Kommentare zur Wahl von Joachim Gauck 25.03.2012 00:20
d.a. Der überwiegende Teil der Presse erging sich anlässlich dieser Wahl in mitunter schwerlich zu überbietenden Belobigungen.
Soviel Zustimmung hätte noch keiner bekommen, wurde
uns verkündet, was schlichtweg nicht zutrifft, da es bislang einzig und allein
Theodor Heuss gelungen war, mit einem Stimmenanteil von 85,6 % gewählt worden
zu sein. Nun haben die Deutschen in dem 72jährigen Theologen und Pastor einen
Präsidenten, der sich von seiner Ehefrau, von der er seit Beginn der 90er
Jahren getrennt lebt, noch nicht scheiden liess und somit jetzt mit seiner von
der Welt als ›First Freundin‹
bezeichneten Lebenspartnerin Daniela Schadt
- früher hätte man hierfür eher den Begriff Maîtresse verwendet - ins Palais Schaumburg einzieht. Der bereits
auch schon »Präsident der Herzen« genannte Gauck hatte mit dieser vor der Wahl
einen Gottesdienst in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt
in Berlin besucht. Es ist nicht unerheblich, an was man sich alles zu gewöhnen
hat. Hierzu bemerkt Dr. Hans Penner in seinem offenen Brief an Herrn Gauck: »Christen, welche die 10 Gebote respektieren, bilden in
Deutschland nur eine kleine Minderheit. Trotzdem gibt es im Land der
Reformation noch Bevölkerungsteile, für die eheliche Treue einen Wert
darstellt.« [1]
Mit dem für meine Begriffe wohl salbungsvollsten
Kommentar dürfte sich die Berliner
Zeitung hervorgetan haben: »Spätestens
jetzt, spätestens in der Verantwortung des höchsten Staatsamts, ist dem
selbstbewußten
Pfarrer Gauck ein Licht aufgegangen. Spätestens jetzt spürt der Mann, daß es
zwischen ihm und seinem Gott noch etwas Größeres gibt als ihn selbst. Für einen
Moment konnte jeder sehen, daß das Amt den Inhaber etwas lehrt, was manche ihm
bisher absprachen: Bescheidenheit.« [2] »Wir werden mit ihm positive
Überraschungen erleben!«, hatte es schon unmittelbar nach seiner Nominierung
durch die faktische Allparteienkoalition aus FDP, Union, SPD und Grünen geheißen. Reinhard
Fiala, der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende der rechtspopulistischen
Partei ›Die Freiheit‹, frohlockte: Mit Gaucks Wahl »gibt es wieder eine
greifbare Hoffnung für unser Land!« [3]
Den Schalmeien, die anlässlich der Antrittsrede Gaucks ertönten, stehen dennoch
einige scharfe Kommentare entgegen, so auch der in der Jungen Welt: »Der Neue kann tun
und sagen, was er will, stets erschallt Lob aus dem Munde jener, die ihn
gemacht haben. Jedem, der die Gauck-Mania in Bananistan zunächst für einen
Ausrutscher der veröffentlichten Meinung mit der Halbwertzeit von YouTube-Hits
hielt, verschlägt es inzwischen die Sprache. Weshalb machen sie aus dem Frosch
einen König, ohne ihn je geküßt zu haben? Die Antwort lautet schlicht: Wegen
Mutti. Auch wenn es keiner zugeben will: Angela Merkel ist Gift für
das deutsche Patriarchat. Sie hat in die maskuline Elite breite Schneisen
geschlagen und dort Scharen von verunsicherten Friedrichs, Rolands oder
Gerhards hinterlassen. Seit Jahren führt die Kanzlerin die Jungs vor wie doofe
Pennäler, mischt dabei nicht nur den Männerverein CDU, sondern den ganzen Laden
auf. Lob allerdings bekommt sie selten. ..…… Nur im Osten gibt es eine
beachtliche Minderheit, die ihr neues Staatsoberhaupt so gar nicht mag. Manche
Gottlosen der Region sagen: weil Pfaffen notorische Lügner sind. Andere zweifeln
Gaucks Protestantismus an und behaupten stur, es sei eher eine katholische
Tradition, Großinquisitoren zu Päpsten zu machen.« [4] »Nach
dieser Antrittsrede«, schreibt Ulrike Sosalla in der Financial Times Deutschland, »ist klar: Deutschland hat einen Bundespräsidenten, der
pathetische Worte nicht scheut. Doch so wohlklingend seine Worte
dahinplätscherten, hinter dem Pathos versteckten sich ein paar Zumutungen an
Bürger wie an Politiker gleichermaßen. ›Was
Gerechtigkeit bedeutet und was wir tun müssen, um ihr näherzukommen‹, so Gauck, ›läßt sich
nicht paternalistisch anordnen, sondern nur in einer demokratischen Debatte
klären‹.Soll
heißen: Von einer Politik, die Wohltaten verteilt, und das am liebsten vor
Wahlen, hält er nicht viel, und von simplen Forderungen nach mehr Umverteilung
auch nicht. Was er stattdessen allerdings selbst will, blieb in dieser Rede
nebulös.« [5]
»Mit der Aufstellung Gaucks«, »haben sich CDU, CSU, FDP, SPD und Grüne, die große Koalition
der Neoliberalen also, für die wohl reaktionärste Variante zur Neubesetzung des
Präsidentenamtes entschieden. Welche besondere Qualifikation Gauck dafür
mitbringt, bleibt schleierhaft: Er hat wenig Erfahrung im
Politikgetriebe, er war weder »Freiheitslehrer« noch
»Bürgerrechtler«,
wie es seine Befürworter behaupten. Im Gegenteil: Er war zu DDR-Zeiten ein
Anpasser, der von sich aus auch den Kontakt
zur Staatssicherheit gesucht hat. Einer, der gut und komfortabel mit den
Vergünstigungen lebte, die ihm die Behörden im Gegensatz zum ›normalen ‹ DDR-Bürger
zugestanden haben. Wie jW-Recherchen bei Rostockern ergaben, die Ende der 80er
Jahre Kontakt zu Gauck hielten, war
er zwar bekennender Antikommunist, hatte aber im übrigen nichts gegen die
Existenz der DDR. Erst nachdem Erich Honecker im Herbst 1989 als SED-Chef
zurückgetreten war, nahm er an Veranstaltungen der Opposition teil. Zuvor hatte
sich Gauck durchaus mit der Staatssicherheit arrangiert, mit ihr sogar über
Möglichkeiten der Zusammenarbeit gesprochen. Für diejenigen, die es in den 80er
Jahren ebenso gemacht hatten wie er, gab es nach der ›Wende‹ aber nichts
mehr zu lachen: Gauck wurde ›Bundesbeauftragter
für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen
Demokratischen Republik‹ und eröffnete
die Hatz auf Lehrer, Gewerkschaftsfunktionäre und Juristen, auf
Bundestagsabgeordnete, Landesminister und Journalisten. Die ›Gauck-Behörde‹ vergiftete
das Klima im Lande, sie entwickelte sich zur antikommunistischen Inquisition,
vor der selbst frühere Klofrauen nicht sicher waren. So kritisch der
Springer-Verlag, andere Konzernmedien sowie die TV-Sender mit Christian Wulff
umgegangen sind, so unkritisch wird jetzt sein Nachfolger Gauck bejubelt. Er
selbst kokettiert damit, daß er »Antikommunist« sei, weil ein sowjetisches
Militärtribunal 1951 seinen Vater ins Gefängnis steckte – es wird aber gar
nicht erst hinterfragt, was Vater Gauck als hoher Nazioffizier angestellt hat.
Daß er zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde, läßt jedenfalls auf ein
Kriegsverbrechen schließen – die Gerichtsakten sind zur Zeit allerdings nicht
zugänglich.« [6] Wie unterschiedlich der Leser
gerade durch die gängigere Tagespresse informiert wird, geht aus dem Artikel
der Basler Zeitung hervor: Anstelle
der Hatz erfährt der Leser in beschönigenden Worten folgendes: »Den Sturz
des DDR-Regimes und die Wendezeit nennt er die ›prägende
Zeit meines Lebens‹. Gauck spricht vom ›wunderbaren Glück, Teilnehmer einer
Freiheitsrevolution‹ gewesen zu
sein. Das Thema Freiheit ist sein steter Begleiter, auch nachdem im Jahr 2000
seine Amtszeit als Stasi-Akten-Beauftragter endete. Seitdem ist er in ganz
Deutschland unterwegs, um bei Vorträgen oder in Schulen Menschen zu ermutigen –
damit sie nicht in Bequemlichkeit verfallen und sich engagieren. ›Im Miteinander von Ermutigten sehe ich die
Zukunftsperspektiven für mein Land‹, sagte
Gauck 2010 bei seiner Vorstellung als Kandidat. …… In der Wendezeit widmete er sich ganz der Aufarbeitung des
Stasi-Erbes: Als Vorsitzender des Sonderausschusses zur Auflösung des
Ministeriums für Staatssicherheit in der DDR-Volkskammer schmiedete Gauck im
Sommer 1990 eine breite Koalition für ein Gesetz zur Öffnung der Stasi-Akten.
Am Tag der Wiedervereinigung, dem 3. Oktober 1990, übernahm Gauck dann die
Leitung der bald nach ihm benannten Behörde. So wurde er zum prominentesten
Gesicht der einstigen DDR-Bürgerbewegung. Es war vor allem Gauck, der beständig
vor einem Schlussstrich unter die Auseinandersetzung mit dem Stasi-Erbe warnte
– und damit fast zu einer moralischen Instanz wurde. Im November 2003 wurde er
schliesslich Vorsitzender des Vereins ›Gegen
Vergessen – für Demokratie‹. Die
Organisation setzt sich für die Aufarbeitung des Nationalsozialismus und der
DDR-Vergangenheit ein.« Offenbar ein Thema, das nie
zu einem Ende gelangen soll …. [7]
»Jetzt beginnt die Gauck-Zeit«, kommentiert Michael Winkler. »Ich finde es bezeichnend, daß Personal, das beim
Untergang der DDR nach oben gespült worden ist, sich jetzt, in der Endzeit der
BRD, ebenfalls
dort oben wiederfindet. Was haben wir von einem Herrn Gauck zu
erwarten? ›Das weltweite Internet
bietet alle Voraussetzungen, um die in den ersten zehn Artikeln unserer
Verfassung verankerten Grundrechte aller Bürger in diesem Land auszuhöhlen‹. Das hat dieser Herr Gauck gesagt und nicht weiter
erläutert. Aus anderen Äußerungen erfährt man, daß für Gauck die Anonymität des
Netzes die Arbeit der Justiz erschwere. Die Anonymität werde ›zunehmend für kriminelle Zwecke mißbraucht‹. Dieser Mann wird als Demokratielehrer und Bürgerrechtler
bezeichnet! Gerade als ehemaliger Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde sollte
Joachim Gauck wissen, was ein Staat alles veranstaltet, um seine Untertanen zu
kriminalisieren. Ich bin nicht der Einzige, den die Staatsmacht überfallen hat,
weil ich eben nicht in der Anonymität des Internets verborgen agiere, sondern
offen meine Meinung sage. Dieser neue Bundespräsident möchte also die Rechte
der Bürger noch weiter einschränken, ihnen das Mittel nehmen, sich weltweit
einsehbar zu äußern. [8] Der
Publizist Albrecht Müller, ehemals Wahlkampfleiter von Willy Brandt und
Planungschef in dessen sowie Helmut Schmidts Kanzleramt, schliesslich urteilt
in seinem gerade erschienenen Buch ›Der falsche
Präsident‹: »Joachim Gauck nimmt die
aktuellen, großen Bedrohungen unserer Freiheit nicht ernst genug: die
Macht der Finanzwirtschaft, den Abbau der sozialen Sicherheit und die
Erosion der Demokratie. Gaucks Botschaft klingt wie ein lautes ›Empört
Euch nicht!‹« [6] Die NPD-Führung indessen »nahm Gaucks Mitgliedschaft im US-freundlichen Netzwerk
›Atlantik-Brücke‹ zum Anlaß,
seine Befähigung zur Wahrung deutscher Interessen grundsätzlich in Frage zu
stellen. « [9]
Politikverdrossenheit und Demokratie
Dies sind zwei Faktoren, die ihn laut Ulrike
Sosalla ernsthaft besorgt machen. Die
Bürger müssten sich aufraffen und mitmachen, fordert er, wenn nicht in
politischen Institutionen, dann in einer der vielen Spielarten der
Zivilgesellschaft. »Wer das nicht tut, darf von Gauck kein Verständnis
erwarten. …... Auch die Politiker geht er an: Sie müssten
klar und offen sprechen, um verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen. Die
Vermutung ist nicht abwegig, dass er dabei auch den Umgang der Bundesregierung
etwa mit den Milliardenpaketen zur Euro-Rettung im Kopf hatte. Es wird spannend,
zu sehen, ob er diesen Satz bei nächster Gelegenheit noch einmal aufgreift.
Falls nicht, sollten die Bürger Gauck daran erinnern«.
[5] Als ob
Herr Gauck nicht wüsste, dass seine Mitbürger durchaus ein Interesse an einer
Mitwirkung hätten, die ihnen allerdings konsequent versagt wird. Wer wollte ansonsten
noch gegen Brüssels aufkommen? Es zeichnet sich doch längst ab, dass die
Entsouveränisierung der EU-Mitgliedstaaten ein Konzept ist.
Nun erklärte Gauck in seiner Antrittsrede ferner,
dass Deutschland für ihn ein ›Land des Demokratiewunders‹ sei. Das war es vielleicht
einmal, denn geht es um die Militarisierung, die Rüstungsproduktion, den
Einsatz der Bundeswehr, die Strategie der NATO oder das Abtreten nationaler
Kompetenzen an Brüssel, so sehe ich mich ausserstande, Gauck zu folgen. So »appelliert Gauck
an die Bevölkerung und die Politik, nicht auf Distanz zur Demokratie zu gehen.«
Um das zu verhindern, wäre in essentiellen Bereichen zunächst einmal das
Zugeständnis einer Volksabstimmung notwendig, in erster Linie hinsichtlich des
ESM, der seine Landsleute zu verarmen droht. Der Bundespräsident rief auch dazu
auf, »in der Krise mehr Europa zu wagen. Auch
in der Euro-Krise nicht am europäischen Gedanken zu zweifeln. Es gelte, das Ja
zu Europa zu bewahren. ›Gerade
in der Krise heißt es deshalb: Wir wollen mehr Europa wagen‹. Gerade in Krisenzeiten sei
die Neigung besonders ausgeprägt, sich in den Nationalstaat zu flüchten.« [10] Letzteres
liegt schon gar nicht im Interesse Brüssels. Nun hebelt dieses ›Ja zu Europa ‹ bekanntlich einiges an Rechten
aus. Die insbesondere von den Deutschen auf Grund ihrer
zu leistenden finanziellen Zuschüsse zu fürchtende Transferunion scheint dennoch
ohne Verzug vorangetrieben zu werden, denn Brüsssel ist bereits im Begriff, »an
einer Änderung des Lissabon-Vertrags zu arbeiten, um die dort verankerte
No-Bailout-Klausel auszuhebeln. Die Änderung wird parallel zum ESM verhandelt,
beschlossen sollen beide gleichzeitig werden – möglichst ohne erneute Volksabstimmungen in einzelnen EU-Staaten.« [11] Das ist eben ›EU-Demokratie‹! Und dies obwohl gerade bei
dem Gesetzesentwurf für den ESM zahlreiche
Punkte ins Auge fallen, die stark in die Souveränität der nationalen Haushalte
eingreifen und dem ESM deutlich mehr Befugnisse zugestehen als noch dem EFSF
und der EZB.
INTEGRATION
Was inhaltlich von Ex-Präsident Christian Wulff hängengeblieben
war, war dessen Bekenntnis zum modernen Deutschland als integrative Nation:
Stichwort ›Der Islam gehört
zu Deutschland‹. Hier möchte
der ehemalige Pfarrer Joachim Gauck anknüpfen. »Er versprach außerdem, Wulffs Engagement für eine
bessere Integration von Menschen mit Migrationshintergrund fortzusetzen. Alle
Menschen, die in Deutschland leben, sollten sich hier auch zu Hause fühlen
können. Als Wunschbild nannte Gauck ein Deutschland, das ›soziale Gerechtigkeit, Teilhabe
und Aufstiegschance‹
miteinander verbindet. Niemand dürfe den Eindruck haben, kein Teil der
Gesellschaft zu sein, weil er ›arm, alt
oder behindert‹ sei.« [12] Letztere Zusage gälte es, scharf
im Auge zu behalten, da die Altersarmut unter den Rentnern bedrohlich im
Steigen begriffen ist, die durchschnittlichen
Rentenbezüge schon heute unterhalb der Armutsschwelle liegen und in den
kommenden Jahren weiter sinken werden. Er werde als Staatsoberhaupt bei
der integrationspolitischen Linie Wulffs bleiben, erklärte Gauck gegenüber der
türkischen Zeitung Hürriyet. »Wulff hatte stets betont, auch der Präsident der
Muslime in Deutschland zu sein. Schließlich gehöre der Islam inzwischen zu
Deutschland.« An letzterer Einstellung
scheiden sich bekanntlich die Geister. »Der Hürriyet sagte Gauck ferner, er wolle sich als Bundespräsident
dafür einsetzen, die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei zu
vertiefen. Beide Staaten müßten noch näher zusammenrücken.« Fürs
erste wäre hier erst einmal genauer abzuklären, was Gauck unter dem ›Zusammenrücken‹ versteht. Nun war Gauck »von Linken,
Grünen und türkischen Interessensvertretern in Deutschland dafür kritisiert
worden, weil er Thilo Sarrazin 2010 als mutig bezeichnet hatte«,
womit Gauck nachweislich das bestätigte, was
Abertausende von Bundesbürgern Sarrazin bestätigten. Doch siehe da: »Ende
Februar bedauerte Gauck dies bei einem Gespräch mit der Bundestagsfraktion der
Grünen.« Wo bleibt hier sein Freiheitsbegriff,
der doch den Mut zur Aufrechterhaltung einer einmal bezeugten Einstellung
einschliessen müsste? Im eigentlichen auf der Strecke. Gauck
drückt sich darüber hinaus unglaublich geschickt aus: »Es gibt
weder in meinem Herzen, noch in meinem Kopf Ressentiments gegen die, die anders
sind«, zitieren die Grünen Gauck in einer Mitteilung über die Veranstaltung.
Nach einem Bericht der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung entschuldigte Gauck sich sogar für seine Äußerung zu
Sarrazin. Statt ›mutig‹ hätte er besser ›frech‹ sagen sollen. Er teile Sarrzins Thesen ganz und gar
nicht. Vielmehr sei er wohl zu unbefangen in die Integrationsdebatte gegangen.« Nochmals: wo
ist hier die vielgepriesene Freiheit zu erkennen, die jeder bemüht ist, ihm
zuzuschreiben? [13] Daniela
Dahn, Autorin beim Rowohlt Verlag, Journalistin und ehemals Mitherausgeberin
der Wochenzeitschrift Freitag, stellt
zum Gauckschen Freiheitsbegriff folgendes fest: Die gemeinsame Begeisterung
von CDU, FDP, SPD und Grünen, die einhellig auf den fundamentalen
Antisozialisten Joachim Gauck als Bundespräsidenten setzen, ist in der Tat
atemberaubend. Am wenigsten überrascht war ich bei der FDP, da fragte man sich
eher, weshalb diese Partei nicht schon bei der letzten Abstimmung bemerkt hat, daß
Freiheit für Joachim Gauck meist die Freiheit der Eliten ist, besonders der
Wirtschaft. Für Hartz-IV-Empfänger findet er nicht so warme Worte. Die Freiheit
des Leiharbeiters ist nicht sein Thema. [14] Aus
dem Schreiben des Journalisten Günter Kleindienst an Dr. Jürg Dedial von der
NZZ-Redaktion bezüglich dessen Kommentar zu Wulff ›Zur
Strecke gebracht‹ geht 1.
ebenfalls hervor, »daß Gauck »nie
ein Bürgerrechtler war. Er hat sich erst in der Wendezeit zu ihnen gesellt. Das
ist Fakt. 2. Er hat Stasi-Führungsoffiziere in seiner Behörde eingestellt, von
den sonstigen Stasi-IMs und -Mitarbeitern mal abgesehen. Auch das ist Fakt. 3.
Er genoß in der DDR Privilegien, die andere in ähnlicher Position nicht hatten
(ebenfalls Fakt). 4. Er hat keine Ahnung von den Finanzmärkten. Ich fürchte, da
reitet er uns Deutsche mehr rein als Wulff es vermutlich getan hätte
(EMS-Vertrag!?)«
Positiv bewertet wird der Fakt, dass sich Gauck »in der Vergangenheit
mehrfach an die Seite der deutschen Heimatvertriebenen gestellt« hat. Erika
Steinbach: Die Tatsache, »daß er sich
sehr früh mit seinem Namen an die Seite unserer Stiftung gestellt hat, läßt
hoffen, daß er auch in seinem hohen Amt neue Akzente der Verbundenheit mit den
deutschen Heimatvertriebenen setzen wird.« Der Zentralrat der Juden seinerseits
hat ganz konkrete Wünsche an Gauck: »Er soll sich für die Sicherheit Israels einsetzen.« »Ich
bin zuversichtlich, daß sich der künftige
Bundespräsident klar für die freiheitliche Demokratie, gegen Diskriminierung
und Antisemitismus positionieren sowie ein
Engagement des Herzens für das Existenzrecht und die Sicherheit Israels
zeigen wird«, sagte Zentralratspräsident Dieter Graumann dem Handelsblatt online.«
[15]
Keine kleine Aufgabe! Ein
weiteres Thema wird die angespannte Lage im Nahen Osten sein. An dieser
wird Herr Gauck, selbst wenn er dazu gewillt wäre, nichts ändern können,
denn das entscheiden ganz andere Kräfte. Da ist die BRD, was z.B. den Iran oder
Syrien betrifft, lediglich ein Mithetzer im Konzert gegen diese Länder.
Der folgende Satz, den Gauck ebenfalls in seiner
Antrittsrede aussprach, gibt schwer zu denken: »Ob wir den Kindern und Enkeln
dieses Landes Geld oder Gut vererben werden, das wissen wir nicht.« [12] Damit löst er in
meinen Augen gewissermassen sämtliche Versprechen auf, die er vorgetragen hat. Denn
eine konsequente, auf das Wohl seiner Landsleute ausgerichtete Politik müsste heute
ganz im Gegenteil der Garant dafür sein, dass wir für die kommende Generation
das bewahren, was wir unter grossen Mühen aufgebaut haben.
[1]
Einzelheiten
siehe www.fachinfo.eu/europapolitik.htm und http://www.fachinfo.eu/gauck.pdf
[2] http://www.berliner-zeitung.de/politik/kommentar-zur-antrittsrede--gauck---unser-praesident,10808018,11970002.html 23. 2. 12
[3] http://www.jungewelt.de/2012/03-17/020.php
Ihr Mann von morgen - Oder: Was der Neuen Rechten an Joachim Gauck so
gut gefällt
[4]
http://www.jungewelt.de/2012/03-24/026.php Ersatzpatriarch des Tages: Der
Bundespräsident
[5] http://www.ftd.de/politik/deutschland/:rede-zur-vereidigung-gaucks-gespuer-fuer-pathos/70013054.html 23. 2.
12 Ulrike Sosalla
[6] http://www.jungewelt.de/2012/03-17/059.php
Wir sagen an dieser Stelle einfach mal: Nein danke - Von
Peter Wolter
[7]
http://bazonline.ch/ausland/europa/Der-Freiheitsdenker/story/22810672?dossier_id=1308
20. 2. 12 Mit Joachim Gauck zieht
ein politischer Aufklärer und Einheitsstifter in das Schloss Bellevue ein
[8] http://www.michaelwinkler.de/Kommentar.html 19. 3. 12
[9]
http://www.jungewelt.de/2012/03-17/020.php
Ihr Mann von morgen - Oder: Was der Neuen Rechten an Joachim Gauck
so gut gefällt - Von Thomas Wagner
[10] http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gauck-als-bundespraesident-vereidigt-unsere-demokratie-wird-leben-11694660.html 23. 3.
12
[11] http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2012/03/40337/ 21. 3. 12
Rettung von Pleite-Staaten: EU bereitet Änderung von
Lissabon-Vertrag vor
[12] http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gauck-als-bundespraesident-vereidigt-unsere-demokratie-wird-leben-11694660.html 23. 3. 12
[13] http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M5d885f0c9a4.0.html
15. 3. 12
[14] http://www.jungewelt.de/2012/02-21/032.php »Politisches Gedächtnis ist
sehr kurzlebig« Ein Gespräch mit Daniela Dahn; Interview: Gitta Düperthal
[15] http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/zentralrat-der-juden-gauck-soll-sich-fuer-sicherheit-israels-einsetzen/6338232.html 17. 3. 12
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