkrieg beteiligte ausländische Islamisten entdeckt wurden, entzogen
die russischen Behörden den meisten Schulen und Institutionen die Lehrerlaubnis.
Zur Zeit des Tschetschenienkriegs in den späten 1990er Jahren gab es im
gesamten Nordkaukasus mehr als zwei Dutzend islamischer Institute, ca. 200
Madrasas und an fast allen Moscheen zahlreiche Maktabas [Schulen für Koranstudien].
Das von der Organisation ›Fethullah
Gülen‹ betriebene ›Internationale Dagestan-College‹ war eines der Einrichtungen, die ihre
Türen in Dagestan schließen mußten. [4] Zum
Zeitpunkt der russischen Razzia gegen die Ausbreitung der Salafisten-Lehre am
Ende der 1990er Jahre erfolgte die Auswanderung von Hunderten von jungen
muslimischen Dagestan- und Tschetschen-Studenten in die Türkei, Saudi-Arabien,
Pakistan und in andere Orte im Nahen Osten, angeblich zur Ausbildung durch die ›Gülen-Bewegung‹ und verschiedene von den Saudis finanzierte Organisationen. [5] 2005 war die Situation im Kaukasus durch die
salafistische Intervention derart beeinflußt,
dass der Tschetschen-Salafist Doku Umarov, den der UN-Sicherheitsrat beschuldigte,
Verbindungen zu Al-Qaida zu unterhalten [6], erklärte, ein Kaukasus-Emirat
aufbauen zu wollen; er kündigte an, einen islamischen Staat unter Scharia-Recht
zu planen, der die gesamte Nordkaukasus-Region umfassen würde, einschließlich
Dagestans, und proklamierte sich als Emir des Emirats Kaukasus. [7]
Der Salafismus im
Krieg mit der Sufi-Tradition Der Salafismus,
in Saudi-Arabien als Wahhabismus bekannt, ist eine fundamentalistische Linie
des Islams, auf die die Welt im März 2001, nur wenige Wochen vor den Anschlägen
des 11. 9. aufmerksam wurde, als die Salafisten in Afghanistan die gigantischen
historischen Buddhas von Bamiyan -
religiöse Statuen und Skulpturen aus dem 6. Jahrhundert - auf der antiken Seidenstraße gesprengt und zerstört
hatten. Die Taliban-Salafistenführer verboten gemäß einer strengen Auslegung
der Scharia jegliche Art von Bildern sowie Musik, Sport und Fernsehen als ›unislamisch‹. Afghanische Quellen berichten, dass der Befehl, die Buddhas zu
zerstören, von dem Saudi-amerikanischen Dschihad-Wahhabiten Osama bin Laden
kam, der den damaligen obersten Führer der Taliban, Mullah Omar, davon überzeugte,
die Zerstörung auszuführen. [8] Während die Sufis die Anbetung der Heiligen
und die theatralisch-zeremoniellen Gebete in ihre Praxis aufnahmen, verurteilen
die Salafisten die nicht-traditionellen Formen der Anbetung als Götzendienst.
Sie fordern auch die Einrichtung einer islamisch-politischen Herrschaft und
strenges Scharia-Recht. Der Sufismus ist die Heimat des großen spirituellen und
musikalischen Erbes des Islams, und gemäss islamischer Gelehrten die innere
mystische oder psycho-spirituelle Dimension des Islams, die Jahrhunderte zurückreicht.
Ein Sufi-Gelehrter beschreibt den Kern des Sufismus wie folgt: »Während
alle Muslime glauben, dass sie auf dem Weg zu Gott sind und nach dem Tod und
dem letzten Gericht Gott im Paradies nahekommen werden, glauben die Sufis auch,
dass es möglich ist, Gott noch zu Lebzeiten nahezukommen und diese Nähe erleben
zu können. Darüber hinaus behaupten die Sufis, dass das Erlangen von Wissen,
das mit solcher Gottesnähe verbunden ist, der eigentliche Zweck der Schöpfung
ist.« Sie erwähnen
den ›Hadith Qudsi‹, in dem Gott sagt: ›Ich war ein verborgener Schatz und ich
liebte es, dass ich bekannt wurde, so dass ich die Schöpfung schuf, um bekannt
zu werden. Daher gibt es für die Sufis bereits einen von Gott ausgeübten
Impuls, eine kontinuierliche Attraktion auf ihre Herzen, die sie in Liebe zu
Gott zieht.‹ [9]
Die
mystische islamische Strömung des Sufismus und ihr Streben, Gott nahezukommen
oder mit Gott eins zu werden, steht in krassem Gegensatz zum Dschihad der
Salafisten oder der heutigen Wahhabiten, die mit tödlichen Waffen
ausgestattet sind, eine falsche Doktrin des Dschihads und einen perversen Sinn
des Martyriums predigen, und unzählige Gewalttaten begehen. Es ist daher kein
Wunder, dass die Opfer der Salafisten-Dschihadisten meistens andere pazifische
Formen des Islams sind, vor allem auch die der Sufis. Der angesehene 75jährige
Afandi hatte den Islamismus der Salafisten
öffentlich verurteilt. Sein Mord folgte auf einen koordinierten Angriff auf
zwei hochrangige Muftis der russischen Wolga-Republik Tatarstan am 19. Juli 12.
Beide Opfer waren staatlich anerkannte
religiöse Führer, die den radikalen Islam verurteilt hatten. Diese letzte Runde
von Morden öffnet eine neue Salafistenfront im Krieg gegen Rußland, nämlich die Angriffe auf moderate muslimische
Sufiführer. Ob Dagestan jetzt in einen religiösen Bürgerkrieg gleitet, der sich
dann über den geopolitisch sensiblen russischen Kaukasus verbreitet, ist noch
nicht sicher. Fast sicher ist jedoch, dass die gleichen Kreise, die in Syrien Gewalt
und Terror gegen das Regime des Alawiten-Präsidenten Bashar al-Assad verbreitet
haben, hinter der Tötung von Scheich Afandi stehen, sowie hinter ähnlichen
Terror- resp. Unruheaktionen in Rußlands mit
Muslimen besiedeltem Kaukasus. In einem sehr wahren Sinne stellt es Rußlands Albtraum-Szenarium dar: ›Syrien kommt nach Rußland.‹ Es zeigt auf drastische Weise auf,
warum Putin solche Anstrengungen macht, um in Syrien den Abstieg in eine
mörderische Hölle zu stoppen.
Der Salafismus und
die CIA Die Existenz
der sogenannten Dschihad-Salafi-Form des Islams in Dagestan ist relativ neu.
Sie wurde absichtlich eingeführt. Salafismus wird manchmal auch mit dem Namen
des älteren Saudi- zentrierten Wahhabismus bezeichnet. Wahhabismus ist eine
ursprüngliche Minderheitsform des Glaubens der Beduine, die ihren Ursprung im
Islam hat und die seit 1700 in Saudi-Arabien existiert. Irfan Al-Alawi und
Stephen Schwartz vom ›Zentrum für
islamischen Pluralismus‹ führen die folgende
Beschreibung der saudischen Bedingungen unter der starren Wahhabiten-Marke des
Islams an: ›Frauen, die unter
Saudi-Regeln leben, müssen die Abaya oder den Ganzkörper-Umhang, und den Niqab,
den Gesichtsschleier, tragen; sie haben nur begrenzte Möglichkeiten für
Ausbildung und Karriere; sie dürfen keine Fahrzeuge steuern; sozialer Kontakt mit nicht verwandten Männern ist verboten,
und jede persönliche Aktivität muß von einem männlichen Familienmitglied oder ›Vormund‹ überwacht werden, einschließlich der Eröffnung eines Bankkontos.
Diese Wahhabiten-Regeln werden von einem Mutawiyin oder einer auch als
Religionspolizei bekannten Moralmiliz überwacht, die offiziell als ›Kommission für die Förderung der
Tugend und Vorbeugung von Lastern‹
(CPVPV) bezeichnet wird; diese patrouilliert in den saudischen Städten und ist mit
Stöcken bewaffnet, die mit Leder bezogen sind; diese können sie frei gegen
diejenigen benützen, die sie für Abtrünnige halten. Sie dringen auf der Suche
nach Alkohol und Drogen in die Häuser ein und belästigen nicht-wahhabitische
Muslime sowie Gläubige anderer Religionen.‹
[10] Es wird des öfteren berichtet, dass die
saudische, unanständig opulente und moralisch vielleicht nicht ganz vom
höchsten Standard geprägte Königsfamilie ein faustisches Abkommen mit den
Wahhabiten-Führern getroffen hat. Angeblich besteht das Abkommen darin, dass
die Wahhabiten ihre fanatische Marke des Islams frei in die islamischen
Bevölkerungen der Welt exportieren dürfen, mit der Gegenleistung, die
saudischen Könige in Ruhe zu lassen. [11] Es
gibt jedoch noch andere dunkle und schmutzige Löffel, die in dem saudischen
Wahhabiten-Salafisten-Eintopf herumrühren.
Weniger
bekannt ist die Tatsache, dass die gegenwärtige aggressive Form des saudischen
Wahhabismus in Wirklichkeit eine Art Verschmelzung von importiertem Salafisten-Dschihad
aus Ägyptens Muslimbruderschaft mit den fundamentalistischen Saudi-Wahhabiten
ist. In den 1950er Jahren wurden von der CIA Salafisten-Führungsmitglieder der
ägyptischen Muslimbruderschaft in das Königreich Saudi-Arabien eingeführt: dies
in einer komplexen Reihe von Ereignissen, als Nasser nach einem
Attentatsversuch hart gegen die Muslimbruderschaft einschritt. Von den 1960er
Jahren an kam infolge der Unterdrückung durch Nasser ein Strom von ägyptischen
Mitgliedern der Muslimbruderschaft nach Saudi-Arabien; viele der führenden
Lehraufträge in saudischen Religionsschulen wurden von ihnen besetzt. Und
damals war einer der Studenten der junge wohlhabende Saudi mit Namen Osama bin
Laden. [ 12] Während des Dritten Reichs hatte Hitlerdeutschland
die Muslimbruderschaft unterstützt, als Waffe gegen die Briten in Ägypten und
anderswo im Nahen Osten. Marc Erikson beschreibt die Naziwurzeln der
ägyptischen Muslimbruderschaft: ».... .als der
italienische und der deutsche Faschismus versuchten, in den 1930er und 40er
Jahren größere Einsätze im Nahen Osten zu erzielen, um der britischen und französischen
Macht zu begegnen, folgte eine enge Zusammenarbeit zwischen faschistischen
Agenten und islamistischen Führern. Während der Arabischen Revolte 1936 bis 39
sandte Admiral Wilhelm Canaris, Chef des deutschen militärischen
Abwehrdienstes, Agenten und Geld, um den palästinensischen Aufstand gegen die
Briten zu unterstützen, so, wie es auch der Gründer und ›oberste Führer‹ der
Muslimbruderschaft, Hassan al-Banna, tat. Eine Schlüsselfigur in der
faschistisch-islamistischen Verbindung und Vermittler zwischen den Nazis und
al-Banna war der Großmufti von Jerusalem, Haj Amin el-Husseini.« [13] Nach
der Niederlage Deutschlands kam der britische Geheimdienst, um die Kontrolle über
die Muslimbruderschaft zu übernehmen. Aus finanziellen und anderen Gründen
entschieden die Briten in den 1950er Jahren, ihr Vermögen innerhalb der Muslimbruderschaft an ihre
CIA-Kollegen abzutreten. [14] Laut dem ehemaligen Nazi-Forscher John Loftus
im US-Justizministerium »evakuierte die CIA die Nazis in der Muslimbruderschaft in
den 1950ern nach Saudi Arabien. Als diese in Saudi-Arabien ankamen, wurden
einige ihrer führenden Köpfe, wie z.B. Dr. Abdullah Azzam, Lehrer in den Madrasas,
den religiösen Schulen. Und dort verbanden sie die Lehren des
Nationalsozialismus mit diesem seltsamen islamischen Kult, dem Wahhabismus.« [15] »Jeder
glaubt, dass der Islam diese fanatische Religion sei, was er aber nicht ist«, fährt
Loftus fort. »Sie denken, dass die saudische Version des Islams charakteristisch
ist, aber sie ist es nicht. Der Wahhabitenkult wurde mehr als 60 Mal von
den muslimischen Nationen als Häresie verurteilt. Aber als die Saudis
wohlhabend wurden, kauften sie eine Menge Schweigen. Der Wahhabismus ist ein
sehr harter Kult und wurde nur von den Taliban und in Saudi Arabien ausgeübt: das
zeigt, wie extrem er ist. Er hat wirklich nichts mit dem Islam zu tun. Der Islam
ist eine sehr friedliche und tolerante Religion. [Diesbezüglich kann man allerdings
durchaus auch gegenteiliger Meinung sein: Anmerk. politonline] Er hatte während
der ersten tausend Jahre seiner Existenz immer gute Beziehungen zu den Juden
unterhalten.« [16] Loftus
identifizierte die Bedeutung dessen, was Ägypten - aus dem Schatten tretend -
heute unter dem der Muslim-Bruderschaft angehörenden Präsidenten Mohamed Morsi und
vom sogenannten Syrischen Nationalrat [Syrian National Council SNC] erwartet; letzterer
wird in Wirklichkeit von der Muslimbruderschaft dominiert, aber öffentlich von ›politisch korrekteren‹ oder präsentableren Persönlichkeiten
wie Bassma Kodmani geführt. Kodmani, die außenpolitische Sprecherin des SNC,
war zweimal ein zu den Treffen der Bilderberger eingeladener Gast. [17] [Anmerk.
politonline: 2008 auf der
Bilderberger-Konferenz in Chantilly, Virginia, USA, vom 5. bis 8. Juni; 2012
auf der Konferenz vom 31. bis 3. Juni, ebenfalls in Chantilly; es waren Bassma
Kodmani, die Direktorin der ›Arabischen
Reform-Initiative‹, sowie der Direktor
der deutschen ›Stiftung Wissenschaft
und Politik‹ SWP, Volker Perthes,
die auf der Bilderberger-Konferenz von den wirtschaftlichen, politischen und
militärischen Vorteilen einer möglichen Intervention der Allianz in Syrien
sprachen.]
Der
bizarrste und alarmierendste Aspekt der im Jahr 2010 gestarteten
US-finanzierten Regimewechsel, die zur Zerstörung der
weltlichen arabischen Regimes von Hosni Mubarak in Ägypten und von Gadaffi in
Libyen geführt haben, aber auch des säkularen Regimes von Präsident Ben Ali in
Tunesien und letztlich zu den in den zurückliegenden achtzehn Monaten in Syrien
angerichteten Zerstörungen führten, ist der aufstrebende Griff zur Macht von
Vertretern der düsteren Salafistischen Muslimbruderschaft. Laut gut informierten
Quellen dominiert eine Saudi-finanzierte, sunnitisch-islamische
Muslimbruderschaft die Mitglieder des im Exil befindlichen Syrischen Nationalrats,
der von Hillary Clinton und François Hollande unterstützt wird. Die syrische
Muslimbruderschaft ist an die ägyptische muslimische Bruderschaft von Präsident
Morsi gebunden; dieser hatte sich kürzlich in einer Sitzung der ›Blockfreien Nationen‹ [NAM] im Iran offen für die
Entfernung von Syriens al-Assad ausgesprochen: ein logischer Schritt, wenn
seine muslimischen Brüder im SNC die Zügel der Macht übernehmen sollten. Die
Saudis sollen, Gerüchten zufolge, die Machtergreifung der islamistischen
Regierungspartei ›Ennahda‹ in Tunesien finanziert haben; [18] sie sind ferner dafür bekannt, die Aktivitäten
des von der Muslimbruderschaft dominierten SNC gegen Baschar al-Assad zu
finanzieren. [19]
Morsis Herrschaft
über den Salafi-Terror Der Indikator
für die wahre Agenda dieser Muslimbruderschaft und der ihr verwandten Dschihadisten
ist heute die Tatsache, daß sie - sobald sie die Macht übernommen haben - den
Schleier der Mäßigung und Versöhnung fallen lassen und ihre zutiefst
intoleranten Wurzeln enthüllen würden. Dies ist heute schon unter Präsident
Morsi in Ägypten sichtbar. Bisher in den etablierten westlichen Medien nicht
gemeldet sind die alarmierenden Berichte von Mitarbeitern christlicher
Missionarsorganisationen in Ägypten, daß
Morsis Muslimbruderschaft bereits damit begonnen hat, den Schleier der ›Moderation und Vermittlung‹ fallenzulassen und die brutalen
totalitären Salafi-Farben zeigt, wie es die radikalen Scharia-Kräfte von
Khomeini im Iran nach der Übernahme der Kontrolle 1979 - 81 taten. In einem von
der ›Christian Aid Mission‹ (CAM) verteilten Brief schrieb ein
ägyptischer Missionar, daß Morsis
Muslimbruderschaft »angekündigt hatte, sie würde das Land zerstören, wenn
Morsi nicht gewänne«, aber sie sagte auch, »daß sie an
all denjenigen Rache nehmen würden, die seinen Gegner Ahmed Shafiq wählten, vor
allem an den Christen, von denen man
sicher weiß, daß sie für Shafiq gestimmt
haben. Gestern fingen sie aus diesem Grund mit dem Töten von zwei Gläubigen in
el Sharqiya an«, fügte der Missionar, der unter der Bedingung der
Anonymität sprach, hinzu. [20] Dieser Bericht traf nur Wochen später ein,
nachdem das [unter der Kontrolle von Morsi stehende] ägyptische staatliche
Fernseher grausame Videoaufnahmen von einem vom Islam zum Christentum Übergetretenen
sendete, der von Muslimen ermordet
worden war. Das Filmmaterial zeigte einen jungen Mann, dem von maskierten
Männern ein Messer an den Hals gedrückt wird. Als man einen Mann ein
muslimisches Gebet, das das Christentum verurteilt, auf Arabisch singen hörte, begann
der das Messer haltende Mann zu schneiden und trennte dem Konvertit inmitten
von ›Allahu Akbar‹ Rufen [Allah ist groß‹] langsam den Kopf ab. In dem
Schreiben wurde hinzugefügt, »daß die Christen in
Ober-Ägypten bald nach Morsis Sieg gewaltsam daran gehindert werden würden, in
die Kirche zu gehen.« »Viele Muslime, behauptete der Brief, begännen auch Frauen
in den Straßen anzusprechen, damit sie die islamische Kleidung einschließlich
der Kopfbedeckung trügen. Sie handeln, als ob das Land ihr eigenes wäre, es ist
es jetzt schon.« [21] Bereits im Jahr 2011 begannen die
Salafi-Anhänger von Morsi Sufi-Moscheen in Ägypten anzugreifen und zu
zerstören. Laut der autorisierten Zeitung ›Al-Masry
Al-Youm] [Ägypten von Heute] wurden 16 historische, zum Sufi-Orden gehörende
Moscheen in Alexandria zur Zerstörung durch sogenannte ›Salafis‹
gekennzeichnet. Alexandria hat 40 den Sufi zugeordnete Moscheen und ist der
Hauptsitz für 36 Sufi-Gruppen. Eine halbe Million Sufis leben in der Stadt, die
insgesamt 4 Millionen Einwohnern zählt. Die Aggression gegen die Sufis in
Ägypten betrifft auch einen Angriff auf die bedeutendste Moschee von
Alexandria, welche das Grab des Sufi Al-Mursi-Abu l-Abbas vom 13. Jahrhundert
beherbergt und dessen Namen sie trägt. [22]
Auch das
sogenannte demokratisch gewählte Regime in Libyen zerstörte nach dem Sturz von Muammar Gadaffi insbesondere Sufi-Moscheen und
Gebetsorte. Im August dieses Jahres äußerte die UNESCO-Generaldirektorin Irina
Bokova angesichts der Zerstörung von Sufi-Plätzen in Zliten, Misurata und
Tripolis durch islamische Dschihadisten ihre
›tiefe Besorgnis‹, und drängte die Täter, die
Zerstörung sofort zu unterlassen. [23] Hinter den Kulissen wird die libysche
Regierung von den Machenschaften der Dschihadisten und der Anhänger der
Muslimbruderschaft dominiert, genauso wie in Tunesien und Ägypten. [24]
Der explosive Cocktail von Gewalt, der den Aufstieg der Salafi-Islamisten
zur Macht im Nahen Osten begleitet, war klar vorauszusehen, dies symbolisch
genug in der Nacht vom 11. September, als eine Meute von wütenden Unterstützern
der fanatischen Salafisten-Gruppe ›Ansar
Al-Sharia‹ den US-Botschafter in
Libyen und drei US- Diplomaten ermordeten und das US-Konsulat in Bengasi niederbrannten,
dies aus Protest gegen den YouTube Film des US-amerikanischen Filmproduzenten
über Mohammed. Ironischerweise spielte US-Botschafter Christopher Stevens eine
Schlüsselrolle beim Sturz von Gaddafi und bei der Ermöglichung der Übernahme der
Macht durch die Salafisten in Libyen. Zur gleichen Zeit umgab ein wütender Mob
von Tausenden von Salafisten die US-Botschaft in Kairo, ebenfalls aus Protest
gegen den US-Film. [25] ›Ansar
Al-Sharia‹ [Partisanen des
islamischen Gesetzes] ist angeblich ein Deckname von Al-Qaida; ihre Mitglieder
behaupten, Organisationen im Nahen Osten vom Jemen bis nach Tunesien, im Irak, in
Ägypten und in Libyen zu haben. ›Ansar
al-Scharia‹ erklärt, das Modell der
Scharia oder der strengen Scharia der Taliban in Afghanistan und des
islamischen irakischen Staats zu reproduzieren. Der Kern der Gruppe sind
Dschihadisten, die aus einem islamischen Staat kamen, entweder Mitte der 1990er
aus Afghanistan oder nach der US-geführten Invasion im Jahr 2003 aus dem Irak. [26]
Die beabsichtigte
gegenwärtige Explosion einer neuen Runde des fundamentalistischen Salafi-Dschihad-Terrors
innerhalb der muslimischen Regionen des russischen Kaukasus ist zeitlich
perfekt eingetreten, um maximalen Druck auf die Regierung von Vladimir Putins
Rußland auszuüben. Putin und die russische
Regierung sind die stärksten und wichtigsten Unterstützer der derzeitigen
syrischen Regierung von Baschar al-Assad, und für Rußland
ist der Erhalt des einzigen russischen Flottenstützpunkts im syrischen Tartus
von großer strategischer Bedeutung.
Gleichzeitig zeigt die gerissene Botschaft Obamas an Medwedew, bis zur
Wiederwahl von ersterem zu warten, und Putins kürzlich erfolgter rätselhafter
Kommentar, daß ein Kompromiß mit Obama, jedoch nicht mit Romney möglich sei [27],
daß Washingtons
Taktik des ›Zuckerbrots und Peitsche‹ mit Moskau dazu führen könnte, daß Rußland der
Versuchung erliegt, besonders wichtige geopolitische Allianzen aufzugeben,
vielleicht sogar die derzeit aufgebauten speziell engen geopolitischen
Beziehungen zu China [28].
Sollte
dies eintreten, so würde die Welt Zeuge eines Wiedereintretens der amerikanisch-russischen
Beziehungen mit katastrophalen Folgen für den Weltfrieden werden.
Quelle: http://www.voltairenet.org/Salafism-CIA-The-winning-formula 13. 9. 12 Salafism +
CIA: The winning formula to destabilize Russia, the Middle East by F. William
Engdahl resp. http://www.voltairenet.org/article176136.html 4. 10. 12 Dagestan: Syrien kommt nach Rußland...
von F. William Engdahl Von
Engdahl sind zahlreiche Artikel auf politonline
zu finden
[1] Dan Peleschuk, Sheikh Murdered Over Religious
Split Say Analysts, RIA Novosti, August 30, 2012 [2] Mairbek Vatchagaev, The Kremlin’s War on
Islamic Education in the North Caucasus, North Caucasus Analysis Volume: 7
Issue: 34 [3] Iason
Athanasiadis, Targeted by Israeli raid: Who is the IHH?, The Christian Science
Monitor, June 1, 2010 [4] Ibid [5] Mairbek
Vatchagaev, op. cit. [6] UN Security
Council, QI.U.290.11. DOKU KHAMATOVICH UMAROV, 10 March 2011 [7] Tom Jones, Czech
NGO rejects Russian reports of link to alleged Islamist terrorists al-Qaeda,
May 10, 2011 [8] The Times of
India, Laden ordered Bamyan Buddha destruction, March 28, 2006 [9] Dr. Alan
Godlas, Sufism - Sufis - Sufi Orders [10] Irfan Al-Alawi
and Stephen Schwartz, Wahhabi Internal Contradictions as Saudi Arabia Seeks
Wider Gulf Leadership, Center for Islamic Pluralism, May 21, 2012 [11] Ibid [12] Robert
Duncan, Islamic Terrorisms Links to Nazi Fascism, AINA, July 5, 2007 [13] Marc Erikson,
Islamism, fascism and terrorism (Part 2), AsiaTimes.Online, November 8, 2002 [14] Ibid [15] John Loftus, The Muslim Brotherhood, Nazis
and Al-Qaeda, Jewish Community News, October 11, 2006 [16]
Ibid [17] Charlie Skelton, The Syrian opposition: who’s
doing the talking?: The media have been too passive when it comes to Syrian
opposition sources, without scrutinising their backgrounds and their political
connections. Time for a closer look …, The Guardian, UK, 12 July 2012 [18] Aidan Lewis, Profile:
Tunisia’s Ennahda Party, BBC News, 25 October 2011 [19] Hassan
Hassan, Syrians are torn between a despotic regime and a stagnant opposition:
The Muslim Brotherhood’s perceived monopoly over the Syrian National Council
has created an opposition stalemate, The Guardian, UK, 23 August, 2012 [20] Stefan J.
Bos, Egypt Christians Killed After Election of Morsi, Bosnewslife, June 30,
2012 [21] Ibid [22] Irfan Al-Alawi,
Egyptian Muslim Fundamentalists Attack Sufis, Guardian Online [London], April
11, 2011 [23] Yafiah
Katherine Randall, UNESCO urges Libya to stop destruction of Sufi sites, Sufi
News and Sufism World Report, August 31, 2012 [24] Jamie
Dettmer, Libya elections: Muslim Brotherhood set to lead government, The Telegraph,
London, 5 July, 2012 [25] Luke Harding,
Chris Stephen, Chris Stevens, US ambassador to Libya, killed in Benghazi
attack, The Guardian, 12 September 2012 [26] Murad Batal al-Shishani, Profile: Ansar
al-Sharia in Yemen, BBC, 8 March 2012 [27] David
M. Herszenhorn, Putin Says Missile Deal Is More Likely With Obama, The New York
Times, September 6, 2012 [28] M.K. Bhadrakumar, Calling the China-Russia
split isn’t heresy, Asia Times, September 5, 2012
|