Kabul und Dubai

d.a. Die Tatsache, dass Dubai als eine Hauptdrehscheibe für Aktivitäten wie Drogenhandel, Geldwäsche und Kriminalität gilt

und der hochverschuldete Staatsfonds Dubai World Ende November letzten Jahres  geschätzte Schulden von knapp 60 Milliarden $ auswies, scheint das Leben gewisser, der afghanischen Finanzkaste zugehöriger Manager nicht weiter zu trüben, wie dies einem Artikel von Michael Mross zu entnehmen ist 1.
 
Die Kabul Bank, die grösste Bank in Afghanistan, steht - wie bekannt - am Abgrund. Die Manager sollen für private Immobiliengeschäfte 200 Millionen $ in Dubai versenkt haben. Fernab der Heimat führen die Direktoren ein Luxusleben auf der künstlich aufgeschütteten Palme-Inselund fernab seiner Heimat führt der Ex-Chef der Kabul Bank, Scher Khan Farnud, ein unbekümmertes Leben in Saus und Braus. Farnud, einer der Grossaktionäre der Bank, hatte zwar keine Ahnung von Bankgeschäften, dafür erlangte er jedoch als Poker-Spieler weltweit einen guten Ruf. Nun hat er offenbar zu hoch gepokert. Fast 200 Millionen $ soll er sich selbst, der Vorstandsriege und seinen Freunden grosszügig ausgeliehen haben. Das Geld ist weg und zuhause in Kabul bangen die Sparer um ihre Einlagen. Die 200 Millionen flossen allesamt in Luxusvillen der berühmten Palme in Dubai, Stückpreis rund 15 Millionen $. Schon seit ein paar Jahren wohnt die Führungsriege der Kabul Bank auf der künstlich aufgeschütteten Insel. Security bewacht die Straßeneingänge. Doch die Krise schlug bekanntlich auch am Golf zu. Die Wüstenimmobilien verloren drastisch an Wert, die Villen auf der Palme sind praktisch unverkäuflich und die Kredite können nicht mehr zurückgezahlt werden. Unterdessen scheint in den Villen business as usual zu laufen. Die meisten Bankdirektoren haben sich hier mit Familienmitgliedern und Freunden abgesetzt, wo sie sicher sind, denn zuhause in Afghanistan, wo Hunderttausende von Kunden vergeblich versuchten, ihr Geld bei der Kabul Bank abzuheben. wartet die Lynchjustiz. Nur mit Mühe und Not konnte ein Aufstand verhindert werden. Ob die Bank gerettet werden kann, ist trotz gegenteiliger Versicherungen fraglich. Eine mögliche Pleite der Kabul Bank hätte auf jeden Fall schwerwiegende politische Konsequenzen, weil offenbar auch Politiker in die Affäre verwickelt sind.
 
Zur Dubai-Krise vermerkte der amerikanischen Wirtschaftsjournalisten John Hoefle: »Die Dubai-Krise, wie sie fälschlich in den Medien genannt wird, repräsentiert in Wirklichkeit den Zusammenbruch des weltweiten monetären Systems, in dessen Zentrum London steht. Dubai, das ganz und gar nicht ein Provinznest ist, spielt dabei eine Schlüsselrolle für Drogenhandel und schmutziges Geld im Rahmen jener kriminellen Organisation, als welche das Empire in Wirklichkeit anzusehen ist. Nur von einer Dubai-Krise zu reden, heißt den Kern unserer geschichtlichen Epoche zu verkennen. Aber die Bankschulden und Immobilienwerte sind eine unbedeutende Größe, verglichen mit den unterirdischen Geldströmen, die die eigentliche Wirtschaft Dubais ausmachen. Das winzige Emirat ist der zentrale Schwarzmarkt für das Schwarzmarktsystem des Empire, für das Finanzkapital des Welthandels mit Rauschgift und heißem Geld. Dubai spielt heute eine Rolle für das Empire, die der von Hongkong im 19. Jahrhundert ähnelt. Seine Hochhäuser beherbergen neben anderen Größen des Drogenhandels einige der mächtigsten Drogenbarone Afghanistans. Darin liegt der eigentliche Grund für Dubais Hervortreten als finanzielles Zentrum. Gelenkt wird Dubai von den Briten, deren Geld und deren Bauunternehmen es zu großen Teilen erbaut haben. Die meisten Regierungsinstitutionen Dubais haben eine nominelle Führung aus dem Land und einen britischen Stellvertreter, der in Wirklichkeit die Geschäfte leitet. Es sollte deshalb nicht überraschen, daß Dubais Herrscher Scheich Mohammed in den Tagen vor der Bekanntgabe der Zahlungsprobleme von Dubai Worldzu Besuch bei Queen Elizabeth, Premier Brown und anderen in London weilte. Der Scheich selbst drückte es so aus: Das Ganze sei sorgfältig im voraus geplant worden.« 2
 
Ganz offensichtlich spielt Dubai auch für Karsai eine Rolle, da er seine Gelder dorthin transferiert hat. »Nach seiner Amtszeit«, führt der an den Universitäten Marburg, Kassel und Gießen lehrende Politikwissenschaftler Matin Baraki aus, »wird er kaum in Afghanistan bleiben können, man würde Hackfleisch aus ihm machen. Er wird entweder nach Dubai oder in die USA gehen, wo ihm eine afghanische Restaurantkette, ein »afghanisches McDonald« gehört. Damit wären die Afghanen ihren Schah Schuja, wie er verächtlich nach dem britischen Statthalter Kabuls im 19. Jahrhundert genannt wird, endlich los.«
 
 
1 http://www.mmnews.de/index.php/reisen/6385-banker-prassen-in-dubai   8. 9. 10
Banker prassen in Dubai - Von Michael Mross
2 http://www.bueso.de/news/problem-heisst-nicht-dubai-sondern-london  30. 11. 2009
Das Problem heißt nicht Dubai, sondern London – Von John Hoefle
Siehe auch http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1368  8.11.09
Afghanistan: unverändert