Das Bankgeheimnis und die »Entsouveränisierung« der Staaten

politonline d.a. Die Angriffe Deutschlands auf das Bankgeheimnis der Schweiz sind bekannt. Weniger jedoch bestimmte Hintergrundfakten, die dem nachfolgenden Artikel entnommen sind:

Was steckt hinter dem Angriff aufs Bankgeheimnis der Schweiz?
Was hat der Nato-Angriffskrieg auf Jugoslawien im Jahre 1999 mit dem Angriff auf das Bankgeheimnis der Schweiz zu tun? Von Brigitte Queck und Dr. Hans-Jürgen Falkenhagen
 
Geht es den deutschen Politikern wirklich um das Schliessen von Steuerschlupflöchern von grossen Betrügern? Dann würden Steuerhinterziehungen von grossen deutschen Firmen, die billig im Ausland produzieren und dafür dort keine bzw. wenig Steuern bezahlen und lediglich ihre Gewinne nach Deutschland transferieren, benannt und angeklagt werden [Anmerkung: wie dies auch jetzt im Irak der Fall ist, wo »grosszügige Steuererleichterungen« für ausländische Investoren«, also auch für die deutschen, gelten: Zehn Jahre Steuerfreiheit, daneben aber auch zollfreie Einfuhren und freier Gewinntransfer ins Ausland. Es scheint niemanden zu beschäftigen, welche Nachteile sich hieraus für die Bevölkerung ergeben: schliesslich sind ja die humanitären Spenden gegebenenfalls gesichert, entweder durch direkte Anforderungen von Seiten Ban Ki Moons oder über eine der üblichen Geberkonferenzen der Internationalen Gemeinschaft].
 
Stattdessen wird die Schweiz wegen ihres Bankgeheimnisses, das rechtlich geregelt ist, angeklagt, obwohl kein Staat das Recht hat, sich in die inneren Angelegenheiten der Schweiz einzumischen. Der Schweiz vorzuwerfen, sie begünstige Steuerbetrug, ist falsch, denn dieser wird in der Schweiz streng geahndet. Der Angriff auf die Schweiz stellt somit einen Angriff auf einen souveränen Staat dar. Warum die Schweiz jetzt in der Weltfinanzkrise als Sündenbock dargestellt und verteufelt wird, geht aus folgendem hervor:
 
Man muss wissen, dass im Jahre 2002 in Anlehnung an den Mitchell-Bericht (George Mitchell war Senator der US-Regierung) die sogenannten Kronberger Gespräche unter der Ägide des damaligen deutschen Aussenministers Joschka  Fischer sowie der Bertelsmann-Stiftung stattfanden; diese gipfelten darin, die Souveränität von Staaten weltweit zu beseitigen, ja, im Interesse der Schaffung einer Weltherrschaft der Amerikaner neue Staatenverbände vom Nahen Osten bis nach Indien zu schaffen, um diese besser kontrollieren zu können. Das erklärt, warum man nun auch in Europa als Juniorpartner der USA bestrebt ist, die Schweiz politisch völlig in den Staatenbund EU zu integrieren. Der Angriff auf die Schweiz ist über den Angriff auf ihr Bankgeheimnis, später vielleicht auf ihre Währung, ein Angriff auf einen souveränen Staat, der sich noch nicht völlig der EU unterworfen hat und auch noch nicht Mitglied der NATO ist.
 
Wie man unter www.german-foreign-policy.com vom 8. September 2006 nachlesen kann, empfehlen die Amerikaner seit Jahren eine ethnische Neuordnung fast sämtlicher Staaten des Nahen und Mittleren Ostens. Durch die Auflösung ganzer Staatenverbände sollen neue Völkerrechtssubjekte entstehen, die nach Stammes- und Religionszugehörigkeit gebildet werden sollen. Diese Empfehlungen für einen völligen Umsturz der bisherigen Staatenordnung erschien im Armed Forces Journal vom Juni 2006, dieses wird von einer Verlagsgruppe herausgegeben, die etwa 10 Militärzeitschriften verlegt. Die betrieblichen Einkünfte dieser Gruppe beliefen sich im Jahre 2005 auf 7,6 Milliarden US-$, heisst es in einer Selbstdarstellung! Das unter dem Namen Ralph Peters veröffentlichte Kartenwerk empfiehlt sogar die Zerschlagung des bisherigen Saudi-Arabiens. Begründet wird dies mit seinem »enormen Ölreichtum«, der gänzlich »unverdient« sei! So soll dem Iran die Kontrolle über den Persischen Golf und die Ölreichtümer entrissen werden und die gesamte Küstenflanke des Landes an einen neu zu gründenden Teilstaat des ehemaligen Iraks fallen *. Auf diese Weise sollen beiden Gegnern westlicher Herrschaftsanmassung die materiellen Grundlagen ihrer Autonomie entzogen werden.
 
Die Parzellierung ganzer Staatensysteme
Wie der französische Historiker Pierre Hillard * urteilt, wird die ethnizistische Aggression der westlichen Mächte durch die deutsche Aussenpolitik massgeblich gefördert. Bei den Kronberger Gesprächen gehe es, wie er sagt, um eine »vollständige Umgestaltung der politischen, wirtschaftlichen und religiösen Institutionen der muslimischen Ressourcenstaaten, um sie fest an die euroatlantische Achse zu schweissen«, und darum, dass bei dem schrittweisen Ausbau der europäischen Präsenz in der Region geeignete Mittel »der amerikanischen Durchsetzungsfähigkeit« beigegeben werden. Die Parzellierung ganzer Staatensysteme ist der Bertelsmann-Stiftung, die hierbei eine Vorreiterrolle spielt, nicht unbekannt. So empfahl die Stiftung am Vorabend des Jugoslawien-Krieges, »das ethnische Prinzip« anzuwenden und gegen Belgrad sogenannte Volksgruppen zu mobilisieren. Mit ihren Worten: »blutlich definierte Minderheiten mit Anspruch auf Territorialrechte«. Mit Hilfe von Bertelsmann entstand auch ein ethnischer Teilungsplan, der Ungarn, Rumänien, Russland sowie den nördlichen Kaukasus betrifft. Auf diese Weise wird mehreren UNO-Mitgliedstaaten mit dem Verlust ihrer Staatlichkeit gedroht! Im Armed Forces Journalwird in diesem Zusammenhang auf das angeblich ständige »Fliessen« von Staatsgrenzen hingewiesen, die dem biologischen Zug der Stämme und »Volksgruppen« folgten. Wegen »unnatürlicher« Territorialbildungen sollen Staaten »gerade jetzt» ihre Gestalt wechseln, und zwar »vom Kongo über den Kosovo bis hin zum Kaukasus«.
 
Vorwände des Angriffes auf die Souveränität von Staaten
Wie das zu bewerkstelligen sei? Man könne »ein kleines schmutziges Geheimnis aus 5000 Jahre Geschichte« verraten: Ethnische Säuberung klappt! Damit hat die Politik den Rüstungsmonopolen quasi Absolution erteilt, weiter Kriege zu führen und daran kräftig zu verdienen! Und das geht, wie man herausgefunden hat, am besten, wenn man Staaten quasi führerlos macht bzw. Quisling-Regimes im Interesse des internationalen Monopolkapitals einsetzt. Dazu wurden und werden die unterschiedlichsten Vorwände des Angriffes auf die Souveränität von Staaten gesucht, um diese Aufgabe zu bewerkstelligen: Vor der NATO-Aggression gegen Jugoslawien bemühte man den Begriff vom angeblichen »Völkermord« der Serben an den Kosovo-Albanern und der angeblichen Notwendigkeit, »ein zweites Auschwitz zu verhindern«, um Jugoslawien militärisch angreifen und später den Kosovo militärisch besetzen zu können. Nunmehr besteht kein multiethnisches Kosovo mehr. Vor dem Überfall der NATO auf Afghanistan beriefen sich die USA gar auf den Artikel 51 der UNO-Charta und den Bündnisfall der NATO, da sie, die USA, angeblich von Afghanistan aus angegriffen worden wäre und man nun in »Verteidigungsposition« gehen müsse, wohl wissend, dass man sich auf den Artikel 51 nur so lange berufen kann, bis ein Angriff von aussen abgewehrt ist. Mittlerweile wissen viele Menschen auf der Welt, dass Teile der amerikanischen Regierung, des Geheimdienstes und der Armee selbst dieses Attentat vom 11. September 2001 inszeniert hatten, um einen Grund für den weltweiten Antiterrorkrieg der Nato vor allem gegen die muslimischen Länder zu haben.
 
Beim letzten Golfkrieg gegen den Irak ging es nach aussen hin um die angebliche Beseitigung des Diktators Saddam Hussein, in Wirklichkeit um die Ausschaltung eines mächtigen Konkurrenten in diesem Raum und die Einsetzung eines der USA völlig untergebenen Regimes, die Verhinderung des von der USA gefürchteten Verlusts der Weltmonopolstellung des Dollars, der durch die Ankündigung Saddam Husseins, künftig alle Ölverkäufe in € statt in $ abwickeln zu wollen, in Gefahr war, sowie schliesslich und endlich um den Raub der Bodenschätze des Landes.
 
Was macht die Souveränität eines Staates aus?
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich darüber klar zu werden, was die Souveränität eines Staates ausmacht. Eines der Souveränitätsmerkmale eines Landes sind neben der eigenen Sprache, eigener Grenzen, eigenem Rechtssystems, eigener Kultur, eigener Polizei bzw. Armee auch eine eigene Währung. In Foreign Affairs vom Juni 2007 liest sich das so: »Indem sie sich gegen geopolitische Tendenzen wenden, könnten die Länder über die Währung ihre Souveränität wieder erlangen!« Deutschland als Erfüllungsgehilfe der USA, ob als CDU- oder SPD-geführtes Land, hat seine eigene Währung nicht behalten, sondern sich völlig diesem EU-Integrationsprozess unterworfen, bei dem es dank seiner Vorreiter- und Unterstützerrolle der USA eine Führungsposition von US-Gnaden einnehmen darf. Und in dieses Schemata will die USA im Zusammenspiel mit der EU, speziell Deutschland, nun auch die Schweiz zwingen, die mit ihren Institutionen wie dem Roten Kreuz und anderen gemeinwirtschaftlichen Institutionen eine Vorbildwirkung für viele Staaten Europas haben könnte.
 
Entwicklungsländer mit reichen Rohstoffvorkommen völlig untertan machen
Noch einen Gesichtspunkt möchten wir hervorheben. Seit Jahren werden vor allem Entwicklungsländer mit reichen Rohstoffvorkommen, die sich dem amerikanischen Diktat des Grosskapitals nicht völlig unterwerfen wollen, erst empfindlichen Sanktionen - auch seitens der EU - unterworfen, indem man ihnen einfach den »Geldhahn« zugedreht hat, um sie sich danach in Form von Kriegen völlig untertan zu machen. Für diese Länder war die Schweiz bisher ebenfalls stets ein verlässlicher Partner. Auch deshalb also ist dem Grosskapital ein Generalangriff auf die Schweiz unter willkommener Einbeziehung gewisser linker Kräfte von der SPD bis hin zur Partei Die Linke so wichtig. Aus diesem Grunde versuchen die Monopolkreise den Schweizer Widerstand dagegen zu brechen. Das soll, warnt Pierre Hillard, durch eine langfristige Strategie einer geplanten Teilung der Schweiz, bei der der italienisch sprechende Landesteil Italien, der französisch sprechende Teil Frankreich und der deutsch sprechende Landesteil Deutschland zugeordnet werden soll, erreicht werden.
 
Aggressive Kontinuität der US-Aussenpolitik
Wir meinen: Deutschland sollte sich nicht zu sicher fühlen: wenn es heute der USA als Juniorpartner hilft, könnte es schon morgen ebenfalls in Misskredit geraten, so wie weiland der Irak. Bisher ist es der USA unter seinen Präsidenten Bush sen. und Bush jun. immer gelungen, mittels Lüge und Betrug auch gegenüber der eigenen Bevölkerung (siehe 11. September 2001!) nach dem Motto: »Teile und herrsche!« seine Weltherrschaftspläne Schritt für Schritt zu verwirklichen. Da auch der derzeitige US-Präsident Obama die gleichen Berater wie seine Vorgänger hat und selbstverständlich auch von dem Industrie-Militärkomplex abhängig ist, ja finanziell unterstützt wird, ist eine weitere aggressive Kontinuität der Aussenpolitik der USA eigentlich vorprogrammiert. Warum, so fragen wir, sollte Deutschland einem solchen Staat, der auf unsere Kosten und die Kosten der ganzen Welt lebt, weiter folgen, anstatt sich neue verlässliche Bündnispartner zu suchen?
 
Quelle: Zeit-Fragen Nr. 19 vom 11.5.2009 Was steckt hinter dem Angriff aufs Bankgeheimnis der Schweiz? Was hat der Nato-Angriffskrieg auf Jugoslawien im Jahre 1999 mit dem Angriff auf das Bankgeheimnis der Schweiz zu tun? Von Brigitte Queck und Dr. Hans-Jürgen Falkenhagen – gekürzt -
http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2009/nr19-vom-1152009/was-steckt-hinter-dem-angriff-aufs-bankgeheimnis-der-schweiz/
* www.politonline.ch Doris Auerbach  -  Wird der Irak geteilt?
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=560 Interview mit Dr. Pierre Hillard