Kofi Annan in Syrien

d.a. Schon am 4. Mai sprach Washington von einem Scheitern des Annan-Plans.

»Möglicherweise sei es an der Zeit, dass sich die internationale Gemeinschaft eingestehe, dass die Waffenruhe nicht halte und andere Massnahmen ergriffen werden müssten, sagte der Sprecher von Präsident Barack Obama, Jay Carney«. Selbstredend wurde ausschliesslich Assads Regime der Unnachgiebigkeit bezichtigt. Kofin Annan hingegen erklärte, dass eine Krise, die seit mehr als einem Jahr anhalte, nicht an einem Tag oder in einer Woche gelöst werden könne.  

Was nun Annans Auftrag betrifft, so stellt sich für Thierry Meyssan von
Réseau Voltairedie Frage, aus welchem Grund der ehemalige hohe internationale Beamte nach Syrien kommt:
»Zunächst zeigt seine Berufung, dass die Rolle nicht von Ban Ki-Moon gespielt werden konnte, dessen Bild durch seine Hörigkeit gegenüber der USA und den ununterbrochenen Korruptionsfällen getrübt ist.  [1]  Kofi Annan hingegen besitzt trotz seiner Bilanz ein positives Bild.« Ein Vermittler, folgert Meyssan, dürfte im Prinzip nur erfolgreich sein, wenn er von den Konfliktparteien selbst gewählt wird, was nicht der Fall ist. Hingegen repräsentiert Annan den Generalsekretär der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga. »Er verteidigt die Ehre und das Ansehen dieser  Institutionen ohne genauen politischen Auftrag. Der Grund für die de facto-Ernennung von Annan durch die Mitglieder des Sicherheitsrats und der Arabischen Liga liegt darin, dass er widersprüchliche Erwartungen erfüllt. Für einige soll der gemeinsame Sondergesandte nicht den Frieden suchen, sondern einen Frieden aushandeln, der bereits zwischen den Grossmächten ausgehandelt wurde, damit niemand sein Gesicht verliert. Für andere soll er den Coup von Kenia neu auflegen und einen Regimewechsel ohne Gewalt vollbringen. In den letzten drei Wochen bestand die Aktion von Kofi Annan darin, das, was in Wirklichkeit eine geänderte Version eines vom russischen Aussenminister Sergej Lawrow entwickelten Plan war, als seinen eigenen Plan vorzulegen. Dabei veränderte er diesen Plan so, dass er für Washington und seine Verbündeten akzeptabel war. Darüber hinaus hat Annan absichtlich für Verwirrung gesorgt, indem er vorgab, er hätte Präsident Al-Assad davon überzeugt, einen seiner Vizepräsidenten vorzuschlagen, nämlich Farouk al-Schara, um mit der Opposition zu verhandeln. Es hätte sich um eine syrische Konzession gegenüber dem Golf-Kooperationsrat gehandelt. In Wirklichkeit ist Vizepräsident al-Shara für diese Verhandlungen schon seit einem Jahr verantwortlich und die Forderung von Saudi-Arabien und Katar ist eine ganz andere: Nämlich die, dass Präsident Al-Assad zurücktritt, weil er ein Alawit ist und dass die Macht dem Vizepräsidenten zustehe, weil er Sunnit ist. Es scheint daher, dass der gemeinsame Sondergesandte einen Ausweg für die Staaten sucht, die Syrien angegriffen haben, und die eine Fabel über eine in Blut erstickte demokratische Revolution erfunden haben. Jedoch hat die Doppelzüngigkeit von Kofi Annan, der noch in Damaskus Zufriedenheit über sein Treffen mit Präsident Al–Assad äusserte, aber zurück in Genf Enttäuschung zeigte, die Fragen über seine wahren Absichten nicht aufgehoben.«

Kofi Annan - Vermittler im Auftrag der CIA 
Wenn die Bilanz von Kofi Annan bei den Vereinten Nationen im Hinblick auf Management und Effizienz auch ein unbestrittener Erfolg ist, legt Meyssan dar, so wird sie auf politischer Ebene dennoch sehr kritisiert. Als Generalsekretär hat er sich darum bemüht, die Organisation der unipolaren Welt und einer unter US-Hegemonie stehenden Globalisierung anzupassen. Er hat die ideologischen Grundlagen der UNO in Frage gestellt und sie ihrer Fähigkeit, Konflikte zu vermeiden, beraubt. Jedoch ist er jetzt dazu berufen worden, die syrischen Krise zu lösen. Der ehemalige UNO-Generalsekretär und Friedensnobelpreisträger Annan wurde von Ban Ki-Moon und Nabil El-Arabi zum gemeinsamen Spezialgesandten ernannt, um eine friedliche Lösung der syrischen Krise zu verhandeln. Annan besitzt aussergewöhnliche Erfahrung und weist ein sehr positives Markenimage auf, so dass diese Ernennung von allen begrüsst wurde. Was stellt dieser hohe internationale Beamte dar? Wer hat ihn in die höchsten Funktionen befördert? Was waren seine politischen Entschlüsse, und was sind seine derzeitigen Verpflichtungen? Diese Fragen werden mit diskretem Stillschweigen übergangen, als ob seine vorherigen Ämter an sich schon die Voraussetzung für seine Neutralität erfüllen würden.

Von der Ford Stiftung und der CIA ausgesucht und ausgebildet
Seine ehemaligen Kollegen loben seine Vorsicht, seine Intelligenz und sein Geschick. Als eine sehr charismatische Persönlichkeit hat er einen grossen Eindruck hinterlassen, weil er nicht einfach als
Sekretär der Vereinten Nationen wirkte, sondern vielmehr als ihr General, der Initiativen ergriff, welche die in der Bürokratie steckende Organisation belebten. All dies ist bekannt und abgedroschen. Seine aussergewöhnlichen Qualitäten haben ihm den Nobelpreis für Frieden eingebracht, obwohl diese Ehre theoretisch gesehen ein persönliches politisches Engagement, aber keine Karriere als Manager belohnen sollte.

Kofi und seine Zwillingsschwester Efua Atta wurden am 8. April 1938, in einer aristokratischen Familie der britischen Kolonie der Goldküste geboren. Sein Vater war der Häuptling der Fantis und Gouverneur der Provinz Ashanti. Obwohl er gegen die britische Vorherrschaft war, war er ein treuer Diener der Krone. Mit anderen Honoratioren nahm er an den ersten Dekolonisationsaktionen teil, betrachtete aber die revolutionäre Agitation von Kwame Nkrumah mit Argwohn und Besorgnis. Wie  auch immer: die Bemühungen von Nkrumah führten 1957 zur Unabhängigkeit des Landes unter dem Namen Ghana. Kofi war damals 19 Jahre alt. Obwohl er nicht an der Revolution beteiligt war, wurde er Vizepräsident der neuen nationalen Vereinigung der Studenten, wo er von einem Kopfjäger der Ford Stiftung entdeckt wurde, der ihn in ein Programm für
Young Leaders einschleuste. Als solcher wurde er aufgefordert, einen Sommerkurs an der Harvard University zu nehmen. Da er seine Begeisterung für die Vereinigten Staaten bewiesen hatte, bot ihm die Ford Stiftung ein komplettes Studium an, zuerst in Wirtschaftswissenschaften am Macalester College in Minnesota, und dann für internationale Beziehungen am Graduate Institute of International Studies in Genf. Die Ford Stiftung, vom bekannten Industriellen Henry Ford gegründet, ist nach dem Zweiten Weltkrieg ein Instrument der offiziösen Aussenpolitik der USA geworden, indem sie den Aktivitäten der CIA eine respektable Abdeckung bot.  [2]  Die Zeit des Studiums von Annan in den Vereinigten Staaten (1959-1961) erfolgte zum Zeitpunkt der schwierigsten Momente der Schwarzen im Kampf um die Bürgerrechte [Anfang der Kampagne von Martin Luther King in Birmingham]. Annan erkannte sie als Fortsetzung der Entkolonialisierung, die er in Ghana kennengelernt hatte, aber er nahm nicht daran teil. Von seinen Studienleistungen und seiner politischen Zurückhaltung überzeugt, öffneten seine amerikanischen Mentoren ihm die Türen der World Health Organization, wo er seine erste Anstellung fand. Nach drei Jahren im Hauptquartier in Genf wurde er für die Wirtschaftskommission für Afrika mit Sitz in Addis Abeba verpflichtet. Da seine Diplome jedoch nicht ausreichten, um an der Spitze der UNO Karriere zu machen, kehrte er in die USA zurück, um am Massachusetts Institute of Technology (MIT) vom 1971 bis 72 Management zu studieren. Er versuchte, als Director of Tourism Development in sein Heimatland  zurückzugehen, fand sich aber in dauerndem Konflikt mit der militärischen Regierung von General Acheampong, so dass er darauf verzichtete und 1976 zur UNO zurückkehrte.

Eine brillante Karriere trotz tragischer Misserfolge
Er diente dort in verschiedenen Funktionen, zuerst in der UNEF II (Friedenstruppen, um Ägypten und Israel nach dem Krieg von Oktober 1973 zu trennen), danach als Direktor für die Bediensteten des UNHCR. In dieser Zeit begegnete er Frau Nane Lagergren und heiratete sie in zweiter Ehe. Die schwedische Rechtsanwältin ist die Nichte von Raoul Wallenberg, der während des Zweiten Weltkriegs der Sonderbeauftragte Schwedens in Ungarn war. Wallenberg ist durch die Ausstellung von falschen Pässen für die Rettung von Hunderten verfolgter Juden berühmt. Er arbeitete auch für das OSS [das Office of Strategic Services, ein Vorläufer der CIA, war von 1942 bis 1945 ein Nachrichtendienst des Kriegsministeriums der USA] resp. als US-Verbindungsoffizier mit dem ungarischen Widerstand zusammen. Er verschwand nach dem Krieg; wie es heisst, wäre er von den Sowjets gefangengenommen worden, um den amerikanischen Einfluss im Land zu stoppen. In jedem Fall öffnete die glückliche Ehe Kofi Annan Türen, die er sonst nicht überschreiten können hätte, besonders jene jüdischer Organisationen. Generalsekretär Javier Perez de Cuellar wählte Kofi Annan als Assistenten für Human Resources und Sicherheit des UNO-Personals (1987-90). Anlässlich der Annexion Kuwaits durch den Irak gerieten dort 900 UNO-Mitarbeiter in eine Falle; Annan gelang es, mit Saddam Hussein deren Freilassung auszuhandeln, was ihm ein hohes Ansehen innerhalb der Organisation einbrachte. Danach war er zunächst für den Haushalt (1990-92), und dann - unter dem Mandat von Boutros Boutros-Ghali - für die Friedensoperationen (1993-96) zuständig, mit einer kurzen Ausnahme als Sondergesandter für Jugoslawien. Dem kanadischen General Romeo Dallaire, Kommandant der Friedenstruppen in Ruanda, zufolge, hätte Kofi Annan bei vielen Anlässen nicht reagiert und trage hinsichtlich der Untätigkeit der UNO während des Völkermords die Hauptverantwortung.  [3]  Ein ähnliches Szenario ist in Bosnien passiert, wo die 400 Soldaten der Friedenstruppe durch bosnisch-serbische Truppen zu Geiseln wurden. Kofi Annan blieb gegenüber den Appellen des Generals Bernard Janvier taub, so dass die vorhersagbaren Massaker eintraten. Ende 1996 widersetzte sich die USA der Amtsverlängerung des frankophilen ägyptischen Boutros Boutros-Ghali als Generalsekretär und konnte ihren Kandidaten durchzusetzen: einen hohen internationalen Beamten der Organisation selbst: Kofi Annan. Seine Misserfolge in Ruanda und Bosnien schadeten ihm keineswegs, da er sie offen eingestanden hatte. Er versprach, das System zu reformieren, damit sie sich nicht wiederholten. Auf dieser Grundlage wurde er gewählt, so dass er seine Aufgaben am 1. Januar 1997 übernahm.

Generalsekretär der Organisation der Vereinten Nationen
Annan organisierte sofort ein jährliches 2-Tage-Seminar für 15 UNO-Botschafter bei verschlossenen Türen. Dieser
Zufluchtsort (sic) wird vom Rockefeller Brothers Fund im Konferenzzentrum von Pocantico (nördlich von New York) grosszügig unterhalten. Dort spricht der Generalsekretär außerhalb der UNO-Einrichtungen mit den Vertretern der Staaten, die ihn unterstützen, über die Reform der Organisation und der internationalen Beziehungen. In diesem Kontext schichtete er die UNO-Ausgaben gemäss den politischen Prioritäten um und reduzierte den Haushalt des Generalsekretariats deutlich. Er reorganisierte die Verwaltungstätigkeit und richtete sie auf die Ziele Frieden und Sicherheit, Entwicklung, wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten sowie  auf humanitäre Angelegenheiten aus. Ferner schuf er den Posten eines stellvertretenden Generalsekretärs, der ihm beistand und richtete ein echtes Kabinett ein, das in der Lage war, die Entscheidungen des Sicherheitsrats und der Vollversammlung schnell zu verabschieden.

Eine wichtige Initiative von Kofi Annan war der Global Compact, eine Mobilisierung der Zivilgesellschaft für eine bessere Welt. Auf der Grundlage eines freiwilligen Dialogs konnten Unternehmen, Gewerkschaften und NGOs diskutieren und sich für die Achtung der Menschenrechte, der Arbeits- und Umweltstandards einsetzen. In der Praxis hatte der Global Compact nicht die erwarteten Auswirkungen; im Gegenteil: Er hat die Vereinten Nationen zutiefst denaturiert, indem er die Macht der Nationalstaaten aushöhlte und transnationale Unternehmen sowie Verbände stärkte, die
unter der Bezeichnung NGO, Nicht-Regierungsorganisationen, firmieren, aber heimlich von den Grossmächten finanziert werden. Kofi Annan hat durch den Aufbau von Lobbys als Partner der Nationalstaaten den Geist der Charta von San Francisco begraben. Das Hauptziel ist nicht mehr, die Menschheit vor der Geissel des Krieges zu bewahren, indem man die Gleichstellungsrechte von grossen und kleinen Staaten anerkennt, sondern die Menschheit zu verbessern, indem man private Interessen konvergieren lässt. Der Global Compact ist der Übergang von einer fast einstimmig angenommen Logik, der zufolge das Völkerrecht im Dienste des Gemeinwohls steht, zu einer Logik, die nur von den Angelsachsen verteidigt wird: Für diese ist das Gemeinwohl ein Hirngespinst, während die Good Governance darin besteht, die grösste Anzahl von speziellen privaten Interessen zu kombinieren. Der Global Compact hatte am Ende die gleiche Wirkung wie die Charity-Galas in den Vereinigten Staaten: sich durch ein paar mediale Programme ein gutes Gewissen erkaufen, um sich mit strukturellen Ungerechtigkeiten abzufinden. In diesem Sinne geben die Mandate von Kofi Annan (1997-2006) die Realität der historischen Periode wieder, jene einer unipolaren Welt und der Globalisierung unter US-Hegemonie, dies zum Nachteil der Nationalstaaten und der Völker, die sie vertreten.  

Diese Strategie nimmt den Weg der von Washington in den 1980er Jahren aufgebauten Struktur des National Endowment for Democracy[NED], einer Agentur, die im Gegensatz zu ihrem Anspruch die subversiven Aktionen der CIA weiterführt und die demokratischen Prozesse verfälscht.  [4]  Das NED finanziert, legal oder nicht, Arbeitgeberorganisationen, Gewerkschaften und Verbände jeglicher Art. Sie alle beteiligen sich am Global Compact und neutralisieren damit die Positionen der Nationalstaaten, die nicht die Mittel zur Finanzierung ihrer eigenen Lobbys haben. Die UNO sorgt sich nicht mehr um den Frieden, da die unipolare Welt ja ihren Gendarmen besitzt, nämlich die Vereinigten Staaten, absorbiert aber alle Formen von Protest, um so die Welt-Unordnung und die voranschreitende Globalisierung unter U.S. Hegemonie desto besser garantieren zu können. Die beschwichtigenden Reden von Kofi Annan erreichten ihren Höhepunkt mit dem Millennium-Gipfel. 147 Staats- und Regierungschefs hatten sich für die Beseitigung der Armut und der grossen gesundheitlichen Probleme der Welt, AIDS eingeschlossen, innerhalb von 15 Jahren verpflichtet. Universales Glück bräuchte keine Reformpolitik, wenn nur ein jeder ein wenig tue und sein Scherflein beitrage. Aber warum hatte man daran nicht früher gedacht? Der Millennium-Gipfel blieb Wunschdenken, die Ungerechtigkeiten gehen weiter und nähren noch immer Krieg und Elend.

In gleicher Art legte der Generalsekretär in seiner Rede vor der Generalversammlung am 20. September 1999 die sogenannte Annan-Doktrindar. Unter Berufung auf seine eigene Ohnmacht in Ruanda und Bosnien, sagt er, dass in diesen Fällen die Mitgliedstaaten ihrer Pflicht, die Bürger zu beschützen, nicht nachgekommen seien. Er kam zu dem Schluss, dass die Souveränität der Staaten, das Kardinalsprinzip der Charta der Vereinten Nationen, ein Hindernis für die Menschenrechte sei. Diese Vision [die wohl von den Rockefellers kam, Anm. von politaia.org] wurde unter der Bezeichnung die Verantwortung zum Schutz (R2P) von der Afrikanischen Union unverzüglich übernommen und ist in der Folge auf dem Weltgipfel 2005, der für die Folgemassnahmen des  Millennium-Gipfels zuständig war, von der UNO angenommen worden. Die Annan-Doktrin ist nichts anderes als das Interventionsrecht, welches die Briten im Krieg gegen das Osmanische Reich erfunden hatten und von Bernard Kouchner in neuen Kleidern präsentiert wurde. Das überarbeitete Konzept ist zum ersten Mal im Jahr 2011 explizit dazu benützt worden, um die   koloniale Operation in Libyen zu legalisieren.  [5]

Darüber hinaus waren die Mandate von Kofi Annan durch das Programm Öl für Nahrungsmittel geprägt, das 1991 vom Sicherheitsrat konzipiert, aber effektiv nur von 1996 bis 2003 angewendet wurde. Es galt, am Anfang sicherzustellen, dass die Irak-Öl-Einnahmen ausschliesslich für die Bedürfnisse des irakischen Volkes verwendet würden und nicht dafür, neue militärische Abenteuer zu finanzieren. Dieses Programm wurde jedoch im Rahmen des internationalen Embargos und unter der persönlichen Aufsicht von Kofi Annan zu einem Instrument der USA und Grossbritanniens, um den Irak auszubluten, während sie die flugfreie Zone besetzten [etwa das jetzige autonome Kurdistan]  - bis sie dann den Irak angriffen und zerstörten.  [6]  Mehrere internationale Beamte, die für dieses Programm zuständig waren, beschrieben es als Kriegsverbrechen und traten nach der Weigerung, es anzuwenden, von ihrem Posten zurück: Von diesen haben der stellvertretende Generalsekretär Hans von Sponeck und der besondere Koordinator Denis Halliday geschätzt, dass dieses Programm einen Völkermord von 1,5 Millionen Irakern, darunter mindestens 500.000 Kinder, verursacht hatte.  [7]  Es dauerte bis zur Invasion und Zerstörung des Iraks, bis Kofi Annan aufbegehrte und das Verhalten derjenigen verurteilte, die ihm sein Studium bezahlt hatten, ihn ins UNO- Generalsekretariat gebracht und ihm den Friedensnobelpreis verschafft hatten. Er qualifizierte den Angriff auf den Irak als illegal und betrauerte öffentlich, dass dieser Präzedenzfall das Völkerrecht zunichte mache.  [8]

Washington antwortete scharf, indem es eine grosse Spionageoperation gegen ihn, die Mitglieder seines Kabinetts, seine Familie und seine Freunde einleitete. Im Ergebnis wurde Annans Sohn Kojo der Veruntreuung von Mitteln aus dem Programm
Öl für Nahrungsmittel beschuldigt,  angeblich mit dem Segen seines Vaters. Die Anschuldigung schaffte es jedoch nicht, die Mitgliedstaaten der UNO davon zu überzeugen; im Gegenteil: sie verstärkten die Autorität des Generalsekretärs.  [9]  In den letzten zwei Jahren seines Mandats war Kofi Annan gelähmt und gezwungen, wieder in den Hintergrund zu treten. Nach zehn Jahren Generalsekretariat setzte Kofi Annan seine Karriere in der Folge in mehr oder weniger privaten Stiftungen fort. Im Dezember 2007 wuchsen sich die kenianischen Wahlen zu einem Konflikt aus. Präsident Mwai Kibaki, hiess es, hätte diese gegen den von Washington geförderten Kandidaten, Raila Odinga, gewonnen; letzterer war angeblich ein Cousin von Senator Barack Obama. Die Wahl wurde von Senator John McCain angefochten, der zur Revolution aufrief, während anonyme SMS die ethnischen Gruppen gegeneinander aufstachelten. In wenigen Tagen verursachten die Unruhen mehr als 1.000 Tote und 300.000 Vertriebene. Madeleine Albright schlug eine Vermittlung durch das Osloer Zentrum für Frieden und Menschenrechte vor. Dieses Institut sandte zwei Vermittler: den ehemaligen norwegischen Ministerpräsidenten Kjell Magne Bondevik und den ehemaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, beide Direktoren des Zentrums. Am Ende dieser Vermittlung musste sich Präsident Kibaki den US-Wünschen unterstellen. Er konnte seinen Posten beibehalten, sollte aber zuerst eine Verfassungsreform akzeptieren, die ihn seiner Macht als Premierminister beraubte, und ihn zwang, Raila Odinga als Ministerpräsidenten zu akzeptieren. Indem er den alten afrikanischen Weisen spielte, trug Kofi Annan dazu bei, dieser von  Washington verhängten Regime-Änderung einen Hauch von Rechtmässigkeit zu verleihen.  [10]

Kofi Annan hat heute zwei Hauptaufgaben. Er ist zunächst der Präsident für das Africa Progress Panel, eine von Tony Blair am Ende des G-8-Gipfeltreffens in Gleeneagles eingerichtete Organisation, um die Aktionen des britischen Ministeriums für Zusammenarbeit (DFID) zu verbreiten. Da aber die Versprechen der G-8 nicht erfolgreicher waren als diejenigen des Millennium-Gipfels, sind die Aktivitäten des  Africa Progress Panel vernachlässigbar. Die zweite Aufgabe besteht ihm Vorsitz der Allianz für eine grüne Revolution in Afrika [AGRA], die vorschlägt, die Nahrungsmittelprobleme des schwarzen Kontinents mit Biotechnologie zu lösen. In der Tat ist die AGRA, eine durch die Bill Gates- Stiftung und die Rockefellers geförderte Lobby, dazu da, die GVO-Produkte von Monsanto, DuPont, Dow, Syngenta und anderen anzubieten. Die meisten der von diesen multinationalen Konzernen unabhängigen Experten sind sich darin einig, dass die Verwendung von nicht reproduzierbaren GVOs die Landwirte von ihren Lieferanten finanziell abhängig macht und eine neue Form der menschlichen Ausbeutung schafft, ganz abgesehen von der Frage der negativen Umwelteinflüsse.
 

[1]  »Offener Brief an den unehrlichen Ban Ki-Moon«, von Hassan Hamade, Übersetzung Horst Frohlich, As-Safir /Voltaire Netzwerk, 30. Januar 2012
[2]  »La Fondation Ford, paravent philanthropique de la CIA« et »Pourquoi la Fondation Ford subventionne la contestation« par Paul Labarique, Réseau Voltaire, 5 et 19 avril 2004
[3]  Roméo Dallaire »Shake Hands with the Devil: The Failure of Humanity in Rwanda« Arrow Books Ltd 2004. »Handschlag mit dem Teufel: Die Mitschuld der Weltgemeinschaft am Völkermord in Ruanda« Zu Klampen Verlag 2008
[4]  »La NED, vitrine légale de la CIA« par Thierry Meyssan, Réseau Voltaire/
??????, 6 octobre 2010
[5]  »Résolution 1973« Réseau Voltaire, 17 mars 2011
[6] »Annan: Genozid in Irak und Frieden in Syrien? « von Hassan Hamade, As-Safir/Voltaire Netzwerk, 28. März 2012
[7] »L’implication de l’ONU dans des crimes de guerre, entretien avec le comte Hans-Christof von Sponeck«, par Silvia Cattori, Réseau Voltaire, 16 mars 2007
[8] »Pour Kofi Annan, le droit international ne garantit plus rien«, par Sandro Cruz, Réseau Voltaire, 7 juillet 2005
[9]  »Le harcèlement de Kofi Annan« Réseau Voltaire, 13 décembre 2004
[10]  »Le dessous du prix Nobel de la paix 2009« par Thierry Meyssan, Réseau Voltaire, 13 octobre 2009 

Quellen:
http://www.voltairenet.org/Kofi-Annan-schwarze-Haut-weisse   Kofi Annan, schwarze Haut, weiße Maske  -  Von Thierry Meyssan  Voltaire Netzwerk Damaskus 29. März 2012

http://infowars.wordpress.com/2012/04/05/kofi-annan-vermittler-im-auftrag-der-cia/
5. 4. 12  Kofi Annan – Vermittler im Auftrag der CIA - Kofi Annan, schwarze Haut, weiße Maske — von Thierry Meyssan Übersetzung: Horst Frohlich, von politaia.org und politonline überarbeitet

Thierry Meyssan, französischer Intellektueller, ist der Präsident und Gründer von Réseau Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über ausländische Politik in der arabischen, lateinamerikanischen und russischen Presse. Letztes auf Französisch veröffentlichtes Werk: L’Effroyable imposture Band 2: Manipulations et désinformations Editions Alphée 2007

http://www.voltairenet.org/fr