Kennen Sie die First Family? Keine Politikerfamilie hat mehr Glamour: Von Michelles Kleid bis First Dog

Unter dem Titel »Kennen Sie die Obamas?« lud die Süddeutsche Zeitung dieser Tage zu einem Quiz ein, der uns dazu veranlasste, an die Redaktion der Zeitung zu gelangen:

Ist es möglich, zu einem derartigen Quiz aufzufordern, um damit seine Zeit zu vergeuden? Soll ich das etwa in das Kapitel der gezielten Verdummung einreihen, die für meine Begriffe in mancherlei Artikeln der Tagespresse in zunehmendem Maße aufscheint? Das, was wir von Obama bereits kennen, nämlich seinen Truppennachschub für das sozusagen der Zermalmung preisgegebene Afghanistan in Höhe von 17.000 Mann oder seine Strategie für Pakistan, die das Land in einen Bürgerkrieg treiben könnte, sollte schon ausreichend sein, um ihm sämtliche Sympathien zu verscherzen - Zeitungsredaktionen resp. ewig ignorant bleibende Leser offenbar ausgenommen. Hören Sie doch bitte auf, uns derart süssliche Aufnahmen zu präsentieren, während die zivilen Opfer der US-Drohnenangriffe und die fortgesetzte, von mir als Massaker bezeichnete Bekämpfung der vormals von der USA selbst aufgebauten Taliban die Kehrseite dieser Bilder darstellen. Wenn ich schon etwas über Obama wissen möchte, halte ich mich entweder an Paul Craig Roberts, Chossudovsky, Engdahl, Information Clearing House oder Counterpunch. Das reicht mir schon, um beispielsweise die neuartige, geradezu ausufernde gegenseitige Küsserei, wie sie auch jetzt am NATO-Gipfel zu konstatieren war und sich mittlerweile generell bei offiziellen Anlässen auszubreiten scheint, als ausgesprochen widerlich zu empfinden. Nicht einmal im Zeitalter der Hofschranzen erlebte man derartige Umarmungen, wie sie jetzt unter den Regierungsspitzen in Mode gekommen sind, dies ungeachtet der Infernos, die noch im Irak, ungebrochen in Afghanistan und jetzt neu in Pakistan lodern. 
 
Welch Geistes Kind muß man eigentlich sein, um trotz einer Zahl von 3,4 Millionen Menschen, die durch die jüngsten Angriffe in der Nordwest-Grenzprovinz Pakistans in die Flucht getrieben wurden, einen Obama-Quiz fabrizieren zu können? Wahrlich, dieses Zeitalter ist nicht nur durch die Gier der Spekulanten gekennzeichnet, sondern darüber hinaus  durch jede Menge Kitsch, deren Verbreitung ich auch den Redaktionen anlaste. Dies zum Schaden einer objektiven Aufklärung. Man muß im übrigen den Bildungsstand des US- Durchschnittsbürgers kennen, um sich zu erklären, warum von einer »Aura« Barack Obamas die Rede sein kann. Oder nehmen Sie gar im Ernst an, dass die Steuerung hinter Obama von derjenigen, die die Regierungszeit Bushs kennzeichnete, in irgendeiner Form verschieden ist?
 
Womit ich zu meiner Endfrage käme: Hat es eine Zeitung wie die Ihrige nötig, sich auf ein in meinen Augen derart tiefes Niveau zu begeben, um einen Präsidenten, bei dem keineswegs ersichtlich ist, dass er wirklich von den Strategien seines Vorgängers abzuweichen gedenkt, und der bereits in der ersten Woche seiner Präsidentschaft US-Luftangriffe auf Dörfer in Pakistan anordnete, zur Quizfigur zu stilisieren?
 
Mit freundlichen Grüßen Doris Auerbach
 
Quiz auf http://www.sueddeutsche.de/politik/644/466229/spiel/