Großbritannien bankrotter als Griechenland und Spanien

d.a. Während Griechenland noch immer im Brennpunkt der Verschuldung steht, ist die Berichterstattung über Grossbritannien,

das in Bezug auf die wesentlichen Finanzdaten  - Gesamtverschuldung, Haushaltsdefizit, Rendite der Staatsanleihen und Einnahmenrückgang -  innerhalb der EU faktisch schon jetzt am höchsten verschuldet ist 1, eher zurückhaltend. Der Einbruch der Steuereinnahmen führte im Januar zu einem Haushaltsdefizit von 4,34 Mrd. £ - eine besonders unangenehme Überraschung, da die Einnahmen im Januar regelmäßig die höchsten im Jahr sind und die Ökonomen mit 2,8 Mrd. £ Überschuß gerechnet hatten. Nach der Bekanntgabe der Zahlen schnellten die Zinsen auf 10jährige britische Staatsanleihen um 17 Basispunkte auf 4,2 % hoch. Das ist zwar noch weniger als in Irland (4,75 %), Griechenland (6,53 %) und Portugal (4,41 %), aber deutlich mehr als in Spanien (4,02 %) und Italien (4,05 %). Das britische Haushaltsdefizit läuft inzwischen auf 12,8 % des BIP zu - in Griechenland sind es 12,7 %; die Regierung selbst geht in ihrer letzten offiziellen Schätzung von mindestens 12,6 % aus. Die Neuverschuldung für das laufende Haushaltsjahr, das im März endet, wird offiziell auf 178 Mrd. £ geschätzt, könnte aber leicht 180 Mrd. (204 Mrd.€) erreichen. Dem britischen Statistischen Amt zufolge liegt die Verschuldung einschließlich der Ausgaben für die Bankenrettung bei 2 Bio. £ oder 147 % des BIP - also 50 % mehr als in Griechenland. Das Statistikamt geht davon aus, daß die Bank of Scotland und die Lloyds Banking Group, die für viele Milliarden an Steuergeldern gerettet wurden, als staatlich zu betrachten sind.

Die Steuereinnahmen im Januar waren insgesamt um 9 % niedriger als im Vorjahresmonat: bei der Einkommenssteuer – 20 %, bei Unternehmenssteuern – 6 %. Die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer stiegen, jedoch nur, weil diese kürzlich auf 17,5 % erhöht worden war. Dagegen stiegen die öffentlichen Ausgaben, vor allem wegen zusätzlicher Ausgaben für die Arbeitslosen, um 15 %. Da die Einkommensteuer immer weniger einbringt - vor allem bei den reichsten 10 % der Bevölkerung, die 53 % der Einnahmen liefern - wird die Mehrwertsteuer wahrscheinlich sogar auf 20 % erhöht. Die Arbeitslosigkeit nimmt in alarmierender Weise weiter zu. Nach Angaben des Daily Telegraph liegt die Zahl der nicht Beschäftigten im arbeitsfähigen Alter bei 8,08 Millionen. Diese Zahl umfaßt die offizielle Arbeitslosigkeit von 2,46 Mio., dazu junge Menschen, die ihre  Ausbildung verlängern, weil sie keine Arbeit finden, und Personen, die aus gesundheitlichen und anderen Gründen keine Arbeit haben. Nicht eingeschlossen sind die 2,8 Millionen Teilzeitbeschäftigten, von denen ein Großteil lieber Vollzeit arbeiten würde.
 
Die Briten, schreibt die Badische Zeitung, stellen fest, daß der Finanzsektor allein keine ausreichende wirtschaftliche Basis bietet 2; nur mühsam würden sie sich aus der Rezession winden, während ihr Schuldenberg wächst. Ein stark absackendes Pfund, ein rasch wachsendes Handels- und Haushaltsdefizit und ernsthafte Zweifel an der Tragfähigkeit der industriellen Basis des Landes machen den Briten Sorgen. Darüber hinaus sehen globale Spekulanten die britische Währung als nächstes Ziel künftiger Attacken. Ohne Umschweife hat bereits Jim Rogers, ein Ex-Geschäftspartner des Milliardärs George Soros, die britische Währung als einen hoffnungslosen Fall bezeichnet. Rogers geht davon aus, daß der Euro zwar rechte Probleme habe, aber das Pfund die am wenigsten abgesicherte aller   Währungen sei und sich so in einer extrem schlechten Lage befände. Daß die Industrieproduktion zu Jahresbeginn schrumpfte statt zu steigen, ist allerdings ein schlechtes Zeichen. Britische Warenexporte fielen im letzten Quartal 2009 gegenüber dem gleichen Vorjahres-Zeitraum um 3 % , obwohl das Pfund seit Beginn der Krise rund ein Viertel seines Wertes verloren hat und britische Waren deswegen im Ausland viel wettbewerbsfähiger sein könnten. Schon jetzt, urteilt das Londoner Zentrum für Wirtschaftsforschung, drohe die Kombination aus chronischer britischer Schwäche und dem Erstarken der großen Drittwelt-Länder die Inselwirtschaft weltweit in die zweite Liga abzudrängen.
 
 
Quellen – auszugsweise:
1 Strategic Alert, Jahrg. 24, Nr. 8 vom 24. Februar 2010
2http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/wirtschaft/das-land-der-pfleger-und-banker
18. 3. 10  Das Land der Pfleger und Banker