Hormus

Bereits Ende Juni 2008 hatte der Befehlshaber der iranischen Eliteeinheit Revolutionswächter, Mohammad Ali Dschafari, erklärt,

dass der Iran im Falle eines Angriffs die Strasse von Hormus sperren würde. Diese Ankündigung wurde auf Grund der anhaltenden Attacken, denen sich das Land durch den Westen ausgesetzt sieht, Anfang Januar wiederholt, was Verteidigungsminister Panetta zu der Aussage veranlasste, die US-Streitkräfte seien für diesen Fall in voller Bereitschaft; Washington hat inzwischen seine Flottenverbände im arabischen Meer verstärkt. So halten sich derzeit zwei nuklearbetriebene Flugzeugträger vor Ort auf. Beobachter gehen davon aus, daß der Iran die Straße von Hormus wirkungsvoll sperren könnte.  [1]

 

In diesem Zusammenhang fügen wir einen Artikel von Mahdi Darius Nazemroaya an:

 

Die Geopolitik der Straße von Hormus: Ist eine Niederlage der US-Marine im Persischen Golf möglich?

Trotz ihrer Macht und ihrer schieren Stärke wirken sich die geographischen Verhältnisse der Straße von Hormus und des Persischen Golfes auf die amerikanischen Marineeinheiten nachteilig aus. Die relative Enge des Persischen Golfes läßt ihn zumindest aus strategischer und militärischer Sicht wie einen Kanal erscheinen. Bildlich gesprochen sind die amerikanischen Flugzeugträger und Kriegsschiffe in engen Gewässern gefangen oder in den Küstengewässern des Persischen Golfes eingeschlossen. Und hier kommen die modernen iranischen Raketensysteme ins Spiel. Das iranische Raketen- und Torpedoarsenal würde mit den amerikanischen Schiffen, die in den engen Gewässern des Persischen Golfes über keinen großen Manövrierraum verfügen, kurzen Prozeß machen. Aus diesem Grund arbeitet die USA seit einigen Jahren in den Staaten des Golf-Kooperationsrates (GCC) hektisch am Aufbau eines Raketenabwehrschilds. Auch die kleinen [aber extrem schnellen und wendigen] iranischen Patrouillenboote im Persischen Golf, die   - mit der überwältigenden Größe eines amerikanischen Flugzeugträgers oder Zerstörers verglichen -  zwar mickrig und vernachlässigbar erscheinen, stellen eine Bedrohung für die amerikanischen Schiffe dar. Denn der äußere Anschein täuscht: Diese iranischen Patrouillenboote können leicht große Mengen von Raketen abfeuern, die an den großen amerikanischen Kriegsschiffen erhebliche Schäden anrichten und sie sogar versenken können. Zudem sind diese kleinen Speedboote kaum aufzuspüren und daher nur schwer zu bekämpfen. Darüber hinaus könnten die iranischen Streitkräfte die amerikanischen Marine-Einheiten auch mit Raketen von den nördlich gelegenen Küstengebieten des Persischen Golfs aus angreifen. Bereits 2008 bestätigte das in Washington ansässige Institute for Near East Studies die Bedrohung, die von den mobilen Raketenbatterien an der Küste, den Seeziel-Raketen und den kleinen, mit Raketen [und Torpedos] bestückten Schiffen ausgeht. Aber es könnten auch noch andere iranische Waffensysteme wie Drohnen, Luftkissenfahrzeuge, Seeminen, Kampftaucher und Mini-Unterseeboote in einem asymmetrischen Seekrieg gegen die 5. US-Flotte zum Einsatz kommen. Die eindrucksvolle Stärke und Kampfkraft der amerikanischen Kriegsmarine kann sich sowohl wegen der geographischen Verhältnisse als auch aufgrund der iranischen Verteidigungsfähigkeiten im Falle von Kriegshandlungen im Persischen Golf oder auch in einem Großteil des Golfs von Oman nicht voll entfalten. Ohne das offene Meer wie etwa im Indischen oder Pazifischen Ozean wird die USA mit extrem verkürzten Frühwarnzeiten und damit Reaktionszeiten zu kämpfen haben und nicht in der Lage sein, aus einer (militärisch sicheren) Distanz heraus anzugreifen. Damit kann die amerikanische Marine auf eine Vielzahl ihrer Verteidigungssysteme, die für den Kampfeinsatz auf offener See unter den Bedingungen großer Distanz entwickelt wurden, praktisch nicht zurückgreifen.

 

Die ganze Welt weiß um die Bedeutung der Straße von Hormus, und Washington und seinen Verbündeten ist klar, daß die Iraner die Meeresenge für lange Zeit mit militärischen Mitteln blockieren können. Aus diesem Grund arbeitet die USA mit den GCC-Ländern Saudi-Arabien, Katar, Kuwait, Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten daran, das Erdöl aus den GCC-Staaten unter Umgehung der Straße von Hormus direkt über Pipelines an den Indischen Ozean, das Rote Meer oder das Mittelmeer zu befördern. Darüber hinaus drängte Washington auch den Irak, in Gesprächen mit der Türkei, Jordanien und Saudi-Arabien alternative Transportwege zu suchen. Sowohl Israel als auch die Türkei haben an diesem strategischen Projekt großes Interesse. Ankara führte bereits mit Katar Gespräche über die Errichtung eines Erdölterminals, über das Erdöl über den Irak in die Türkei transportiert werden soll. Die türkische Regierung hat versucht, den Irak dafür zu gewinnen, sowohl seine im Süden des Landes gelegenen Erdölfelder als auch die im Norden das Landes gelegenen Förderstätten an die durch die Türkei verlaufenden Transitrouten anzuschließen. Dies alles ist im Zusammenhang mit den türkischen Plänen zu sehen, sich zu einem Energiekorridor und wichtigen Dreh- und Angelpunkt des Transits zu entwickeln. Mit einer erfolgreichen Verlagerung der Erdöltransportwege weg vom Persischen Golf würde der Iran ein wesentliches Druckmittel gegenüber Washington und seinen Verbündeten verlieren, und die Bedeutung der Straße von Hormus würde sich erheblich verringern. Diese Verlagerung könnte aber auch eine wichtige Voraussetzung für die Vorbereitung und Führung eines von der USA angeführten Krieges gegen Teheran und dessen Verbündete darstellen. Vor diesem Hintergrund sind auch die von den Vereinigten Arabischen Emiraten geförderte Abu-Dhabi-Rohölpipeline resp. die Hashan-Fudschaira-Erdölpipeline zu bewerten, mit denen der Transport des Erdöls durch den Persischen Golf und die Straße von Hormus umgangen werden soll. Die Planungsphase des Vorhabens war 2006 vollendet, die Aufträge wurden 2007 vergeben und 2008 wurde mit dem Bau begonnen. Die Pipeline führt von Abu Dhabi direkt zum Hafen von Fudschaira an der Küste des Golfes von Oman im Arabischen Meer. Damit hätten die Erdölexporte direkten Zugang zum Indischen Ozean. Dieses Projekt wurde in aller Offenheit als Mittel zur Sicherung der Energieversorgung präsentiert, da die Straße von Hormus dadurch umgangen und so eine Konfrontation mit den iranischen Streitkräften vermieden werden könnte. Zusammen mit dem Bau dieser Pipeline wurde auch der Bau eines strategischen Erdöllagers in Fudschaira in Angriff genommen, um im Falle einer Blockade des Persischen Golfes die Versorgung der internationalen Märkte mit Erdöl aufrechterhalten zu können.

Die geographischen Verhältnisse spielen jedoch auch hier dem Iran in die Hände. Eine Umgehung der Straße von Hormus ändert nichts daran, daß sich die Erdölfelder der GCC-Staaten zum größten Teil im Persischen Golf oder in der Nähe seiner Küste und damit in Reichweite des Irans befinden. Ähnlich wie im Falle der Pipeline Hashan-Fudschaira könnte der Iran auf leichte Weise den Erdölfluß unterbrechen, indem Teheran dort mit Raketen oder aus der Luft angreift, oder seine Bodentruppen, die Luftwaffe oder seine Marine und amphibische Einheiten einsetzt. Es ist nicht unbedingt notwendig, die Straße von Hormus zu blockieren, wenn man den Transport des Erdöls verhindern will, was ja im Zentrum der iranischen Drohungen steht.  [2]

 

Im November letzten Jahres hatte es geheissen, dass führende US-Militärs gegen Obamas Kriegskurs seien. Nachdem der frühere CENTCOM-Kommandeur, General Joseph Hoar, Lyndon LaRouche's Presseagentur EIR ein Interview gegeben hatte, in dem er eindringlich vor einem Militärschlag gegen den Iran warnte, hatte sich am 14. 11. der frühere Armeegeneral John H. Johns in einer Kolumne für die New York Times mit Warnungen zu Wort gemeldet. Johns hat auch den sogenannten Human Rights First-Brief, der vor Polizeistaat-Massnahmen in der neuen US-Verteidigungs-Gesetzgebung warnt und an den demokratischen Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid gerichtet war, mit unterschrieben. Er zitiert in seinem Beitrag Robert Gates, den ehemaligen Verteidigungsminister, den früheren Marinegeneral Anthony Zinni, einen weiteren früheren Kommandeur von CENTCOM und den früheren Kongressabgeordneten Joe Sestak, die alle vor den unbeabsichtigten Konsequenzen eines Angriffs auf den Iran warnen. General Johns: »Während die Rhetorik für einen Militärschlag als Stimmungsmacher in den Reden der Republikaner funktionieren mag, gibt es wenig oder gar keine Chance, dass ein militärischer Angriff so einfach wäre. Ganz im Gegenteil! Führende Vertreter des Verteidigungsestablishments stimmen darin überein, dass die militärische Option sehr schnell zu schwerwiegenden, nicht beabsichtigten Konsequenzen führen würde. Meir Dagan, der kürzlich in den Ruhestand getretene Chef des israelischen [Geheimdienstes] Mossad, teilt die Bewertung der oben erwähnten Amerikaner. Er erklärte bereits im letzten Jahr, dass eine Attacke gegen den Iran regionalen Krieg bedeute und dass Argumente für einen Militärschlag das dümmste Geschwätz sind, das ich jemals gehört habe.« Johns stellte klar, dass er Iran für eine Gefahr halte, und dass die Entwicklung der iranischen Raketentechnik dergestalt sei, dass die NATO gut daran tue, zusammen mit den Russen ein Raketenschutzschild aufzubauen. Auch auf den IAEA-Bericht sollte die internationale Gemeinschaft mit mehr Druck reagieren. Aber: »Amerika sollte nicht einen neuen Krieg im Nahen Osten in Betracht ziehen, ohne eine ernstzunehmende Diskussion über die Konsequenzen zu führen. Politische Kandidaten sollten ihre chauvinistischen Emotionen zügeln und ihr Weltbild mit ein wenig reflektiven rationalen Gedanken mässigen.«

 

Der sich im Ruhestand befindende General Zinni seinerseits sprach im November in der Charlie Rose Show(CBS-TV), um vor den Konsequenzen eines Militärschlags gegen den Iran zu warnen: »Eine einzige Mine, die einen Tanker trifft, und Sie können sich vorstellen, was mit dem Ölpreis und den Volkswirtschaften der Welt passiert. Eine Rakete in ein Ölfeld im Golf oder in ein Erdgasfeld, und Sie können sich vorstellen, was dann passieren wird. Ein Raketenangriff auf unsere Truppen im Golf oder den Militärbasen im Irak, die Aktivierung von Schläfer-Zellen, das Versenken von Schnellbooten, Minenvorrichtungen im Roten Meer und an anderen Stellen. Sie sehen, welche Probleme verschiedenster Art damit einhergehen. Wirtschaftliche Auswirkungen, Probleme für die nationale Sicherheit - es wird uns in einen Konflikt hineinziehen. Ich denke, dass jeder dumm ist, der glaubt, dass dies eine saubere Operation wird, die dann sofort vorbei ist, ohne dass eine Reaktion erfolgen würde.« [4] [5]

Ebenfalls letzten November, am 14. 11., hatte Lyndon LaRouche eine Erklärung veröffentlicht, die wir auszugsweise wiedergeben: »Wenn Barack Obama nicht sehr bald aus dem Amt geworfen wird, besteht für den Fortbestand der Zivilisation die größte Gefahr. Die britische Monarchie hat es auf die Zerstörung der Vereinigten Staaten von Amerika abgesehen, und Obama ist das Instrument eben dieser Zerstörung. Die Absicht der Oligarchie mit ihrem Londoner Zentrum ist die Reduzierung der Weltbevölkerung von gegenwärtig 7 auf weniger als 1 Milliarde Menschen. Die gegenwärtige Mobilisierung hin zu einem Dritten Weltkrieg, angefangen mit der Hetze gegen den Iran und Syrien, hat ihren direkten Ursprung in der Absicht der britischen Oligarchie, die von Prinz Philipp wiederholt und öffentlich zum Ausdruck gebracht worden ist, mehr als 80 % der menschlichen Gattung auszulöschen. Wer das zu leugnen versucht, gefährdet durch seine Unfähigkeit, der Wahrheit ins Auge zu blicken, die gesamte Menschheit. Obama steht als Marionette unter der Kontrolle der Briten, die gerade die Krise in Europa ausnutzen, um Diktaturen zu errichten. Sie sind es auch, die hinter den Kriegen und der Gefahr eines weltweiten thermonuklearen Krieges stecken. Sie wissen, daß ihr ganzes transatlantisches monetäres Finanzsystem am Ende ist. Sie wissen, daß führende Nationen des pazifischen Raums, Rußland, China, Indien, Japan und Südkorea, wachsen, während der transatlantische Raum desintegriert. Vom britischen Standpunkt aus ist das nicht hinnehmbar, also spannen sie ihre Marionette Obama ein, um die USA auf den Einsatz von Kernwaffen in einem globalen Konflikt vorzubereiten - ein Konflikt, der im Persischen Golf und in der östlichen Mittelmeerregion bereits in Gang gesetzt wurde.  [6]  Ende letzten Dezember hatte  der chinesische Staatspräsident Hu Jintao die Warnung ausgesprochen, dass sich China mit direkten und sofortigen Militärmassnahmen in den Krieg einschalten werde, sollte der Iran angegriffen werden. Jintao warnte bei einem Treffen mit den hohen militärischen Funktionären Chinas, dass sein Land, selbst auf Kosten einer Beteiligung an einem Dritten Weltkrieg, nicht zögern werde, den Iran zu schützen.  [7]

 

Anmerkung politonline: Man sollte annehmen, dass Klarstellungen dieser Art eine Wirkung auf die Kriegsgurgeln haben sollten. Weit gefehlt, denn die Stimmen des Westens, die sich gegen einen Angriff aussprechen, gleichen der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. Wenigstens erhob der frühere Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Horst Teltschik, am 3. 2. in einem PHOENIX-Interview seine Stimme und warnte vor einer Intervention Israels im Iran: »Ich habe von US-Fachleuten die Warnung bekommen, dass Israel die Handlungsunfähigkeit der amerikanischen Regierung während der Wahlkampagne für die nächste Präsidentenwahl ausnutzen könnte, und - entgegen dem Rat der Amerikaner - im Iran intervenieren könnte. Wenn dass passiert, könnte die gesamte Region unter Feuer stehen. Das wäre für mich ein Albtraum.« Die gesamte Region würde dann zu einem zentralen Krisenherd werden.  [8]

 

 

 

[1]  http://www.berlinerumschau.com/news.php?id=41897&title=US-Verteidigungsminister+Panetta+erneuert+Gewalt-Drohungen+gegen+Iran&storyid=1001326972882    19. 1. 12   Paul Müller 

[2]  http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=28589  8. 1. 2012

The Geo-Politics of the Strait of Hormuz: Could the U.S. Navy be defeated by Iran in the Persian Gulf ? by Mahdi Darius Nazemroaya  -  Nazemroaya, Soziologe und Schriftsteller aus Ottawa, hat sich auf den Nahen Osten und Zentralasien spezialisiert. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Centre for Research on Globalization (CRG): http://www.globalresearch.ca/index.php?context=listByAuthor&authorFirst=Mahdi%20Darius&authorName=Nazemroaya

[4]  http://www.bueso.de/node/5121   22. 11. 11 Führende US-Militärs gegen Obamas Kriegskurs  

[5]  CENTCOM (US Central Command) erstreckt sich über 20 Länder: Afghanistan, Bahrain, Ägypten, Iran, Irak, Jemen, Jordanien, Kasachstan, Kuwait, Kirgisien, Libanon, Oman, Pakistan, Quatar, Saudi-Arabien, Syrien, Tadschikistan, Turkmenistan, Vereinigte Arabische Emirate und Usbekistan

[6]  http://www.bueso.de/node/5104   18. 11. 11 

LaRouche: »Um den dritten Weltkrieg aufzuhalten, muß Obama aus dem Amt!«  Lyndon LaRouche veröffentlichte am 14. November die folgende Erklärung

[7]  http://www.doriangrey.net/index.php   21. 12. 11

[8]  http://www.berlinerumschau.com/news.php?id=43215&title=Teltschik+warnt+vor+israelischem+Angriff+auf+Iran&storyid=1001328266423   3. 2. 12 

Siehe auch

http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1823

US-Diplomatie in Aktion: immerwährende Kriege im Namen von Freiheit und Demokratie - Von Wolfgang Effenberger